Schiedsrichter (Symbolbild)
Viele Amateurfußballer aus dem Kreis Osnabrück staunten am vergangenen Wochenende wohl nicht schlecht, als die jeweiligen Schiedsrichter sie zwölf Minuten lang auf den herbeigesehnten Anpfiff warten ließen. Hintergrund war eine Aktion der Unparteiischen, die auf die zunehmende Gewalt im Fußball aufmerksam machen soll.
Pöbeleien, rassistische Gesten, Schlägereien, verbale und körperliche Übergriffe auf Schiedsrichter: Laut einer Erhebung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sind in der Saison 2021/22 911 Spiele aufgrund von Gewalt- oder Diskriminierungsvorfällen abgebrochen worden – eine Rekordmarke im deutschen Amateurfußball. Im Kreis Osnabrück haben die Schiedsrichter am vergangenen Sonntag (23. Oktober) ein Zeichen gesetzt und rund 50 Spiele unter dem Motto „Es ist kurz vor Zwölf!“ unangekündigt mit zwölfminütiger Verzögerung angepfiffen. Erst nach der Seitenwahl informierten die Unparteiischen die Mannschaften über den verzögerten Anpfiff und die damit erhoffte Denkpause.
Zahlen der Gewalt im Amateurfußball erschreckend hoch
In einer eigens verfassten Botschaft erklärten die Schiedsrichter: „In den letzten Wochen gab es vermehrt Gewaltvorfälle auf unseren Sportplätzen, bei denen auch Schiedsrichter aufs Schlimmste beleidigt, bedroht und sogar tätlich angegriffen wurden. Hiergegen setzen wir mit unserer Unterbrechung ein Zeichen, denn so wird die Zukunft aussehen, wenn sich nichts ändert.“ Die Bedeutung der Denkpause an die Spieler war erst am Vortag noch einmal deutlich unterstrichen worden. Bei einer Partie am Samstag (22. Oktober) eskalierte ein Streit zwischen zwei Spieler, beim Versuch zu schlichten, hatte der Spielleiter einen Schlag abbekommen – Spielabbruch.
Die Zahlen des DFB – basierend auf Online-Spielberichten der Unparteiischen – sind ebenfalls erschreckend: 2021/2022 wurden von 1.455.416 ausgetragenen Begegnungen 1.219.397 in einem Online-Bericht erfasst. Es wurden 5.582 Vorfälle gemeldet, davon 3.544 Gewalthandlungen und 2.389 Diskriminierungen. Im Schnitt kam es bei einem von gut 1.300 Spielen zum Abbruch – es sind allesamt traurige Rekordwerte.
Vorbild Hildesheim
Vorbild für die Osnabrücker Schiedsrichter waren Referees aus dem Kreis Hildesheim. Nachdem dort im August ein Unparteiischer zusammengeschlagen wurde, machten seine Kollegen kurz darauf mit einer Aktion auf die Gewalt aufmerksam. Unterstützung gab es nun auch aus dem Kreis Osnabrück.