In Osnabrück genießt Daniel Thioune Legendstatus – am Freitagabend (6. Oktober) ist er allerdings als Trainer von Fortuna Düsseldorf Gegner des VfL. Einmal coachte der 49-Jährige bereits gegen seinen Ex-Verein, der seitdem wohl auf Wiedergutmachung pocht.
Nicht nur wegen seines langjährigen Engagements beim VfL ist Daniel Thioune eng mit der Hasestadt und der Region Osnabrück verbunden. Als Sohn eines Senegalesen und einer Deutschen wurde der heutige Fußballlehrer in Georgsmarienhütte geboren, zog dann nach Osnabrück, wo er das Graf-Stauffenberg-Gymnasium besuchte und mit sechs Jahren das Fußballspielen für sich entdeckte – bei Raspo Osnabrück, gegenüber dessen Trainingsgelände er wohnte. Es zog ihn noch in seiner Jugend weiter zum Osnabrücker SC, dann zum Post SV Osnabrück, als Profi über die Sportfreunde Oesede zum VfL Osnabrück, anschließend zur Eintracht Osnabrück.
Einer der besten Osnabrücker Torschützen – und dann Aufstiegsheld
65 Tore gelangen dem Angreifer in 170 Spielen für den VfL – Platz sechs in der Liste der ewigen Rekordtorschützen des Vereins. Den Erfolg, den vermutlich alle Osnabrückerinnen und Osnabrücker ganz eng mit seinem Namen verbinden, feierte Thioune allerdings als Trainer. Nach einem schlechten Start in die Saison 2017/18 wurde Joe Enochs Anfang Oktober 2017 von seiner Aufgabe als Cheftrainer des damaligen Drittligisten entbunden. Thioune übernahm zunächst interimsmäßig – und bekam schließlich trotz vier Niederlagen in fünf Spielen das Vertrauen und einen Vertrag als Cheftrainer. Ein cleverer Schachzug vom Verein, wie sich herausstellen sollte.
Unter Thioune feierte der VfL Osnabrück trotz des schlechten Starts den Klassenerhalt im Sommer 2018, ein Jahr später fielen die Feierlichkeiten dann noch einmal um einiges größer aus. Sensationell gelang den Lila-Weißen die Meisterschaft und damit der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Auch dort hielt der Aufschwung an – nach der Hinrunde der Saison 2019/20 belegte der VfL den fünften Tabellenplatz mit lediglich vier Punkten Rückstand auf einen direkten Aufstiegsrang. Obwohl die Rückrunde misslang, hielten die Osnabrücker souverän die Klasse. Die Wege von Verein und Trainer trennten sich trotzdem.
Thioune zieht zum HSV – und schießt den VfL ab
Thioune zog weiter zum HSV und traf nach einigen Spieltagen erstmals auf seinen alten Arbeitgeber, der ohne seinen ehemaligen Chefcoach schnell in eine Abwärtsspirale rutschte und auch gegen die Hamburger eine herbe Pleite hinnehmen musste: 0:5 im Volksparkstadion. Das Rückspiel erlebte Thioune als Übungsleiter des HSV nicht mehr – fünf erfolglose Spiele kosteten ihm den Job. Ohne den Osnabrücker an der Seitenlinie verloren die „Rothosen“ das Rückspiel gegen den VfL übrigens. Die Lila-Weißen stiegen dennoch ab.
VfL ist wieder da – und pocht auf einen Sieg gegen den Ex
Mittlerweile ist der VfL wieder da – und Thioune Trainer von Fortuna Düsseldorf. Und das sogar sehr erfolgreich: Thioune übernahm die Fortuna auf dem Abstiegsrelegationsplatz, führte den Verein dann allerdings auch dank zwölf ungeschlagener Spiele zu Beginn seiner Amtszeit noch auf Rang zehn. In der Folgesaison, der vergangenen Spielzeit, gelang gar der Sprung auf Platz vier – geht dieses Jahr vielleicht sogar noch mehr?
Nach der vergangenen Pleite im Spitzenspiel gegen den HSV musste die Fortuna ihren Platz an der Tabellenspitze zunächst räumen und steht nun mit 14 Punkten in Reichweite zur Spitzenposition auf Rang fünf. Großen Anteil daran hat allen voran Neuzugang Christos Tzolis. Dem Leihspieler von Norwich City aus der zweiten englischen Liga gelangen in den ersten sieben Saisonpartien (inklusive DFB-Pokal!) bereits sechs Tore sowie zwei Vorlagen. Der VfL ist also gewarnt, zumal auch die Statistik für Düsseldorf spricht: Acht Niederlagen gegen die Fortuna stehen nur zwei Siege des VfL gegenüber, der letzte im Jahr 1992.
Hoffnung gibt den Lila-Weißen allerdings die Leistung aus den vergangenen beiden Partien sowie das neue Selbstvertrauen dank vier von sechs möglichen Punkten. Insbesondere Torjäger Erik Engelhardt scheint endlich in der neuen Saison angekommen zu sein, überzeugte zuletzt nicht nur mit zwei Toren, sondern auch mit Wucht und Präsenz. Apropros überzeugen: Auch die Neuzugänge Lennart Grill (zwei gehaltene Elfmeter + Spieler des Tages) und Michael Cuisance zeigten zuletzt, dass sie in der langen Saison echte Verstärkungen für den VfL sein können. Ein weiterer zuletzt formstarker Neuzugang fällt nicht nur gegen Düsseldorf hingegen aus: Oumar Diakhite, der sich gegen Kaiserslautern an der Schulter verletzte. Für ihn dürfte Niklas Wiemann zurück in die Startelf rotieren, in der es ansonsten nur wenig Anlass für Veränderungen geben dürfte.
4.000 Osnabrücker in Düsseldorf
Anstoß in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena ist am Freitag um 18:30 Uhr. Rund 4.000 Osnabrücker werden den VfL begleiten. Aus der Hasestadt ist das Spiel per Audio über das VfL-Liveradio oder mit Bild über den Pay-TV-Sender Sky zu verfolgen.