Wenn der VfL Osnabrück am Samstag im Nürnberger Max Morlock Stadion zu Gast ist, dann werden für Osnabrücker Verhältnisse vermutlich ungewöhnlich viele Scouts die Partie beobachten. In ihrem Fokus dürfte dann allen voran der aktuell vielleicht spannendste Spieler der 2. Bundesliga stehen, der aus VfL-Sicht leider beim kommenden Gegner unter Vertrag steht. Im Hinspiel bekamen die Lila-Weißen bereits einen Vorgeschmack auf das Wunderkind des 1. FC Nürnberg.
35 Minuten waren am 20. August gerade gespielt, da lernten auch die Osnabrücker den Namen Can Uzun endgültig kennen. Sein 1:0-Führungstreffer im Hinspiel zwischen dem VfL und Nürnberg war zwar „nur“ ein Abstauber, doch die Fähigkeiten des mittlerweile 18-jährigen Offensivspielers blieben auch dem Publikum in der Hasestadt wohl nicht verborgen.
Uzun braucht sechs Tage für zwei Rekorde
Erst einen Spieltag zuvor hatte sich Uzun im Alter von 17 Jahren und 268 Tagen zum jüngsten Profitorschützen des FCN gekürt – und seinem Verein mit seinen zweiten Treffer im Anschluss noch einen Punktgewinn gegen Hannover 96 gesichert. Nur sechs Tage später schnappte sich der Youngster den nächsten Rekord und schoss sich beim 9:1-Sieg über den FC Oberneuland im DFB-Pokal zum jüngsten Dreierpacker des Wettbewerbs.
Mittlerweile kommt der Offensivmann auf eine beeindruckende Quote von elf Treffern in 22 Spielen. Die absehbare Folge: Längst stehen die Top-Clubs Schlange bei FCN-Sportdirektor Olaf Rebbe, der einen Abgang seines Schützlings im bis zum 1. Februar geöffneten Winter-Transferfenster gegenüber Sport Bild allerdings frühzeitig ausschloss. Gleiches gelte auch für ein anderes Transfermodell, wie ein Verkauf Uzuns und eine gleichzeitige Leihe zurück an den „Club“. „Das kommt nicht infrage. Wir stehen mit ihm und seinem Berater im ständigen Austausch und sind da tiefenentspannt“, versicherte Olaf Rebbe.
Transfer im Sommer könnte Nürnbergs Kassen vollspülen
Ein Transfer im Sommer könnte dem FCN einen Geldregen bescheren, Uzuns Marktwert liegt mittlerweile bei acht Millionen Euro. Mit dem FC Bayern und dem BVB sollen zudem mit die zahlungskräftigsten deutschen Vereine interessiert sein. Auch aus dem Ausland gibt es Interesse, etwa von Galatasaray aus der türkischen Heimat des Angreifers oder vom FC Sevilla aus Spanien. Mit einem Leistungsabfall aufgrund des drohenden Transfer-Hypes rechnet Rebbe allerdings nicht: „Dafür ist der Junge viel zu geerdet.“
Ein neuer Mesut Özil?
Der VfL Osnabrück muss sich am Samstag also auf einen Can Uzun in sehr gute Verfassung einstellen, einen „Zocker-Typen“, der in seiner Ballbehandlung an einen deutschen Weltmeister, ebenfalls mit türkischen Wurzeln, erinnert: Mesut Özil. Dem heutigen Fußball-Rentner voraus hat Uzun sogar noch einiges in puncto Körpergröße. 1,86 Meter groß ist das Nürnberger Supertalent, das dementsprechend auch einiges an Präsenz im gegnerischen Sechzehner mitbringt.
Verteidiger beim VfL Osnabrück rechtzeitig wieder fit
Beim VfL wird man auch aufgrund Uzuns Treffer im Hinspiel gewarnt sein. Mit Bashkim Ajdini kehrt passenderweise zum Nürnberg-Spiel ein giftiger Verteidiger zurück bei den Lila-Weißen, auch Florian Kleinhansl ist nach zwischenzeitigem Individual-Training zum Anfang dieser Woche fit für das Wochenende. Außerdem machte Kapitän Timo Beermann nach seiner längeren Verletzung aus der Hinrunde in dieser Woche weitere Schritte.
Ob Trainer Uwe Koschinat allerdings Veränderungen in der Viererkette im Vergleich zum Paderborn-Spiel vornimmt ist fraglich. Schon zuletzt hob der 52-Jährige die neue Stabilität hervor, die sich auch im letzten Heimspiel zeigte. Die Probleme liegen woanders: in der Offensive.
Hilft Goiginger schon gegen Nürnberg?
Genau dort haben die Lila-Weißen am Deadline Day des seit Donnerstagabend (1. Februar) wieder geschlossenen Transferfenster noch einmal Verstärkung verpflichtet. Mit dem Österreicher Thomas Goiginger spielt ab sofort ein international erfahrener Außenbahnspieler für den VfL. Am Training am Donnerstagvormittag nahm der 30-Jährige direkt teil – und könnte auch gegen Nürnberg schon sein Debüt für die Osnabrücker feiern.
Alleine wird der Neuzugang allerdings wenig ausrichten können, auch das weitere Offensivpersonal muss für sportliche Erfolge liefern. Wie man gegen den FCN trifft, zeigte im Hinspiel Christian Conteh. Als Joker traf der pfeilschnelle Flügelspieler in der Nachspielzeit doppelt. Für einen Punktgewinn des VfL reichte Contehs Doppelpack damals allerdings trotzdem nicht – auch aufgrund des Führungstreffers durch Can Uzun, auf den auch am Samstag wieder viele Augen gerichtet sein werden.