Der fünfjährige Elefantenbulle ist am gestrigen Donnerstag (14. Juli) in den Zoo Heidelberg umgezogen. Dort kann er in der Jungbullengruppe bei den „Jungen Wilden“ in den nächsten Jahren viel lernen. Bei der Eingewöhnung unterstützt ihn sein langjähriger Tierpfleger Nils Schröer.
„Uns allen fiel der Abschied schwer, aber er musste sein“, berichtet Andreas Wulftange, Zoologische Leitung und zuständig für die Asiatischen Elefanten im Zoo Osnabrück. Vor fünf Jahren war Minh-Tan der erste Asiatische Elefant, der am Schölerberg geboren wurde und seitdem war er ein regelrechter Besucherliebling. Doch mit steigendem Alter stieg auch der Drang, sich auszutoben, wie Wulftange erklärt: „Minh-Tan ist in einem rüpeligen Alter. Er will seine Kräfte messen und so kam es immer wieder zu Reibereien in der Gruppe.“ Der fünfjährige Elefantenbulle sei etwas frühreifer als andere Artgenossen, aber auch in der Wildbahn verließen junge Elefantenbullen ihre Gruppe, um sich Jungbullengruppen anzuschließen, weiß der Biologe. Umzüge wie der des Dickhäuters werden mit großem Aufwand organisiert – so prüft der Zuchtbuchkoordinator für Asiatische Elefanten, welcher Elefant in welcher zoologischen Einrichtung aus wissenschaftlichen und sozialen Aspekten ein neues Zuhause finden sollte.
In einem speziell umgebauten Transportcontainer ging es am gestrigen Donnerstagmorgen für Minh-Tan auf in Richtung Süden, denn der Zoo Heidelberg ist nun das neue Zuhause für den Dickhäuter. Trotz regelmäßiger Pausen für Futter und Wasser ging der Transport schnell vonstatten. Den gesamten Transport sowie die Ankunft in Heidelberg inklusive Eingewöhnung begleitete Tierpfleger Nils Schröer. Schröer führte mit Minh-Tan regelmäßig das „Medical Training“ durch und ist so ein bekanntes Gesicht und eine Bezugsperson für den Elefantenbullen, was den Umzug erleichtert. In Heidelberg angekommen, lernte Minh-Tan am gestrigen Donnerstag bereits einige Artgenossen am sogenannten „Kontaktgitter“ kennen. In den nächsten Tagen soll er dann die Gruppe richtig kennenlernen. Insgesamt leben mit Minh-Tan vier Bullen im Alter von fünf bis 13 Jahren in der Jungbullengruppe im Zoo Heidelberg. Seit 2010 werden in dem Baden-Württembergischen Zoo die „Jungen Wilden“ gehalten, eine Jungbullengruppe mit Vorbildcharakter. Der Zoo Heidelberg war der erste deutsche Zoo, der sich für die Haltung einer Jungbullengruppe entschied und wird immer wieder von Elefantenpflegern und -experten konsultiert, um an neue Erkenntnisse zu den Dickhäutern zu gelangen.
Alltag für Osnabrücker Elefanten geht weiter
Im Zoo Osnabrück leben nun noch vier Asiatische Elefanten: Elefantenkuh Douanita (35 J.), Tochter Sita (9 J.), Sohn Yaro (1,5 J.) und der erwachsene Elefantenbulle Luka (49 J., Vater von Yaro). „Die beiden Elefantenkühe Douanita und Sita haben heute Morgen schon im Elefantenhaus geschaut, ob Minh-Tan sich vielleicht doch irgendwo versteckt hat, haben aber nun verstanden, dass er nicht mehr da ist“, so Wulftange. Und so gehe der Alltag für die Elefantenkühe recht schnell weiter, vor allem, weil der einjährige Nachwuchs Yaro sie auf Trab halte. Zudem ist der Weggang eines jungen Bullen auch in der Wildbahn üblich und in den vergangenen Wochen war Minh-Tan bereits häufig von den Kühen und dem Nachwuchs getrennt: Zum einen aufgrund seiner Herpes-Infektion, die er dank intensiver Betreuung und Behandlung überlebt hatte, zum anderen aber auch, weil er sich oft rüpelig verhielt und verhindert werden sollte, dass er seine Schwester Sita deckt.