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“Start up in Osnabrück”: Pheal will Herzinsuffizienzen frühzeitig erkennbar machen

Mehr als jeder 20. Mensch in Deutschland leidet laut aktueller Schätzungen an einer Herzinsuffizienz – und nicht selten bleibt die Erkrankung unerkannt. Ein Startup aus Osnabrück arbeitet an einer Lösung: Pheal.

Per Definition haben die Begriffe Herzinsuffizienz, Herzschwäche und Herzmuskelschwäche dieselbe Bedeutung: Bedingt durch eine Schwächung des Herzmuskels kann das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen. In der Folge kommt es zu einer verminderten Blutversorgung der Organe. Eine Herzinsuffizienz ist dabei nicht immer klar und deutlich zu erkennen, denn die Symptome sind vielfältig – nicht selten endet die Erkrankung tödlich. Das Startup Pheal aus Osnabrück hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die medizinische Überwachung zu revolutionieren.

Unternehmenssteckbrief Pheal
Unternehmenssteckbrief Pheal

Viel Nachholbedarf im Gesundheitsmanagement

“Wir fokussieren uns zu sehr auf die Behandlung von Krankheiten, statt ihre Entstehung zu verhindern“, kritisiert Dr. Agnes Musiol, die Pheal.care gemeinsam mit Eike Kottkamp gründete. Die studierte Biomedizinerin erzählt im Gespräch mit der HASEPOST von ihren Erfahrungen: „Ich habe lange in der klinischen Entwicklung und Forschung gearbeitet und dabei unser Gesundheitsmanagement kennengelernt. Schnell ist mir dabei klar geworden, dass darin noch viel Nachholbedarf besteht.“

Es ist ein Bild, das ihr Kollege Kottkamp, studierter Mechatroniker, teilt: „Ich war nach meinem Studium zunächst im FE-Bereich in der Autobranche tätig, habe zudem Sensorik entwickelt. 2015 bin ich mit dem Medizin-Bereich in Kontakt gekommen und habe erkannt, dass es in diesem Bereich noch keine Lösungen für Sensorik gibt.“ Nachdem sich Musiol und Kottkamp kennenlernten, habe man vor rund zwei Jahren angefangen, eine solche Sensorik zu entwickeln, berichtet Kottkamp. „Im vergangenen Jahr hatten wir dann die Idee einer neuen Produktplattform, um am Körper des Patienten Daten auszuwerten, die eine Herzinsuffizienz frühzeitig erkennbar machen können.“

Pflaster als Herzstück

Das Herzstück der Innovation von Pheal sind Smart Patches, intelligente Pflaster, die
zentrale menschliche Biomarker überwachen und so einen proaktiven Gesundheitscheck ermöglichen. Diese nur wenige Gramm schweren Pflaster, die am Oberarm getragen werden und deren Sensor alle sieben Tage ausgetauscht werden muss, zielen darauf ab, das Risiko schwerwiegender Erkrankungen wie einer Herzinsuffizienz zu minimieren, erklärt Musiol.

Die so gewonnen Daten stehen in erster Linie dem Patienten selbst zur Verfügung. „Unser Produkt verfügt über einen durch Künstliche Intelligenz gesteuerten Dateninterpretationsalgorithmus, über den der Patient gewarnt wird, sobald ein Trend zu erkennen ist. Das Patch stellt dazu ein Blubild zur Verfügung, gibt allerdings keine genaue Diagnose bekannt, sondern rät lediglich zum Arztbesuch“, erläutert Musiol. „Insbesondere bei Erkrankungen wie einer Herzinsuffizienz macht es allerdings Sinn, von Beginn an einen Arzt hinzuzuziehen, der die Daten direkt erhält und besser auswerten kann.“

Markteintritt in fünf bis sechs Jahren

Die Technologie wird derzeit in einer Testphase in Kooperation mit dem Uniklinikum Münster erprobt, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu validieren. Die erste Zielgruppe sind Patienten mit Herzinsuffizienz. Die ersten Reaktionen etwa durch die Krankenkassen seien positiv, betont Kottkamp, bis zum Markteintritt dürfte es dennoch etwas dauern: „Realistisch ist ein Start in fünf bis sechs Jahren. Die Smart Patches müssen vorher als medizinisches Produkt zugelassen werden. Das ist oft eine länger andauernder Prozess.“ Auch von Seiten des Gesetzgebers müsse noch einiges getan werden. „Aber die ersten Schritte sind getan, auch im Hinblick auf die Digitalisierung und das Fernmonitoring“, ergänzt Kottkamp.

Neben dem medizinischen Einsatz sehen die Gründer weitere Anwendungsmöglichkeiten für ihr Smart Patch, etwa im Leistungssport oder als Lifestyle-Produkt, was den Markteintritt beschleunigen könnte. Ein erstes, nicht-medizinisches Produkt soll noch in diesem Jahr eingeführt werden.

Lob für Osnabrücks Startup-Kultur

Lobende Worte finden die Gründer abschließend auch für den Unternehmensstandort Osnabrück. „Die Stadt hat eine Startup-Kultur, die uns in den frühen Phasen unserer Entwicklung enorm unterstützt hat“, so Musiol. Profitiert habe man dabei auch durch die Teilnahme an Batch #1 am Osnabrücker Healthcare Accelerator (OHA) und dessen Netzwerk.

Mehr zum OHA erfahrt ihr in einem früheren Artikel aus unserer Startup-Reihe, mehr zu Pheal gibt es hier.

Auch wenn Osnabrück nicht immer als Vorreiter gilt, hat sich unsere Hasestadt bundesweit einen Namen auf dem Gründungsmarkt gemacht. Osnabrück und innovativ – ja, das passt sehr gut. Und es lohnt sich genauer hinzuschauen: In unserer Artikelreihe „Start up“ in Osnabrück wollen wir genau das tun und mit der Osnabrücker Startup-Szene auf Tuchfühlung gehen. Seid gespannt auf zahlreiche Ideen für die Stadt und das Leben der Zukunft!


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

  

   

 

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