Wie die HASEPOST bereits vor drei Wochen exklusiv berichtete, hat die Stadt Osnabrück in den vergangenen Wochen bis Mitte Juni vier neue Radzählsysteme installiert, um den Radverkehr genauer analysieren zu können. In einer aktuellen Pressemeldung äußert sich nun unter anderem Stadtbaurat Frank Otte zu den neuen Zählsystemen.
Wie verändert sich der Radverkehr in Osnabrück? Wird bei jedem Wetter das Fahrrad benutzt? Solche Fragen lassen sich nicht ohne Weiteres beantworten. Für eine fundierte Planung braucht man im Radverkehr quantitative Daten – so wie es auch für den Kfz-Verkehr üblich ist. Viele Großstädte setzen dabei auf automatische Radzählsysteme. Sie helfen, das Mobilitätsverhalten einzuschätzen und zeigen als Monitoringinstrument die Entwicklung des Radverkehrs.
Am Radschnellweg an der Schlachthofstraße werden bereits seit Mai 2019 die Radlerinnen und Radler gezählt, fast eine halbe Million bis heute. Mit der Nennung der Kosten zögerte die Stadt damals. 24.000 Euro kostete der Zähler mit einer Infostele, gab die Stadt mehr als drei Wochen und eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen eines Verstoßes gegen das Niedersächsische Pressegesetz später bekannt. Nun hat die Stadt vier weitere Radzählsysteme installiert: Am Burenkamp, an der Bramscher Straße, an der Sedanstraße / Barenteich und an der Katharinenstraße sind Schleifen verlegt, die jedes Fahrrad erfassen.
Otte sieht Infostele als Motivation zum Radfahren
Anders als an den drei weiteren neuen Stellen, steht am Standort Katharinenstraße ebenfalls eine Infostele, die anzeigt, wie viele Radfahrende hier am Tag und im laufenden Jahr unterwegs sind. „Mit der Infostele zeigen wir konkret vor Ort, welche Bedeutung der Radverkehr hat und geben den Radfahrenden eine schöne Rückmeldung. Das motiviert weiter zum Radfahren“, sagt Stadtbaurat Frank Otte.
Die Standorte der Radzählsysteme liegen auf Velorouten des Radverkehrsnetzes. Das sind Strecken, die eine besonderen Bedeutung für den Alltagsverkehr haben. Über die Daten des Radzählsystems kann langfristig beobachtet werden, wie sich der Radverkehr insgesamt entwickelt, oder auch welche Auswirkungen Baumaßnahmen haben. „Planerisch ist es sehr spannend, diese Daten zu nutzen“, erläutert die städtische Radverkehrsbeauftragte Ulla Bauer. „Sie ergänzen die anderen Erhebungen, die wir zum Mobilitätsverhalten durchführen.“
Mit den fünf Standorten sind nun Fahrbeziehungen aus vielen Richtungen abgedeckt, eine Ergänzung ist aktuell nicht geplant. Die Anschaffung der Radzählsysteme hat 37.800 Euro gekostet, dazu kommen die Kosten für den Tiefbau. Alleine der Zähler mit Infostele an der Katharinenstraße kostet insgesamt etwa 20.000 Euro.
Wie werden Fahrräder erkannt?
Der Sensor der Zählstelle erkennt die Geometrie eines überfahrenden Fahrrades anhand der zwei Laufräder mit Tretlager, die die Induktionsschleife überfahren. Andere Fahrzeuge mit abweichender Geometrie (Kfz, Kinderwagen,…) werden herausgefiltert und nicht gezählt. Die Fahrtrichtungen werden getrennt erfasst. Durch die spezielle Geometrie der Induktionsschleifen werden auch Radfahrer in Pulks zuverlässig erfasst. Ausnahme: Bei zwei unmittelbar nebeneinander fahrenden Fahrrädern, welche die gleiche Induktionsschleife befahren, wird nur ein Fahrrad erkannt. Dies ist aufgrund der Breite einer Induktionsschleife (ca. 80 cm) nahezu ausgeschlossen.
Ausnahmen bei der Erfassung bilden lediglich Fahrräder mit Anhänger und einige Carbon-Fahrräder. Fahrräder mit Anhänger werden durch die Geometrie mit mehr als zwei Laufrädern hintereinander vom System als zwei Fahrräder erkannt. Carbon-Fahrräder mit Alufelgen und Carbonrahmen werden erfasst, Fahrräder mit Carbonrahmen und Carbonfelgen dagegen nicht. Da der Anteil von Carbon-Fahrrädern am Gesamtaufkommen zurzeit jedoch sehr gering ist, könne dies vernachlässigt werden, so die Stadt.
Titelbild: Osnabrücks Radverkehrsbeauftragte Ulla Bauer und Stadtbaurat Frank Otte bei der Infostele, die anzeigt, wie viele Radfahrende am Tag und im laufenden Jahr in der Katharinenstraße unterwegs sind. / Foto: Stadt Osnabrück (Silke Brickwedde)