Sieben Schienen am Bahnhof Osnabrück-Hörne sollen an die SS-Eisenbahnbaubrigade erinnern. / Foto: Tischer
Am Sonntag (16. Oktober) wird das Mahnmal für die KZ-Gefangenen der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade an dem Bahnhof Osnabrück-Hörne eingeweiht. Schülerinnen und Schüler des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums haben den dazugehörigen Audiowalk mitgestaltet.
Im Oktober 1944 entstand die 5. SS-Eisenbahnbaubrigade am Bahnhof Osnabrück-Hörne, in der mindestens 670 KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Nun schuf der Künstler Volker-Johannes Trieb das Mahnmal für die KZ-Gefangenen. Zu sehen sind sieben Eisenbahnschienen, die aus dem Boden herausragen. Das Mahnmal wird am kommenden Sonntag (16. Oktober) an der Feldstraße neben dem Bahnhof Osnabrück-Hörne eingeweiht.
Dr. Michael Gander, Geschäftsführer der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., ist darüber besonders erfreut. Die Gedenkstätten hätten schon immer die Spuren am Bahnhof Osnabrück-Hörne an die Öffentlichkeit bringen wollen. “Mit dem Mahnmal geben wir den Opfern einen Ort des Gedenkens”, erklärt Gander.
Schülerinnen und Schüler gestalten Audiowalk für KZ-Gefangene
Neben der Einweihung des Mahnmals wird am kommenden Sonntag auch der Audiowalk zur 5. SS-Eisenbahnbrigade vorgestellt. “Die Idee war, eine moderne zeitgemäße Form der Erinnerung zu schaffen”, so Gander. Die Tour wurde von der Radiojournalistin Birgit Schütte in Zusammenarbeit mit den Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht, dem Osnabrücker Historiker Karl Kassenbrock sowie Schülerinnen und Schülern des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums (GSG) erstellt.
Der 50-minütige Audiowalk, der jederzeit pausiert werden kann, hat sieben Kapitel und führt Besucherinnen und Besucher knapp 3,5 Kilometer durch die Umgebung. Vorbei an Orten, an denen seinerzeit auch die Häftlinge festgehalten wurden. Begleitet wird die Tour mit den Stimmen der Schülerinnen und Schülern des GSGs – wahlweise in deutsch und englisch. Sie nehmen die Rollen der KZ-Häftlinge ein und erzählen von deren Erfahrungen und Geschichten.
Finanziert wurde das Projekt mit insgesamt 15.000 Euro von der Stiftung niedersächsischen Gedenkstätten und der Stadt Osnabrück. Die Tour lässt sich ganz einfach per NFC-Tag an einer Tafel, die sich an der Eisenbahnbrücke an der Limbergerstraße befindet, mit dem Handy abrufen – ganz ohne zusätzliche App.
Ein Konzentrationslager auf Schienen
Der Audiowalk stützt sich auf den Forschungsergebnissen des Osnabrücker Historikers Karl Kassenbrock, der sich 15 Jahre mit der Erforschung der Geschichte der 5. Eisenbahnbaubrigade beschäftigte. In seiner Monographie Ein Konzentrationslager auf Schienen erklärt er, dass es das Ziel der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade war, die Versorgung der Front während des Zweiten Weltkrieges zu sichern, indem sie das durch Bombenangriffen beschädigte Eisenbahnnetz reparierten. Für die Arbeiten wurden Kriegsgefangene aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Mittelbau und Neuengamme nach Osnabrück geholt. Bis zum Ende des Krieges wurden bis zum aktuellen Stand mindestens 670 KZ-Häftlinge in den 2,70 x 6,90 Meter großen Waggons am Bahnhof Osnabrück-Hörne untergebracht. Sie lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen, mussten Zwangsarbeit vollrichten und waren täglich den Befehlen und Schikanen der SS-Wachmänner ausgesetzt. Insgesamt starben 40 KZ-Häftlinge während ihrer Zeit im ausgelagerten Konzentrationslager am Bahnhof Osnabrück-Hörne. Vier davon wurden erschossen – einem gelang sogar erfolgreich die Flucht.