Mit leichter Verspätung aufgrund eines wichtigen Telefonats stellte sich am späten Freitagnachmittag der neue Trainer des VfL Osnabrück, Marco Antwerpen, im Rahmen einer Pressekonferenz an der Seite des letzten verbliebenen Geschäftsführers der Lila-Weißen, Dr. Michael Welling, vor. In den folgenden rund 25 Minuten präsentierte sich Antwerpen als aufgeräumter Fußballlehrer, der sich in seinen kurz gehaltenen, aber präzisen Antworten nicht zu tief in die Karten blicken ließ. Hinsichtlich eines Erfolgs seiner Rettungsmission in der Hasestadt ist er „sehr, sehr optimistisch“.
Nach erfolgreichen Abstiegskämpfen zuletzt mit Kaiserslautern und Mannheim passe Antwerpen genau in das vom VfL gesuchte Profil, bestätigte Welling. Entsprechend schnell ging es von der ersten Kontaktaufnahme Anfang der Woche bis hin zur Vertragsunterschrift am Donnerstag. Lange überlegen musste dabei auch der neue Trainer nicht: „Wir waren uns relativ schnell einig, dass ich das machen möchte”, so Antwerpen.
Ihm sei bewusst, dass der Weg beim VfL angesichts von erst elf Punkten nach 17 Spielen „schwierig“ werde, aber: „Mit der Summe der Spiele, die wir haben (21, Anm. d. Red.), ist es nicht unmöglich.“ Das Ziel definierte der 53-Jährige ganz klar: Es gehe ausschließlich darum, nach dem 38. Spieltag über dem Strich zu stehen – und: „Ich bin sehr, sehr optimistisch, dass wir das Ziel dann auch erreichen.“
Antwerpen will „positive Energie“ vermitteln und die Brücke „zum Beben“ bringen
Bevor sich Antwerpen ab 17 Uhr in den Presseräumen des VfL erstmals der Öffentlichkeit im Osnabrücker Umfeld präsentierte, stand er am Freitag erstmals mit seiner neuen Mannschaft auf dem Platz. Abstiegskampfgebeutelte Spieler will er dort nicht erlebt haben, sondern vielmehr eine Mannschaft, „die mir nicht den Eindruck vermittelt hat, dass sie sich schon aufgegeben hat“.
Die Zeit bis zu seiner Premiere am Sonntag im Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen ist zwar knapp, aber Antwerpen will bis dahin vor allem über Einzelgespräche eine „positive Energie“ vermitteln, mit der man aus seiner Erfahrung „relativ schnell viele Punkte erzielen“ könne. Inhaltlich habe er etwa im Passspiel schon „viele Dinge gesehen, die sehr gut waren“. Es gehe angesichts von bereits 35 Toren vor allem um eine schnelle Verbesserung der „defensiven Struktur“.
Zudem will der 53-Jährige den Heimvorteil nutzen und die Bremer Brücke „zum Beben“ bringen, die er bislang nur als Gast kennt und als unangenehm in Erinnerung habe. „Wir müssen die Fans mitnehmen und dem Gegner signalisieren, dass es nicht leicht wird, hier überhaupt irgendetwas mitzunehmen.“ Spezielle Worte an die Fans richten wollte der neue Trainer nicht, der stattdessen die Mannschaft in der Pflicht sieht, diese wieder von sich zu überzeugen.
Duell mit Koschinat: „Schauen, wem die größeren Überraschungen gelingen“
Dass der ebenfalls abstiegsbedrohte erste Gegner Rot-Weiß Essen unter der Woche mit Uwe Koschinat ausgerechnet einen neuen Trainer verpflichtet hat, der die VfL-Truppe vermutlich aktuell besser kennt als sein Nachfolger, stört diesen nicht: „Ich kenne Uwe und habe auch schon häufiger gegen ihn gespielt. Ich kenne die Mannschaft von Rot-Weiß Essen und dementsprechend schauen wir, wem die größeren Überraschungen auf dem Platz dann gelingen.“
Transfers im Winter?
Bezüglich möglicher personeller Nachbesserungen im Winter-Transferfenster hielt sich Antwerpen, genauso wie Welling, ebenfalls bedeckt. Die beiden Spiele bis dahin seien auch eine „Chance“ für die verfügbaren Spieler, sich zu zeigen, so der neue Trainer, der aber auch ankündigte, den Kader „komplett auf den Prüfstand stellen“ zu wollen. Welling wählte ähnliche Worte: „Das, was uns fehlt, werden wir jetzt in den nächsten Tagen identifizieren.“ Daran, das nachgebessert wird, ließen Coach und Geschäftsführer allerdings ohne es konkret zu sagen, wenige Zweifel aufkommen. Welche Spieler kommen, werde dann mit Antwerpen abgestimmt, so Welling. „Alles andere wäre ja totaler Schwachsinn.“