Ganz Deutschland sieht mit Schrecken einem Bibber-Winter entgegen und selbst von den „Realos“ der Grünen werden inzwischen erste Signale ausgesendet, dass die Laufzeit der Kernkraftwerke, die eigentlich zum Jahresende abgestellt werden sollten, nochmals in die Verlängerung gehen könnte. Zu den Gegner der Kernkraft-Verlängerung gehört der Chef der Osnabrücker Rathaus-Grünen.
Eine Beobachtung von Heiko Pohlmann
Innerhalb der Grünen trennt sich also derzeit die Spreu vom Weizen. Während die Landesverbände Brandenburg, Schleswig-Holstein, Hessen, Thüringen, Bremen und Sachsen-Anhalt inzwischen einen Streckbetrieb über den Jahreswechsel hinaus nicht mehr ausschließen, zeigen sich einige Vertreter der Ökopartei ihrer zum Gründungsmythos gehörenden Ideologie weiterhin fest verwurzelt, darunter auch der Vorsitzende der Osnabrücker Grünen-Ratsfraktion Volker Bajus.
Bajus nutzte zum Wochenende den Kurznachrichtendienst Twitter, um gegenüber seiner Filterblase seine deutliche Abneigung gegen die Kernkraft zu signalisieren und die Sorge der anderen Parteien vor einem kalten Winter und den wirtschaftlichen Folgen stumpf als Lobbyismus zu diskreditieren.
Wer profitiert? Cui Bono?#Laufzeitverlängerung
AKW Betreiber!
Je #Atomkraftwerk sind in 2023 rund 370 Millionen drin. Im Monat!
So Prof. Prittel in @zeitonline.Dafür lobbyieren CDU/CSU und FDP – das hat Tradition!
https://t.co/DrCfZ3TlgQ— Volker Bajus (@vbajus) July 28, 2022
„Wer profitiert? Cui Bono?“, fragt Bajus zum Hashtag „#Laufzeitverlängerung“ und gibt gleich selbst die Antwort: „AKW Betreiber!“
Bajus belegt seinen Tweet mit einem Link auf einen Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT, in dem vorgerechnet wird, dass die Betreibergesellschaft Preussen Elektra durch den Weiterbetrieb aus den derzeit hohen Marktpreisen einen monatlichen Gewinn von bis zu 370 Millionen Euro erzielen könnte.
Marktwirtschaft bedeutet: Bei steigendem Angebot schrumpfen die Margen
Für den Grünen-Politiker sind demnach wohl Gewinne, die zu Marktpreisen gemacht werden, als negativ zu bewerten? Was Bajus und die im ZEIT-Artikel genannten „Experten“ allerdings außer Betracht lassen, dass wenn mehrere Kraftwerke über den Jahreswechsel weiter am Netz sein werden, die dazu deutlich günstiger produzieren können als die mit Kohle und Gas arbeitenden Wettbewerber, dies zu einer Preiskorrektur nach unten führen wird – so funktionieren die Mechanismen in einer Marktwirtschaft. Eine Marktwirtschaft, in der Gewinne grundsätzlich auch nichts Schlechtes sind, sondern der Motor der Wirtschaft.
Besser Gewinne in Deutschland erzielen als bei den Folter-Scheichs!
Gewinne für deutsche Kernkraftbetreiber werden zudem auch überwiegend in Deutschland verbleiben und entstehen nicht zum Beispiel bei den Folterscheichs in Katar, den unmenschlichen Bergbaubetrieben des südlichen Afrikas oder den längst nicht mit unseren sicheren Kernkraftwerken vergleichbaren Anlagen sowjetischer Bauart in Osteuropa. Aber vielleicht will der Grünen-Politiker das lieber? Deutschland ausbluten und frieren lassen. Sollen die Gewinne doch andernorts entstehen?
Selbst Grünen-Wähler fordern inzwischen mehrheitlich die Laufzeitverlängerung
Wenn im Herbst die Nachfrage nach Energie steigen und an den dann trüben Tagen die Verfügbarkeit von Solarstrom gegen Null tendieren wird, möchte Bajus bei der Landtagswahl am 9. Oktober erneut in den Niedersächsischen Landtag gewählt werden.
Mit seiner ablehnenden Haltung gegen eine Laufzeitverlängerung für die deutschen Kernkraftwerke stellt sich Bajus tatsächlich auch gegen seine eigene Wählerklientel. Nach einer aktuellen Studie sprechen sich 54 Prozent der Grünen-Wähler für die Laufzeitverlängerung aus, in der Gesamtbevölkerung liegt die Zustimmung bereits bei 70 Prozent.
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