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Morgen-Kommentar: Osterunruhe statt Osterruhe

Osterruhe war gestern, man könnte meinen spätestens seit dem vergangenen Bund-Länder-Gipfel nutzen die Verantwortlichen eine neue Corona-Strategie: die Verwirrungstaktik.

Ein Kommentar von Maurice Guss

Beispiele gefällig?

Welch ein Pech, wenn die Osterfeier mit der Familie in diesem Jahr ausfallen muss. Zu viele Haushalte sind aber nun einmal leider nicht erlaubt, als Erstes bleiben vermutlich die Großeltern auf der Strecke. Schade aber auch, dafür können Omi und Opi ja nach Malle fliegen. Kostet zwar etwas mehr, ist aber immerhin möglich. Anders als die Familienfeier.

Nun dürfen Omi und Opi oder jeder andere, der es möchte, nach Spanien reisen. Noch wurde Mallorca schließlich nicht als 17. Bundesland von den Deutschen annektiert, gehört also faktisch weiterhin zu “Viva España“. Spanische Urlauber werden auf Deutschlands beliebtester Urlaubsinsel nicht anzutreffen sein, da die spanische Regierung ein Reiseverbot für die Bürger verhängt hat. Kurz zusammengefasst: Ein Deutscher darf in Spanien Urlaub machen, ein Spanier selber nicht. Wenn ein Deutscher dann jedoch auf die Idee kommen sollte, lieber im Heimatland zu verreisen, kann es sein, dass er hinterher in Quarantäne muss. Das wäre mir sogar als Virus zu blöd in so einem Land rumzuirren. Doch damit nicht genug.

Anderes Spiel, gleiche (Un)Logik: Bei zu hohen Inzidenzen kann eine Kommune eine Maskenpflicht im Auto verhängen, die greift, sobald sich im Fahrzeug Personen aus unterschiedlichen Haushalten befinden. Das ergibt Sinn, wenn der Taxifahrer eine ü-80-Person zum Impftermin kutschiert und man sich mit einer Mundnasenbedeckung gegenseitig schützt. Ähnlich in der Fahrschule. In beiden Fällen gilt allerdings so oder so eine Maskenpflicht. Fallbeispiel: Partnerin und Partner – aus verschiedenen Haushalten kommend – fahren zusammen Essen von McDonald’s holen. In der durchfahrenen Kommune gilt die Maskenpflicht. Geschützter Autoverkehr also. Ob das Pärchen, welches sich im Auto noch vor einer gegenseitigen Ansteckung schützen musste, es beim eventuellen an das genüssliche Essen anschließenden Geschlechtsverkehr mit dem Schutz ähnlich genau nimmt wie im Autoverkehr, darf es dann selber entscheiden. Immerhin das. Aber Hauptsache im Auto wurde eine Ansteckung verhindert.

Sollte sich das Pärchen aus unterschiedlichen Haushalten – angenommen beide Lehrer und noch nicht geimpft – zum Schutz der Schüler freiwillig und ohne Maskenpflicht dazu entscheiden, bei Zweisamkeit generell Masken zu tragen und tut dies auch im Auto, könnte dies teure Folgen haben. Das Bedecken des Gesichtes ist schließlich im Normalfall nicht gestattet. Aber was ist schon normal.

Apropos Impfen: Statt regelmäßig zehn Stunden zusammenzusitzen und Vorschriften wie obige zu beschließen, hätte die Zeit genauso gut genutzt werden können, um funktionierende Impfstrategien zu entwickeln. Nein, keine Strategien, die den Export von sämtlichen Vakzinen regeln. Das klappt auch so schon gut, hilft hierzulande nur keinem. Alternativ könnte die Zeit für eine einheitliche Teststrategie genutzt werden. Wobei da haben wir inzwischen eine Taskforce für. Wie bitte? Wer leitet die? Jens Spahn gemeinsam mit Andreas Teuer? Da bin ich ja beruhigt, dass da zuverlässige Spitzenpolitiker am Werk sind, die gerade im Umgang mit steuerlichen Moneten gut geschult sind.

Opfer sämtlicher Verwirrung sind die Bürger. Um harsche Kritik und ja auch Unverständnis über die aktuelle Corona-Politik zu äußern, muss man nicht einer von zig Quadrillionen Quarkschwätzern sein, durch “Süff-Süff-Janas“ (22) aus Kassel Heimatstadt ziehen und als minimale Minderheit maximal zu Unrecht für sich deklarieren, das Volk zu sein. Man kann sogar im gleichen Atemzug Lob äußern an all die, die es möglich gemacht haben, bereits nach etwas mehr als einem Jahr Corona impfen zu können, an all die, die Menschenleben gerettet haben und auch an all die demokratischen Politiker, die sich um die Gesundheit der Bürger sorgen und Besserung bemühen. Und um selber einen Teil beizutragen, sehe ich ein, dass Großveranstaltungen derzeit nicht realistisch, Masken Teil des Lebens und viele Maßnahmen einzuhalten sind.

Doch wer redet, muss auch liefern. Vor Weihnachten wurde Besserung mit den ersten Impfungen zugesichert, ebenso nach Weihnachten. Inzwischen ist fast Ostern und weiter gilt die Durchhalteparole und ein lückenhafter Lockdown. Perspektiven? Fehlanzeige. Aber nach Ostern soll es besser werden. Jahresangabe fehlend. Jegliche Aussichten haben inzwischen an Glaubwürdigkeit verloren. Dabei sind die Möglichkeiten, um mittelfristig aus dem Lockdown und langfristig aus der Pandemie zu kommen, schnell aufgezählt: Impfen und Testen. Das klappt nicht von heute auf morgen, doch die Möglichkeiten hierzulande sind längst nicht ausgeschöpft. Bis ausreichend Menschen geimpft sind, wird es noch dauern. Anders war es nicht zu erwarten. Bis dahin müssen jedoch Perspektiven geschaffen werden. Dass Einzelhandel und Zoo keine Infektionstreiber sind, hat Osnabrücks Krisenchefin Katharina Pötter jüngst bestätigt. Warum dann nicht dort Optionen schaffen. Stattdessen verirrt sich die deutsche Corona-Politik zunehmend in Bürokratie und teils vollständig undurchsichtigen Maßnahmen, verplempert dadurch regelmäßig zig Stunden und verliert exponentiell den Rückhalt der bürgerlichen Mitte. Das Ergebnis geht über Mutlosigkeit und Verärgerung hinaus: Längst ist die Osterruhe zur Osterunruhe übergegangen.

Titelbild: Ostern (Symbolbild)


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

  

   

 

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