Nach Startschwierigkeiten hat sich die SV Elversberg mittlerweile längst in der 2. Bundesliga etabliert – ganz anders als der VfL Osnabrück. Am Sonntag (18. Februar) treffen die beiden Aufsteiger der vergangenen Saison im kleinsten Stadion der Liga aufeinander.
Damit, dass sich das Überraschungsteam der vergangenen Drittligasaison aus Elversberg auch eine Liga höher so schnell etabliert, hat wohl kaum jemand gerechnet – außer natürlich die SVE selbst. „Die Hoffnung, dass wir mithalten können, war relativ früh da. Aber die Platzierung ist aktuell über die Maßen gut, das hatte ich nicht erwartet“, sagte Trainer Horst Steffen nach dem 15. Spieltag.
Elversberg hält weiter mit
Die SV Elversberg stand zu dem Zeitpunkt auf Rang sechs in der Tabelle – nur knapp hinter den Aufstiegsrängen. War in den ersten vier Zweitligaspielen in der Vereinshistorie noch ordentlich Sand im Getriebe, schnurrte in den folgenden Partien der Motor der Saarländer umso besser. Geändert hat sich daran seitdem wenig. Aktuell steht die SVE auf Rang neun – auf die wenigen schwächeren Spiele folgten bis heute meist umso bessere.
An der Herangehensweise des Überraschungsteams, die Trainer Steffen nach dem 15. Spieltag näher erläuterte, dürfte sich daher auch nur wenig geändert haben: „Dieses Auf und Ab von Erfolg und Nicht-Erfolg – das gibt es bei mir selten. Es wird analysiert. Und die Jungs wissen: Wenn wir gut gespielt und trotzdem verloren haben – dann war es trotzdem ein gutes Spiel. Und dann ist es eine Frage der Zeit, bis sich das irgendwann dreht.“
Was und wer steckt hinter dem sportlichen Erfolg?
Der bisherige Erfolg gibt dem Fußballlehrer recht – doch warum ist die SVE so erfolgreich? Immerhin präsentierte sich der Club – mit einer Ausnahme in der Saison 2013/14 – erstmals so richtig im deutschen Profifußball und absolviert nach dem Durchmarsch von der vierten in die zweite Liga in letzterer aktuell seine allererste Saison.
Eng verbunden ist der sportliche Erfolg der Elversberger mit der Person Frank Holzer, der im Saarland bereits als Trainer sowie als Präsident tätig war und mittlerweile Aufsichtsratsvorsitzender ist. Mit der finanziellen Unterstützung seines Unternehmens Ursapharm, einem Pharmahersteller aus der Landeshauptstadt Saarbrücken, hat sich der Dorfverein auf überregionales Niveau vorgearbeitet. Von Verhältnissen a la RB Leipzig ist der Club aus der Gemeinde Spiesen-Elversberg im Landkreis Neunkirchen dennoch weit entfernt.
Abseits der leichten finanziellen Vorteile gegenüber vergleichbaren Vereinen hat der Erfolg der SVE allerdings auch einen anderen Grund: gute Arbeit. Erfolgstrainer Horst Steffen ist es in den vergangenen Monaten gelungen, gute Drittliga- zu erfahrenen Zweitligaspielern weiterzuentwickeln. Beispiel Luca Schnellbacher: Der Angreifer wechselte im Jahr 2020 mit Drittligaerfahrung zur SVE in die Regionalliga, lieferte in den Folgejahren unabhängig von der Ligazugehörigkeit ab und performte auch in den ersten neunzehn Zweitligaspielen seiner Karriere – sechs Treffer.
Neuzugänge liefern ab
Auch ist es Trainer Steffen gelungen, die Neuzugänge in das bestehende und in weiten Teilen zusammengebliebene Teamgefüge zu integrieren. Auffällig dabei: Die meisten neuen Spieler sind extrem jung, kamen per Leihe und stehen eigentlich bei großen Bundesligisten unter Vertrag. Das Konzept geht auf: Die Offensivakteure Paul Wanner (vom FC Bayern München) und Wahid Faghir (vom VfB Stuttgart) liefern ab, in der Innenverteidigung ist Frederik Jäkel (von RB Leipzig) schnell zur erhofften Stütze gereift.
Problem bei Jäkel: Der 22-Jährige hat sich kürzlich schwer verletzt und fällt für den Rest der Saison aus. Da außerdem ein Ausfall von Carlo Sickinger droht, steht mit Florian Le Conjour für die Partie gegen den VfL Osnabrück lediglich ein gesunder Innenverteidiger mit Profi-Erfahrung zur Auswahl, an dessen Seite vermutlich Defensiv-Allrounder Robin Fellhauer gefragt sein wird. Grund zur Hoffnung also für die Lila-Weißen, die ansonsten von Elversberger Verhältnissen nur träumen dürfen?
Trifft der VfL Osnabrück mal wieder?
Um die Personalprobleme der Saarländer wirklich ausnutzen zu könnte, müsste der VfL zunächst einmal selber seine bislang allzu oft versteckten Offensivqualitäten entdecken – und auch entsprechend präsentieren. Auch wenn am Ende vorne einmal mehr die Null stand, macht das jüngste Spiel gegen Hansa Rostock zumindest etwas Hoffnung. Ganze 25 Torschüsse gab der VfL im Abstiegsduell ab, dass keiner davon reinging, lag auch am starken Rostocker Keeper Markus Kolke, an dem die Lila-Weißen immer und immer wieder verzweifelten. Irgendwann muss der Knoten doch platzen, oder?
Anders als in der Offensive läuft es in der Osnabrücker Defensive aktuell immer besser. Zweimal stand in diesem Jahr hinten bereits die Null. Gegen Elversberg muss Trainer Uwe Koschinat die eingespielte Viererkette allerdings etwas umstellen, denn neben dem nach langer Verletzung weiterhin im Trainingsrückstand befindlichen Timo Beermann wird auch Linksverteidiger Florian Kleinhansl aufgrund seiner fünften gelben Karte fehlen. Ersatz steht mit Neuzugang Florian Bähr bereit, der in dieser Saison bislang nie über die Reservistenrolle hinauskam.
Zu Gast im kleinsten Stadion der Liga
Anstoß im Aufsteigerduell ist am Sonntag um 13:30 Uhr, Spielort ist das kleinste Stadion der Liga. Exakt 10.512 Zuschauer fasst die Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde. Ausverkauft ist die Elversberger Heimspielstätte in dieser Saison allerdings trotzdem nur selten, der Zuschauerschnitt liegt bei rund 9.000. Dennoch plant der Verein bei einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte einen Stadionausbau.