In der Weihnachtszeit beschert unser HASEPOST-Adventskalender euch besinnliche Meldungen und weihnachtliche Geschichten: Ausflugs- und Dekotipps, Festtage an besonderen Orten, winterliche Rückblicke und rührende Weihnachtsgeschichten – 24 Artikel an 24 Tagen decken alles ab, um Weihnachtsstimmung in unserer Hasestadt zu verbreiten.
Rund 500 Menschen aus 34 Nationen sind derzeit am Osnabrücker Standort der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen untergebracht. Viele von ihnen erleben hier in Deutschland zum ersten Mal ein Weihnachtsfest – dank zahlreicher Spenden erhalten die Kinder und Jugendlichen erstmals in ihrem Leben Weihnachtsgeschenke.
„Der Standort Osnabrück der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB NI) ist eine Aufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen“, erklärt Birgit Beylich von der LAB NI. Rund 500 Personen sind an der Sedanstraße untergebracht. Die maximale Belegung liegt bei 600. „Bei der Unterbringung werden die unterschiedlichen Nationalitäten und ethnische Gruppierungen berücksichtigt. Separate Wohnbereiche bieten alleinreisenden Frauen besonderen Schutz. Die Hauptherkunftsländer sind derzeit Syrien, Irak, Afghanistan, Albanien“, sagt Beylich.
Vorbereitungen auf das Leben in Deutschland
Am Standort hielten sich die Menschen in der Regel zwischen drei und sechs Monaten auf, ehe sie einer Kommune zugewiesen würden. „Jüngere Kinder haben die Möglichkeit, durch den Freizeitpädagogischen Bereich betreut zu werden. Erwachsene Bewohner*innen werden durch ehrenamtliche Lehrkräfte in sogenannten Wegweiser- beziehungsweise Erstorientierungskursen auf das Leben in Deutschland vorbereitet. Neben dem Freizeitangebot des Freizeitpädagogischen Bereichs bieten eine kleine Turnhalle, ein Fitnessstudio und ein Soccerplatz den Bewohner*innen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.“ Wegen der Corona-Pandemie könnten einige Angebote aktuell jedoch nicht durchgeführt werden.
„In regelmäßigen Bewohnersprecherrunden haben die Bewohner*innen die Möglichkeit, ihre Wünsche, Sorgen und Anregungen zu äußern. Der Standort Osnabrück bietet zudem ein Beratungszentrum für rückkehrpflichtige oder rückkehrwillige Asylsuchende und Flüchtlinge an. Dieses unterstützt die Bewohner*innen bei der freiwilligen Rückkehr in das Heimatland“, ergänzt Beylich.
Für viele Bewohner das erste Weihnachtsfest
Die Weihnachtszeit sei für viele Bewohner besonders, da einige von ihnen die Weihnachtstage so zum ersten Mal erleben würden, erzählt Beylich. „Sie verbringen die Weihnachtstage hierI oder können mit einer Besuchserlaubnis Familie und Verwandte besuchen. Wegen Ferien- und Urlaubszeit ist auch der Aufenthalt in der LAB NI ruhiger als der turbulente Alltag. Die Bewohner*innen sollen besinnliche Tage erleben, auch wenn viele von ihnen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit gar kein Weihnachten feiern und zum ersten Mal mit dem Fest in Berührung kommen. Da tragen auch schon viele Kleinigkeiten zu bei, wie etwas weihnachtliche Dekoration oder dass das Küchenpersonal besonders liebevoll kocht“, sagt Beylich. Die unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründe der Bewohnerinnen und Bewohner brächten eine Vielfalt an Feiertagstraditionen mit sich.
„Bewohner*innen des christlichen Glaubens berichten von Weihnachtsfeiern in ihren Heimatländern. Familien und Verwandte treffen sich, besuchen Gottesdienste, es wird gemeinsam gekocht und gegessen. Zudem werden Geschenke, vor allem an die Kinder, verteilt.“ Das Miteinander der verschiedenen Kulturen und Religionen mache es „unfassbar bunt“ in der Einrichtung. „Dennoch gehört es auch zu unserer Arbeit, die Bewohner*innen mit den deutschen Feiertagen in Kontakt zu bringen“, merkt Beylich an.
Strahlende Kinderaugen bleiben besonders in Erinnerung
In den Jahren 2018 und 2019 beschenkte der X-Mas-Truck der Til-Schweiger-Foundation die Kinder und Jugendlichen aus der Einrichtung. Seit 2020 sei der Besuch coronabedingt allerdings nicht mehr möglich gewesen, bedauert Beylich. Auch das gemeinsame Verspeisen von Plätzchen und Getränken sei seitdem nicht mehr möglich gewesen. Stattdessen würden diverse andere Aktionen angeboten: „In diesem Jahr werden zu Weihnachten kleine Geschenkepäckchen vom Sozialdienst und der Kinderbetreuung an die Kinder und Jugendlichen verteilt. Durch Spenden kann dies ermöglicht werden, was uns natürlich besonders freut. In der Kita und in der Schule wird natürlich auch weihnachtlich gebastelt und viel gesungen. Das ist gar nicht so verschieden zu dem Kita- und Schulalltag der Osnabrücker Kinder in der Vorweihnachtszeit. Der Grundsatz unserer Arbeit lautet auch in diesem Zusammenhang: alle Angebote von uns richten sich auch an alle, unabhängig von Herkunft oder Religion.“
Besonders in Erinnerung blieben die Reaktionen der Kinder auf die ersten eigenen Weihnachtsgeschenke: „Das Strahlen der Kinderaugen ist herzerwärmend und von besonderer Bedeutung, wenn man weiß, dass die Familien wenig Möglichkeiten haben, den eigenen Kindern Wünsche zu erfüllen. Deshalb freuen wir uns auch sehr über die Spenden, die wir an die Familien weitergeben und somit den Menschen eine kleine Freude machen können. Gerade während der Weihnachtszeit wird uns jeden Tag wieder die Verantwortung bewusst, welche wir für unsere Bewohnerinnen und Bewohner haben. Viele der Fluchtgeschichten, die wir von den Menschen erfahren, lassen uns demütig werden und motivieren uns, unser Bestes zu geben. Jedes Lächeln und jedes „Danke“ ist der größte Antrieb für unsere Arbeit.