Am 2. November kommt der neue Osnabrücker Stadtrat erstmals zusammen. Neu mit dabei ist dann auch ein Vertreter von Die Partei. Wie die Satiriker ihr Wahlergebnis einschätzen und inwiefern man die städtische Politik beeinflussen möchte, hat die HASEPOST nachgefragt.
Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, kurz Die Partei, wurde 2004 von Redakteuren der deutschen Satirezeitschrift Titanic gegründet. Was viele nicht wissen: Die Partei ist im Bundestag vertreten. Das Parteimitglied Marco Bülow sitzt bereits seit 2002 als direkt gewählter Abgeordneter im Parlament, bis 2018 für die SPD, seitdem als fraktionsloser Abgeordneter für Die Partei. Im kommenden Bundestag wird Die Partei nicht mehr vertreten sein. Auch im Europa-Parlament hat Die Partei einen Sitz inne, der Parteivorsitzende Martin Sonneborn fällt dort immer wieder mit satirischen Auftritten auf, die sich insbesondere gegen rechtspopulistische Parteien richten. Sowohl in Belgien als auch in Luxemburg und Österreich hat Die Partei mittlerweile eigene Ableger. Der Parteiname von Die Partei ist ein Akronym, also eine Abkürzung für den vollständigen Parteinamen (s. Absatzanfang).
BOB-Verschlechterung „mit am erfreulichsten“
In der Stadt Osnabrück erreichte Die Partei 1,62% bzw. 3.246 aller Stimmen. Kommentar der Partei dazu: „Allgemein sind wir mit dem Osnabrücker Ergebnis zufrieden. Aus logischer Sicht hätten wir gar nicht mehr als die immerhin erlangten 3.246 Stimmen erhalten können, da diese 1,62% nach der gaußschen Normalverteilung exakt dem Anteil hochbegabter Menschen an der Osnabrücker Gesamtbevölkerung entsprechen.“ Zukünftig hofft man jedoch auf mehr Stimmen und äußert sich dazu auch optimistisch: „Die Zukunft lässt hoffen, denn auf Elternabenden steigt der Anteil hochbegabter Kinder auch in Osnabrück schon seit Jahren auf annähernd 100 Prozent.“
Positiv sei am Osnabrücker Wahlergebnis auch, dass dem Bund Osnabrücker Bürger einige Stimmen abhanden gekommen seien: „Mit am erfreulichsten ist sicherlich, dass BOB trotz des exzessiven und kostspieligen Wahlkampfs sich gegenüber den Wahlen vor fünf Jahren sogar verschlechtert hat. Die menschenverachtenden Plakate von BOB haben offenbar das Gegenteil von dem bewirkt, was sich diese ewiggestrigen Autophilister erträumt haben.“ In ganz Deutschland erzielte Die Partei zwar ein schwächeres Ergebnis als in Osnabrück, die Gründe dafür seien jedoch in den anderen Bundesländern gelegen: „Bundesweit haben wir immerhin 1,0% erhalten – ein ganzes Stück weniger als in Osnabrück also, da Bayern und Sachsen mitwählen durfte, ist das aber auch kein Wunder.“
„Mehr Ernsthaftigkeit“ für den Stadtrat
Neu in den Stadtrat einziehen wird für Die Partei ein in Osnabrück nicht unbekanntes Gesicht: Kalla Wefel. Der 70-Jährige ist bereits als Kabarettist, Autor und Musiker in Erscheinung getreten, kandidierte 2013 als Parteiloser für das Amt des Oberbürgermeisters und ergatterte damals immerhin mehr Stimmen als der FDP-Kandidat. Seit 2006 veranstaltet Wefel außerdem regelmäßig den “Osnabrücker Heimatabend“ in der Lagerhalle.
Im Stadtrat verfolgt der Kabarettist verschiedene Ziele wie Die Partei berichtet: „Kalla Wefel hofft vor allem, dass endlich mehr Ernsthaftigkeit in den Stadtrat einzieht, denn für Satire haben die Parteien in den vergangenen Jahren selbst genug gesorgt. Der private Autoverkehr muss aus der Innenstadt endlich komplett verschwinden und Fahrradwege dringend erweitert werden, denn dem Fahrrad gehört die Zukunft. Wohnungsbau und nochmals Wohnungsbau und die Verstadtlichung der Vonovia. Zusammenarbeit mit Transparency International. In jede Himmelsrichtung gehört eine IGS.“ Klare Meinungen hat Wefel, der den heimischen VfL Osnabrück als Sohn des früheren Mannschaftsarztes der Lila-Weißen, Karl Wefel, sogar von der Ersatz- und Betreuerbank aus gut kennt, auch zum städtischen Fußballstadion sowie zum Neumarkt: „Die Bremer Brücke muss unter Denkmalschutz gestellt und der Neumarkt zum grünen Finger werden.“
Zusammenarbeit mit Volt?
Eine Zusammenarbeit mit anderen Parteien kann sich Die Partei nur bedingt vorstellen: „Neben uns gibt es nur VOLT, die der radikalen Mitte zuzuordnen sind. Die UWG hat sich einst mit Ex-BOBlern vermengt und deren Abstimmungsverhalten der letzten Jahre ist für uns ohnehin alles andere als nachvollziehbar gewesen. Die großen Parteien kommen eh nicht in Frage und rechte Gruppierungen wie BOB oder die AfD erst recht nicht.“ Mit Volt ist man inzwischen in Kontakt getreten, Ergebnis der Sondierungen: noch offen. Die Vorteile eines Zusammenschlusses erläutert Gerhard Meyering, städtischer Redakteur: „Der Vorteil für zwei Einzelratsmitglieder liegt bei einem Zusammenschluss zu einer Gruppe darin, dass sie damit Anspruch auf Einrichtung einer Geschäftsstelle Im Rathaus haben. Die Fraktion/Gruppe bekommt dann einen Raum zur Verfügung gestellt und erhält eine Sachkosten- und eine Personalkostenpauschale.“
Wefel im Ganzkörperschador mit Panzerhemd?
Noch unklar ist derweil, wo Die Partei ab dem 2. November ihren Platz im Stadtrat haben wird. Für die Satiriker ist jedoch bereits klar, neben wem man sich einen Sitz vorstellen könnte – und neben wem auch nicht: „Wir passen ganz einfach zwischen Rot und Grün, am besten mit VOLT zusammen. Sollte man uns neben oder zwischen die populistischen Irrläufer von BOB oder der AfD setzen, wird Kalla Wefel im Ganzkörperschador mit Panzerhemd auflaufen.“