Macht eine neue pietätlose Maklermasche in Osnabrück die Runde? Eine Leserin kontaktierte die HASEPOST in der vergangenen Woche, nachdem sie im Anschluss an einen Todesfall in der Familie einen Brief von einem Osnabrücker Immobilienmakler erhielt. Nur ein schwarzes Schaf oder ein übliches Vorgehen?
Was war passiert?
Kurz nachdem die HASEPOST-Leserin eine Traueranzeige für ein verstorbenes Familienmitglied in einer lokalen Zeitung geschaltet hatte, nahm ein Osnabrücker Immobilienmakler per handschriftlich anmutendem Brief Kontakt zu der Frau auf. Hintergrund des Briefes: Der verstorbene Vater hinterlässt eine Immobilie, auf die der Makler offenbar aufmerksam geworden war. In dem Brief, der unserer Redaktion im Original vorliegt, heißt es im Wortlaut:
Durch Ihre Traueranzeige haben wir von ihrem Schicksalsschlag erfahren.
Wir möchten Ihnen unsere aufrechte Anteilnahme ausdrücken und verstehen, dass Sie jetzt in tiefer Trauer sind.
Uns ist klar, dass Sie sich gerade in einer sehr belastenden und schwierigen Situation befinden, da neben dem Schmerz des Verlustes auch viel organisatorische Dinge zu veranlassen sind.
Wir möchten Ihnen in dieser Situation unsere Unterstützung im Bereich der Immobilie anbieten. Bei Bedarf kann Sie unser ausgebildeter Immobilienexperte mit seinem Fachwissen unverbindlich beraten und Ihre Immobilie kostenfrei für Sie bewerten.
Die Leserin reagierte schockiert und fassungslos. Gerade in dieser schweren Zeit habe sie sich über aufrichtige Anteilnahme gefreut, äußerte sie sich gegenüber unserer Redaktion – und dann das. Natürlich kontaktierte sie den Osnabrücker Makler telefonisch, um auch ihn auf das unmögliche Verhalten aufmerksam zu machen. Doch dem „ausgebildeten Immobilienexperten“ fehlte es wohl an der emotionalen Kompetenz – nicht einmal ein „Mein Beileid“ habe es gegeben.
Und wie sehen das andere Kollegen im Immobiliensektor?
„An Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten!“
„Das ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“, verurteilt Rolf Wachsmann von der OSNA – Immo GmbH den Brief. Seine Erklärung für das Schreiben: „Ganz klar: Not an Objekten! Es gibt viele Büros in Osnabrück, die gut arbeiten und entsprechende Rezensionen vorweisen können. Aber es gibt, wie in diesem Fall, auch Makler, die keine guten oder überhaupt keine Rezensionen haben und dann mit allen Mitteln versuchen, einfach und schnell an Immobilien zu kommen.“ Ethisch sei dieser Vorgang keinesfalls vertretbar: „Jeder Makler, der dem Immobilienverband Deutschland (IVD) angehört, richtet sich nach den IVD-Standesregeln, die einen solchen Vorgang untersagen, und hält sich auch daran“, so Wachsmann.
Doch wie konnte der Immobilienmakler überhaupt auf das Grundstück im Familienbesitz aufmerksam werden? Wachsmann dazu: „Das frage ich mich auch. Ich kann mir vorstellen, dass die verstorbene Person im Telefonbuch eingetragen war. Dann ist es weiter möglich, über den niedersächsischen Grundsteuer-Viewer das Grundstück an der jeweiligen Adresse einzusehen. Eine andere Option wäre, dass der Makler beispielsweise Kontakte zu diversen Behörden hat und dort Informationen erhält. Das wäre dann allerdings gegen die Datenschutzgrundverordnung.“
Rufschädigend für eine ganze Branche
So oder so sei ein solcher Brief für die gesamte Immobilienbranche schädigend. „Solche Menschen beschädigen den kompletten Ruf unserer Branche. Die wollen nur an die Objekte, das ist unfassbar“, kommentiert Wachsmann weiter. „Die Krönung wäre noch, wenn solche Makler sich künftig direkt mit ans Grab stellen!“ Im Falle des Erhalts eines solchen Briefes rät Wachsmann den Betroffenen daher: „Der Weg an die Öffentlichkeit ist genau der richtige. Danach kann der Brief dann direkt ins Altpapier.“