Zu ungewohnter Uhrzeit empfängt der VfL Osnabrück am Samstagabend (9. Dezember, 20.30 Uhr) Spitzenreiter FC St. Pauli an der Bremer Brücke. Die Voraussetzungen bei den beiden Mannschaften könnten vor dem Aufeinandertreffen kaum unterschiedlicher sein.
Es ist eine reine Erfolgsgeschichte, an der Fabian Hürzeler derzeit mit dem FC St. Pauli, schreibt – eine kurze Unentschieden-Serie (!!!) zu Saisonbeginn als einziges wirkliches Tief. Seit dem 18. Spieltag der vergangenen Saison steht der 30-Jährige Fußballlehrer bei den Kiezkickern an der Seitenlinie – die Bilanz könnte seitdem kaum besser sein: Wären die 32 Spiele, die seitdem vergangen sind, statt auf zwei Saisons nur auf eine verteilt gewesen, wäre Hürzelers Team mit 72 Punkten sicher ins Oberhaus aufgestiegen – vor dem letzten Meister Heidenheim, der in 34 Partien „nur“ 67 Punkte sammelte. Von Tabellenplatz 15 ging es für St. Pauli in der vergangenen Rückrunde mit nur zwei Niederlagen rasant nach oben bis auf Rang 5 am Ende der Saison. Daran knüpfen die Kiezkicker in der aktuellen Spielzeit nahtlos an: Platz 1 ohne Niederlage!
St. Pauli verkörpert all das, was dem VfL Osnabrück fehlt
Nicht nur die Punkte sprechen für den Erfolg der St. Paulianer, sondern auch deren Fußball: Im schnörkellosen 3-4-3-System kassiert der FC die wenigsten Gegentreffer der Liga (13), erzielt mit die meisten (29), spielt teils mehrere hundert Pässe mehr als der Gegner, hat entsprechend viel Ballbesitz und überzeugt mit hoher Laufleistung sowie jeder Menge Spielfreude. In der Liga stotterte der Motor vor dem überzeugenden Pokalauftritt samt Viertelfinaleinzug etwas – aber auf sehr hohem Niveau. Gegen Rostock wollte der Ball nach dem dritten Treffer in weniger als zehn Minuten nicht mehr ins Tor – am Ende stand ein 3:2 auf der Anzeigetafel – , im Spitzenduell verspielten die Kiezkicker eine 2:0-Führung noch, sodass das Stadtderby „nur“ 2:2 endete.
Von diesen „Problemchen“ kann der VfL Osnabrück derweil nur träumen. Das Debüt von Neu-Trainer Uwe Koschinat ging völlig nach hinten los – statt Schalke 04 hieß es am Ende eher Osnabrück 04 – , die tabellarische Lage ist mit dem Wort „brenzlig“ eigentlich fast noch zu schön beschrieben. Satte neun Punkte beträgt der Abstand auf den Relegationsrang bereits, zehn sind es bis zum endgültig rettenden Ufer. Auf der Habenseite der Lila-Weißen stehen dabei gerade einmal sieben Zähler.
Zwei weitere „Pokalspiele“ für den VfL Osnabrück
Aufgeben ist für VfL-Coach Koschinat dennoch keine Option. Bereits im Vorfeld der Schalke-Partie sprach der 52-Jährige angesichts von den Gegnern Schalke, St. Pauli und Berlin von drei „Pokalspielen“ bis zur Winterpause, nach der man dann neu angreifen wolle. Im Vorfeld des zweiten „Pokalspiels“ ließ sich der Fußballlehrer derweil nur wenig in die Karten schauen: Erneut Dreier- oder doch wieder Viererkette? Bleibt „Hoffnungsträger“ John Verhoek trotz unauffälligem Schalke-Spiel in der Startelf? Und was passiert auf der Torhüter-Position?
Viele der Antworten werden sich wohl erst am Samstag zeigen, klar scheinen jetzt allerdings schon zwei personelle Ausfälle: Für Kapitän Timo Beermann könnte das St. Pauli-Spiel nach Muskelverletzung noch zu früh kommen. Lukas Kunze fehlte zuletzt ebenfalls erkrankt im Training. Rechtzeitig fit werden dürfte hingegen Stürmer Erik Engelhardt, der unter der Woche ebenfalls kurzfristig und -zeitig ausfiel.
Ungewöhnliche Anstoßzeit
Bleibt abschließend noch ein Blick auf die ungewöhnliche Anstoßzeit: Erstmals in dieser Saison rollt der Ball unter Beteiligung des VfL Osnabrück am Samstag ab 20:30 Uhr. Flutlicht-Atmosphäre an einer trotz aussichtslos wirkender Situation wohl abermals vollen Bremer Brücke – optimale Bedingungen für eine Überraschung im Duell der Gegensätze?