Lila-Weiß gegen Lila-Weiß heißt es am Samstag, wenn der FC Erzgebirge Aue zu VfL Osnabrück an die Bremer Brücke reist. Wer es mit den „Veilchen“ hält dürfte dabei nicht nur gespannt auf das Fußballspiel an sein, sondern auch auf das Geschehen abseits des Grüns.
Doch der Reihe nach: Anders als der VfL Osnabrück, der mit einer 0:1-Niederlage gegen den SV Sandhausen in die Saison startete, verlief der Auer Ligaauftakt spotlich nach Maß. Vor heimischen Publikum besiegte man den Regionalligaaufsteiger Hannover 96 II, der Sechste der Vorsaison löste also seine Pflichtaufgabe.
Auer Fan-Ärger wegen RB Leipzig
Alles gut also im Erzgebirge? Nein! Denn: Am Rande des Spiels gegen den Regionalligaaufsteiger sorgten die Auer Fans für einen Eklat. Schon während sich die Mannschaften warmmachen, verabschiedeten sich die Zuschauer zu großen Teilen aus dem heimischen Fanblock – mit einer klaren Botschaft an die Auer Verantwortlichen: „Wir sind dann mal raus…“. Zum Anpfiff kehrten die Fans zurück, erneut mit einem Spruchband: „Um uns ein Bier zu holen – anders erträgt man diese Schande nicht“. Der Unmut der Fans kommt allerdings nicht von ungefähr – der Protest war zu erwarten.
Grund für die dicke Luft ist ein geheimes Testspiel der „Veilchen“ in der Saisonvorbereitung gegen den in den aktiven Fanszenen als „Red-Bull-Produkt“ verachteten Bundesligisten RB Leipzig. Die Proteste im Falle einer tatsächlichen Austragung hatten die Auer Fans bereits im Vorfeld der Testpartie angekündigt – der Verein zog allerdings durch. In einer anschließenden Stellungnahme hatte die Fanszene von einem „traurigen Punkt in unserer Vereinsgeschichte“ gesprochen und betont, dass „ein weiteres Stück Kumpelverein“ damit gestorben sei.
Fans vermissen Werte und Loyalität
Es gehe ihnen um Werte und Loyalität, taten die Fans kund und kündigten damit nichts anderes als ihren Rückzug vom organisierten und kooperativen “Fan-Sein“ an: „Das Wohl des Vereins steht über allem – aber nicht sportlicher Erfolg um jeden Preis! Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Der Verein bleibt wieder auf sich gestellt.“
Das nächste Kapitel der Fehde zwischen Verein und Fans folgte bekanntlich beim Ligaauftakt. Statt eines Stimmungsboykotts, die Mannschaft solle sich „unserer Unterstützung weiterhin sicher sein“ wandten sich die Fans mit mehreren Botschaften an die Verantwortlichen – eine Prise Ironie inklusive: „Nun sind wir doch so tief gesunken, haben von dem Kakao, durch den man uns zieht, auch noch freiwillig getrunken … Als Nächstes Testen gegen Hoffenheim oder gleich RB-Farmverein?!“
Immerhin: Während des Spiels blieb es bei den verbalen Schüssen in Richtung Vereinsverantwortlich und die Fans darüber hinaus friedlich. Die Mannschaft ließ sich von dem Geschehen abseits des Platzes zudem nicht verunsichern, Marvin Stefaniak und Marcel Bär sicherten ihrem Team bereits in der ersten Halbzeit den Auftakterfolg.
Hitzige Stimmung in Osnabrück erwartet
Ob es auch in Osnabrück wieder Auer Banner geben wird, ist noch nicht klar. Doch auch unabhängig von den eigenen Fan-Unruhen erwartet Aues Trainer Pavel Dotchev, der in seiner Karriere bereits 18 Mal gegen den VfL Osnabrück coachte, aber nur zwei Siege an der Bremer Brücke einfahren konnte, eine aufgeheizte Stimmung in der Hasestadt: „Es ist schwer, dort zu spielen. Ein enges Stadion, immer eine hitzige Atmosphäre. Dort zu spielen war immer sehr emotional. Ich erwarte das am Wochenende nicht anders.“
Auf den VfL Osnabrück hält der erfahrene Fußballlehrer große Stücke, denn „eigentlich haben wir es mit einem Zweitligisten zu tun“, so Dotchevs Analyse: „Was die für eine Mannschaft haben: Alle Spieler haben schon Zweitliga-Erfahrung. Der Trainer ist schon lange da, er kennt die Mannschaft und das Umfeld.“
Simakala schon eine Option beim VfL Osnabrück?
Von Euphorie ist man in Osnabrück nach der Auftaktniederlage und trotz des Pokalerfolgs unter der Woche allerdings noch etwas entfernt. Helfen könnte da die Rückkehr von Aufstiegsheld Ba-Muaka Simakala, dessen Comeback gegen Aue theoretisch zwar möglich ist, der die Erwartungen am Tag seiner Verpflichtung allerdings noch selbst bremste. Da er vor seinem Transfer „nach Hause“ individuell statt mit seiner Mannschaft trainierte, brauche er noch Zeit, um fit zu werden. Eine Option für die Startelf des VfL Osnabrück dürfte der Angreifer nur zwei Tage nach seinem Wechsel ohnehin nicht sein.
Ebenfalls keine Option sind die Einsätze von Lars Kehl, der nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung gegen Sandhausen an einer Mittelfußreizung laboriert, und Maxwell Gyamfi (Infekt). Für den Innenverteidiger könnte Yigit Karademir in die Startelf springen. Alternativ könnte Niklas Wiemann von links in die Zentrale rücken und Bastien Conus den freien Platz auf außen einnehmen.