Der neue Intendant der Städtischen Bühnen heißt Ulrich Mokrusch. Unter 38 Bewerbern setzte sich der derzeitige Intendant des Stadttheaters Bremerhaven in einem aufwendigen und arbeitsintensiven Auswahlverfahren durch. Ab 2021/22 wird der 1963 in Neuss geborene Mokrusch die Nachfolge von Dr. Ralf Waldschmidt antreten.
„Nachdem klar war, dass Dr. Waldschmidt nicht weiter als Intendant zur Verfügung stehen wird, haben wir uns intensiv mit der Findung eines Nachfolgers beschäftigt“, so Brigitte Neumann, Aufsichtsratsvorsitzende der Städtischen Bühnen Osnabrück. Die zuständige und im Juli 2019 beschlossene Findungskommission umfasste 18 Personen, die auf unterschiedliche Weise mit dem Theater Osnabrück verbunden waren. Neben Personen aus den verschiedenen Ensembles, Ratsmitgliedern und dem Ersten Stadtrat Wolfgang Beckermann, fungierten Nicole May vom Theater Baden-Baden und Intendant Markus Dietze vom Theater Koblenz als externe Berater. Mit Dr. Uwe Kanning untersützte außerdem ein Professor für Wirtschaftspychologie an der Hochschule Osnabrück die Kommission.
Einstimmige Entscheidung
In zwei Bewerbungsrunden wurde schließlich Ulrich Mokrusch als künftiger Intendant der Städtischen Bühnen ausgewählt. Brigitte Neumann zeigte sich begeistert von den Kandidaten: „Insbesondere die vier Kandidaten und zwei Kandidatinnen der zweiten Bewerbungsrunde waren hervorragend. Daher war anschließend ein langer und intensiver Austausch nötig.“ Letztlich sei Mokrusch dennoch einstimmig als neuer Intendant beschlossen worden. „Ich bin der Meinung, dass wir trotz erschwerter Bedingungen durch die notwendige Sanierung in eine gute Zukunft sehen können“, sagte Neumann.
Überzeugende Ideen
„Ulrich Mokrusch denkt Theater für unsere Stadt. Seine Ideen, Osnabrücker Themen und Werke von Preisträgern des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis in den Spielplan zu integrieren, wirken auf uns sehr überzeugend“, begründet Neumann die Entscheidung. Wolfgang Beckermann, Erster Stadtrat, ergänzt: „Wir haben für die Zukunft einen Intendanten gefunden, der viele Vorschläge für mögliche Kooperationen eingebracht hat.“
Erfolgreiche Arbeit in Bremerhaven
Mit Ulrich Mokrusch kommt 2021/22 ein mehrfach qualifizierter Intendant nach Osnabrück. Nach einer Schauspielausbildung an der Pariser ecole Jaques Lecoq, zog es den in Neuss geborenen Mokrusch als Regisseur und Schauspieler an das dortige Rheinische Landestheater. Er arbeitete als freier Regisseur an unterschiedlichen Bühnen in Deutschland, studierte parallel dazu den Studiengang Kulturmanagement an der FU Hagen und Betriebswirtschaftslehre, die er mit dem Diplom beendete. Auf Stationen als Dozent u.a. an der LMU München folgten die Positionen als Stellvertretender Intendant am Theater Bielefeld und Stellvertretender Generalintendant am Nationaltheater Mannheim. Seit August 2010 arbeitet Mokrusch erfolgreich als Intendant an dem Stadttheater Bremerhaven, welches u.a. 2011 als bestes Theater abseits der Zentren ausgezeichnet wurde und 2015 den Theaterpreis des Bundes erhielt. 2019 folgte die Nominierung für den International opera award in London für die Wiederentdeckung des Jahres „the lodger“ von Phyllis Tate.
Neuer Intendant mit vielen Ideen
„Mit dem Schritt an das Theater in Osnabrück möchte ich eine neue Herausforderung angehen. Das Theater ist ein groß aufgestelltes Haus und ich schätze den Bezug des Hauses zu der Stadt sehr“, erklärt Ulrich Mokrusch den Schritt nach Osnabrück. Angesichts der Aufgabe bereits den Spielplan für 2021/22 aufstellen zu müssen, sprühte Mokrusch vor Ideen: „Wichtig ist, das Theater thematisch aufzustellen und sich mit gesellschaftspolitischen Themen, wie Europa, dem Westfälischen Frieden oder der Demokratie, zu befassen. Diese Themen dürfen im Theater Fragen aufwerfen und Wunden aufreißen.“ Um die fünf verschiedenen Sparten des Theaters zusammen zu bringen, wünscht sich Mokrusch ein „interdisziplinäres Crossover“: „Ich träume davon, dass sich die Sparten gegenseitig weiter bringen und das Theater Vorreiter wird.“ Auch die zwischenmenschliche und kulturelle Begegnung auf Augenhöhe sei eine dringliche Aufgabe. Der künftige Intendant kann sich daher vorstellen in jeder Spielzeit ein Partnerland zu suchen: „Kooperationen aus den Communities der Stadt sollten in jeglicher Hinsicht vertieft werden“, so Mokrusch.
Sanierung positiv entgegen blicken
Belastet wird die Perspektive des Theaters durch die offenen Fragen zur geplanten Sanierung. Ulrich Mokrusch zeigt sich dennoch optimistisch: „Eine Sanierung muss nicht der Alptraum sein. Es kann eine Zeit der besonderen Orte und der Begegnungen werden. Ich fände es toll, wenn wir in verschiedensten Einrichtungen, beispielsweise Schwimmbädern, spielen könnten.“ Aus Sanierungen an den vorherigen Stationen in Bielefeld und Mannheim bringt der künftige Intendant bereits Vorerfahrungen mit, die in der Baustelle Osnabrück nützlich sein können. Jedoch müsse der Rahmen der Sanierung überschaubar bleiben. Wolfgang Beckermann schließt sich dem an: „Die Sanierung ist auch eine Chance für mehr Kreativität und ein neues Publikum.“
Ulrich Mokrusch sieht der Zukunft daher positiv entgegen: „Ich freue mich neue Akzente zu setzen, abwechslungsreiche Programme und Kooperationen zu entwickleln und das heutige und zukünftige Publikum zu erreichen.