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Osnabrücks Partnerschaften in aller Welt: Haarlem, Angers, Derby, Twer, Çanakkale – und wer noch?

Die Städte Haarlem, Angers, Derby, Twer und Çanakkale haben eines gemeinsam – sie alle sind mit Osnabrück „verpartnert“. Wer allerdings in der Hasestadt den Platz der Städtefreundschaften quert, der wird an einer zentralen Hinweistafel auf sechs weitere Schilder mit Namen treffen, deren Städte ebenfalls eine enge Beziehung mit Osnabrück führen, in der Friedensstadt jedoch eher weniger als Partner bekannt sind. Was hat es damit also auf sich?

So viel vorweg: Osnabrück hat nicht nur fünf Städtepartnerschaften. Und: Osnabrück hat nicht nur Städtepartnerschaften. Doch der Reihe nach.

Haarlem und Angers machten den Anfang

Zu Beginn wäre da Haarlem. Die Kontakte zu den niederländischen Nachbarn entwickelten sich bereits früh, genauer gesagt Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen einer Ausstellungseröffnung besuchte 1961 Haarlems Oberbürgermeister Cremers Osnabrück, bei einem Treffen mit Amtskollege Willi Kelch aus der Friedensstadt wurde dann die Idee einer Partnerschaft gegründet und wenig später umgesetzt.

1964 wurde aus dem Duo Osnabrück/Haarlem das Trio Osnabrück/Haarlem/Angers. Gemeinsam war das Duo zuvor in Frankreich auf die Suche nach einem Dritten im Bunde gegangen. Auf Vorschlag des damaligen französischen Botschafters in Bonn entschieden sich die Räte der Städte für Angers.

Derby kommt im zweiten Anlauf hinzu

Während sich Haarlem vorerst ausreichend versorgt zu fühlen schien, suchte Osnabrück fleißig weiter nach Partnern – und wurde in Derby fündig. Nachdem erste Annäherungsversuche von Deutschland aus nach Großbritannien nur drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges scheiterten, verliefen die Bemühungen in den 1970er-Jahren schon deutlich erfolgreicher. Wie einst 1964 mit Angers bildete im Jahr 1976 der historische Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses den passenden Rahmen für den völkerverständigenden Akt. Umgehend wurde auch Derby in den gegenseitigen Austausch von Städtebotschafterinnen und -botschaftern einbezogen, der bereits seit 1965 mit Haarlem und Angers bestand – und in seiner Form einmalig in Deutschland ist.

Eine Partnerstadt in Deutschland?

An dieser Stelle würden viele nun wohl das russische Twer oder das türkische Çanakkale erwarten, aber Fehlanzeige. Es folgt: Greifswald! Greifswald? Richtig gehört, Osnabrück hat auch eine innerdeutsche Partnerstadt – wobei das mit dem „innerdeutsch“ hier so eine Sache ist, denn Greifswald liegt in der ehemaligen DDR. Erst mit einer Auflockerung des politischen Klimas in Ostdeutschland, entstanden erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaften. Osnabrück wünschte sich dazu die alte Hansestadt Greifswald und bemühte sich darum immens – mit Erfolg: Erich Honecker, der damalige Staatsratsvorsitzende, bekundete in einem Schreiben an die Osnabrücker Oberbürgermeisterin Ursula Flick seine Zustimmung zu dieser Partnerschaft. Schließlich wurde am 18. Februar 1988 der Partnerschaftsvertrag im Rathaus von Greifswald besiegelt – und damit die 15. Partnerschaft zwischen Städten aus Ost- und Westdeutschland. Ebenfalls im Vertrag verankert: der Austausch von Botschafterinnen und Botschaftern. Ein Jahr hielt dies an, dann fiel die Mauer. Osnabrück leistete Anfang der 90er Jahre aktive Hilfe beim Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung in der Partnerstadt Greifswald. Am 11. Mai 1991 wurde deshalb der Partnerschaftsvertrag den veränderten Bedingungen im wiedervereinten Deutschland angepasst. Ein Städtebotschafteraustausch war nicht vorgesehen.

Zwei bekannte Partnerschaften, eine weniger bekannte

Osnabrück „verpartnerte“ sich auch in der Folge fleißig weiter – und wurde im heutigen Russland fündig: 1973 unternahm der Osnabrücker Stadtjugendring die erste Studienfahrt in die Sowjetunion. 30 Jugendliche besuchten Moskau, Vladimir und Kalinin, das frühere und heutige Twer. Der Austausch intensivierte sich, mündete allerdings erst 18 Jahre später in einer Partnerschaft, die heute aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine allerdings ruht. Kurz dazu: Einen Städtebotschafter aus Twer gibt es in Osnabrück derzeit dennoch – andersrum jedoch nicht.

2004 schloss Osnabrück schließlich auch mit Çanakkale einen Partnerschaftsvertrag. Die Kontakte zu der türkischen Stadt reichen allerdings deutlich weiter zurück und bestehen bereits seit den 1980er-Jahren. Vor der Partnerschaft bestand zwischen den beiden Städten bereits ein Freundschaftsvertrag – dazu später mehr. Auch mit Çanakkale werden jährlich Botschafterinnen und Botschafter ausgetauscht.

Anders ist das – ähnlich wie heute mit Greifswald – bei der siebten und letzten Partnerstadt Osnabrücks, die deshalb in der Aufzählung auch oft vergessen wird: Vila Real in Portugal. Bereits seit den Siebzigern bestehen Kontakte zwischen den Städten, die 1989 zunächst in einem Freundschafts-, 2005 dann in einem Partnerschaftsvertrag untermauert wurden. Der Austausch junger Menschen war in den Partnerschaftsvertrag damals wie heute politisch allerdings nicht vorgesehen. Es zeigt sich also: Die Beziehung der Partnerstädte sind durchaus unterschiedlich ausgeprägt hinsichtlich der Aktivitäten in den verschiedensten Kooperationsbereichen.

Vier Schilder fehlen noch

Sieben der elf Schilder vom Platz der Städtefreundschaften sind damit erklärt, doch was ist mit den weiteren fünf? An dieser Stelle kommen wir zurück zu den bereits erwähnten Städtefreundschaften, denn auch davon hat Osnabrück einige. Doch Moment: Städtepartnerschaften? Städtefreundschaften? Was ist da eigentlich der Unterschied? Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Städtepartnerschaften sind förmliche, zeitlich und sachlich nicht begrenzte Partnerschaften, die auf einen Partnerschaftsvertrag beruhen, also die aktivste Form der Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten Bereichen (Jugend, Schulen, Senioren, Sport, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft, private Kontakte und vieles mehr). Städtefreundschaften sind – was die Vielfalt und Aktivitäten betrifft – weniger aktiv.“

Ausschlaggebend für Partner- oder Freundschaften sei dabei laut Rathaus „der politische Wille“. Dass dieser jedoch nicht immer der Ursprung ist, zeigt sich an Osnabrücks ältester bis heute bestehender Städtefreundschaft: Gmünd. Fernab der österreichischen Alpen wurde bereits 1899 die erste „Osnabrücker Hütte“ eingeweiht, gebaut von den Mitgliedern des Deutschen Alpenvereins, Sektion Osnabrück. Was diese Menschen damals nicht wussten: Sie legten damit den Grundstein für die Freundschaft mit der Stadt Gmünd am unteren Ende des Maltatales im Bundesland Kärnten. Nach über 70 Jahren besiegelten beide Städte 1971 ihre guten Beziehungen mit einer Freundschaftsurkunde.

Eine zentrale Rolle spielten die Menschen auch bei bei der Städtefreundschaft zu Evansville. Eine Reisegruppe entdeckte 1980, dass im im US-Bundesstaat Indiana liegenden Evansville fast die Hälfte der Einwohner deutsche Vorfahren hat, darunter viele Nachfahren von Auswanderern aus dem Osnabrücker Raum. Die Städte nahmen daraufhin Kontakt zueinander auf, um mehr voneinander zu erfahren, 1991 wurde ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet.

Freundschaften nach Asien

Die Schilder zehn und elf am Platz der Städtefreundschaften zieren derzeit Osnabrücks Freunde aus dem südkoreanischen Gwangmyeong sowie aus dem chinesischen Hefei. Der Kontakt nach Südkorea entstand durch wirtschaftliche Beziehungen zwischen Unternehmen beider Städte und mündete 1997 in einem Freundschaftsvertrag. Neun Jahre später wurden auch die Beziehungen nach Hefei in einem solchen Dokument fixiert.

Elf Geschichten zu elf Städten also, die alle am Platz der Städtefreundschaften in Osnabrück festgehalten werden. Eine zwölfte dürfte sobald nicht hinzu kommen, denn weitere Partner- oder Freundschaften sind derzeit laut Aussage aus dem Rathaus nicht geplant.


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

  

   

 

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