Am Samstag (18. März) kommt mit dem SC Freiburg II eine der derzeit zwei Zweitvertretungen von Bundesligisten in Liga 3 an die Bremer Brücke. Für den VfL Osnabrück geht es dabei um drei wichtige Punkte im Kampf um Platz vier, denn dieser Rang würde derzeit für die Relegation ausreichen – da die zweitplatzierten Freiburger nicht aufstiegsberechtigt sind. VfL-Trainer Tobias Schweinsteiger ist dennoch voll des Lobes für den kommenden Gegner, sieht aber auch eine Problematik.
Nicht nur wegen der möglichen Verzerrung der Endtabelle sind Zweitvertretungen von Bundesligisten bei vielen Fans anderer Teams aus Liga 3 nicht sonderlich beliebt. „Amateure raus aus Liga 3“, hallt es regelmäßig durch die Stadien – so sicherlich auch am Samstagnachmittag an der Bremer Brücke. Den Fans geht es dabei vor allem um infrastrukturelle Vorteile, die Zweitvertretungen dank ihrer höher spielenden ersten Garde oft genießen – und die dazu führen, dass einst erfolgreichen anderen Traditionsvereinen der Weg zurück in den Profifußball erschwert wird.
Dortmund blockiert Essens Aufstieg
Jüngstes Beispiel: Jahrelang kämpfte RW Essen mit Dortmund II um den Aufstieg in Liga 3, erst als der BVB aufgestiegen war, konnten die wirtschaftlich schwächer aufgestellten Essener nachziehen. Wie es anders gehen könnte, zeigt ein Blick nach England, wo Zweitvertretungen der Premier League-Vereine in einer eigenen Premier League 2 antreten – getrennt von anderen ersten Mannschaften.
2019/20 wurde der FCB II gar Meister
Des Unmutes der Fans zum Trotz erlauben es die offiziellen Statuten den Bundesligisten ihre zweiten Mannschaften in Liga 3 antreten zu lassen – aktuell ist das bei Dortmund und eben Freiburg der Fall. Was passiert, wenn sich eine der dritten Mannschaft am Ende der Saison auf einen der Aufstiegsränge wiederfindet, offenbarte sich in der Saison 2019/20 als der FC Bayern II Meister wurde, die Meisterschale entgegen nahm, ansonsten aber aus der Wertung fiel. Aufstiegsberechtigt waren die Bayern nicht, denn in der Spielordnung des DFB heißt es: „Das Recht zum Aufstieg in die 2. Bundesliga entfällt für den Verein, der bereits mit einer Mannschaft am Spielbetrieb der Lizenzligen (Bundesliga, 2. Bundesliga; Anm. d. Red.) des kommenden Spieljahres teilnimmt.“ Wieder lohnt sich ein Blick ins Ausland: Beispielsweise in Spanien dürfen Zweitvertretungen bis in Liga zwei aufsteigen, so lange bei Real Madrid in Barcelona der Fall.
Ähnliches wie beim FCB in der Saison 2019/20 droht der dritten Liga in Deutschland folglich auch in diesem Jahr. Landen die Freiburger unter den ersten Drei oder werden gar Meister, dann fallen sie aus der Wertung. Für den VfL Osnabrück wiederum könnte das bedeuten, dass unter Umständen auch Platz vier für eine Relegation reichen würde.
Freiburger dürften nicht am DFB-Pokal teilnehmen
Apropos Platz vier: Belegt der SC Freiburg am Ende der Saison den vierten Platz, der zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt, dann dürften sie auch nicht am Pokalwettbewerb teilnehmen. Seit der Saison 2008/09 gilt die Regelung, dass nur noch eine Mannschaft pro Verein am DFB-Pokal teilnehmen darf. In den Jahren und Jahrzehnten zuvor hatte es teils kuriose Szenarien gegeben: So spielte im Jahr 1977 etwa Bayern München gegen seine eigene Zweitvertretung (5:3), 1993 schaffte es Hertha BSC Berlin II gar ins Pokalfinale, wo man allerdings den Kürzeren zog. Für Liga 3 bedeutet die Regelung, dass im Falle des Falles der Tabellenfünfte in den Pokal einziehen würde.
Ähnlich kurios wie im DFB-Pokal bis zum Jahr 2008 wird es übrigens, wenn eine Erstvertretung aus Liga 2 absteigt, wo zu dem Zeitpunkt die Zweitvertretung des gleichen Vereins spielt. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.
Kritik und Lob von Schweinsteiger
Mit all diesen Gedankenspielen wird sich der VfL Osnabrück am Samstag allerdings nicht befassen. Trainer Tobias Schweinsteiger sieht dennoch eine Problematik: „Man weiß nie, welche Spieler kommen auf einen zu. Das ist auch für uns schwer auszurechnen.“ Lobende Worte findet der Fußballlehrer trotzdem: „Ich glaube, Freiburg macht das, wenn man eine U23 hat, was man machen darf, in Perfektion. So wie sie das machen, dann kann die Mannschaft die 3. Liga gewinnen.“
Nach 26 von 30 Punkten aus den letzten zehn Spielen braucht sich allerdings auch seine lila-weiße Elf nicht verstecken. Nach dem Unentschieden gegen Essen ist die Tabelle zudem noch weiter zusammengerückt – am Samstag ist also richtig Hochspannung geboten an der Bremer Brücke.