“Auf dem Weg von Rom nach Lingen” so bezeichnete der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode den Termin, an dem er am Mittwoch ein Konzept präsentierte, das dem Bistum Osnabrück helfen soll, dass die Fehler der Vergangenheit sich nicht wiederholen und so gut es geht aufgearbeitet werden können.

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Der bildlich gemeinte Satz vom Weg zwischen Rom und Lingen, auf dem Osnabrück auch geografisch liegt, bezog sich dabei auf den kürzlich beendeten Antimissbrauchsgipfel im Vatikan und die ab dem 11. März in Lingen stattfindende Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Bode, der bereits im vergangenen Spätsommer offensiv sexualisierter Gewalt von Priestern problematisierte, als er die Ergebnisse der bundesweiten Missbrauchsstudie für sein Bistum präsentierte, stellt sich auch weiterhin innerhalb seines Kollegenkreises auf die Seite derer, die ein “weiter so” nicht mehr akzeptieren wollen.

Bode spricht offen über Homosexualität und Zölibat

So gesehen war es sicher auch ein taktischer Schachzug – im Interesse der Opfer – nicht erst auf die Ergebnisse der in Lingen geplanten Gespräche innerhalb der Bischofskonferenz zu warten.
Bode, der selbstkritisch einräumte, dass nicht nur seine Amtsvorgänger, sondern auch er Fehler gemacht habe, zeigte sich in einem mehr als einstündigen Pressegespräch zutiefst betroffen vom Leid, das Menschen auf vielen Ebenen angetan wurde. Dabei sparte der Osnabrücker auch heikle Themen wie homosexuelle Lebenspartnerschaften oder das Zölibat nicht aus. Bode erklärte, dass das Zölibat womöglich von manch einem Priester nicht immer freiwillig angenommen wurde und diese Menschen dadurch in tiefe seelische Nöte gestürzt wurden.

Bischof Bode, Konzept
Vier Handlungsfelder hat das Konzept, mit dem der Osnabrücker Bischof den Umgang mit sexualisierter Gewalt und geistlichem Missbrauch regeln will (Foto: Dieter Reinhard)

Selbstkritik in einem offenen Brief

In einem offenen Brief (hier als PDF beim Bistum) bezieht sich der Bischof erneut auf die Ergebnisse der Missbrauchsstudie und auf die inzwischen in seinem Bistum debattierten konkreten Fälle: „All das hat uns das erschreckende Ausmaß und die grausamen Folgen der Taten vor Augen geführt. Uns bewegt die Frage nach den Ursachen, auch nach der Schuld nicht nur der Täter, sondern auch des Systems Kirche und seiner Verantwortungsträger. Ich frage mich selbst: Wo habe ich als Bischof nicht richtig hingesehen? Und ich muss eingestehen, manche Situation falsch eingeschätzt und schlechte Entscheidungen getroffen zu haben.“

Neues Konzept und Team ab sofort im Einsatz

Ab sofort hat Bode ein klares Konzept und Handlungsanweisungen in Kraft gesetzt. Ein Team, gebildet auch aus externen Fachleuten, soll frühzeitig neuen Vorfällen begegnen können und die alten Fälle aufarbeiten helfen.
Kern des Konzepts sind fünf Handlungsfelder: die Prävention, die Intervention, die Hilfe für Betroffene, der Umgang mit Beschuldigten und die Sanktionierung von Tätern sowie die Klärung systemischer Grundsatzfragen.

Für jedes dieser Felder sind Arbeitsgruppen eingerichtet, in denen neben Fachleuten aus dem Bistum Osnabrück immer auch unabhängige externe Experten mitwirken. Damit soll künftig in jedem Fall verhindert werden, dass Einschätzungen und Entscheidungen allein schon durch die Beschränkung auf die Binnensicht, vielleicht sogar durch falsche Rücksichtnahmen oder Abhängigkeiten korrumpiert werden können.