“Lebensgefahr: Betreten der Bahngleise verboten“: Mit diesen Worten warnen die Deutsche Bahn AG, die Polizeiinspektion Osnabrück und die Bundespolizei vor den Gefahren durch das Betreten von Bahngleisen. Erst im April diesen Jahres war ein Jugendlicher bei einem Bahnstromunfall in Osnabrück ums Leben gekommen.
Ein damals 16-jähriger Junge wurde so schwer verletzt, dass er wenig später an den Folgen des Stromschlags verstarb. Tragische Unfälle wie dieser waren einer der Beweggründe, dass die Bundespolizei das Medienpaket „Achtung Bahnstrom!“ entwickelte, welches seit 2015 auch im Internet verfügbar ist. Die junge Frau, die in dem Film andere Jugendliche und Heranwachsende über die vom Bahnstrom ausgehenden tödlichen Gefahren aufklärt, war selbst im Jahr 2012 Opfer eines Bahnstromunfalls im Güterbahnhof Osnabrück geworden.
Erstes Banner geklaut
Erst am vergangenen Donnerstag (26. November) hatten die Deutsche Bahn AG, die Polizeiinspektion Osnabrück und die Bundespolizei beim Güterbahnhof Osnabrück im Rahmen ihrer gemeinsamen Präventionsarbeit ein großes Warnbanner angebracht, dass vor dem Betreten von Bahnanlagen warnt. Mit dem Aufhängen des Warnbanners an einer für Bahnmitarbeiter auf das Bahngelände führenden Treppe nahe der Kleingartenanlage Gartlage an der Ecke Bohmter Straße/Am Bahndamm sollte nochmal ausdrücklich auf das Verbot zum Betreten und den Gefahren von Bahnanlagen hingewiesen werden. Am darauffolgenden Montagmorgen wurde das Fehlen des Banners bemerkt. Die Täter sind bislang nicht bekannt.
„Auf Gefahren hinweisen“
„Wer so ein Banner entwendet, trägt quasi eine Mitschuld, wenn es zu Unfällen kommt“, so Polizeihauptkommissar Hermann Lampen, der zugleich auch Präventionsbeauftragter der Bundespolizeiinspektion Bad Bentheim ist. „Das hat schon einen Hintergrund, wenn wir so ein Banner aufhängen. Es soll auf die Gefahren, die beim Betreten von Bahngleisen entstehen, hinweisen.“
65 mal so viel Volt wie in einer Steckdose
Deutschlandweit wurden in den vergangenen Wochen bislang etwa 150 Banner aufgehängt. „Wenn ein Banner auch nur ein Leben rettet, hat es seinen Zweck schon erfüllt“, so Lampen. Immer wieder kommt es zu Unfällen auf Bahngleisen, Opfer sind zumeist Jugendliche und Heranwachsende. Neben heranfahrenden Zügen geht insbesondere von Oberleitungen Gefahr aus. „Wer den Leitungen zu nahe kommt, schwebt in höchster Lebensgefahr. Durch Oberleitungen fließen 15.000 Volt, das ist 65 mal so viel wie in einer Steckdose. Der Strom nutzt den Menschen dann als Leiter auf seinem Weg in Richtung Boden. Da der Körper größtenteils aus Wasser besteht, verkocht das Opfer. Eine Chance wegzulaufen gibt es nicht“, erklärt Lampen.
Zwei Tote am Wochenende
Am Samstagabend (28. November) waren im schleswig-holsteinischen Itzehoe zwei Jugendliche tödlich verletzt worden, nachdem Strom auf sie übergesprungen war, ein weiterer wurde verletzt. Nur mit viel Glück entkomme man dem Strom lebend, so Lampen, der ergänzt: „Wir erkennen jedoch auch, dass durch unsere Maßnahmen die Zahl der Unfälle in den letzten Jahren konstant abnimmt.“
Video soll aufklären
Insbesondere das von der Bundespolizei zur Verfügung gestellte Medienpaket “Achtung Bahnstrom“ soll Jugendliche und Heranwachsende warnen. Zu dem Paket gehört auch ein Link zu einem Video, in dem die Gefahren von Bahngleisen erklärt werden. Auch ein Bahnstromunfallopfer berichtet darin. Erstmals 2015 vorgestellt, sei das Medienpaket auch heute und zukünftig noch aktuell, meint Lampen. Um noch mehr junge Menschen zu erreichen, informiert die Bundespolizei auf Anfrage zudem in Schulen. Auch die Deutsche Bahn hat inzwischen ein Präventionsteam zusammengestellt, um tödliche Unfälle künftig vorzubeugen. „An der Prävention hängt wirklich viel. Es ist nicht nur der Unfall mit möglicher Todesfolge an sich, sondern auch die Folgen für das Umfeld der Opfer, welche verhindert werden müssen“, ergänzt Lampen abschließend.
Damit das Banner nahe der Kleingartenanlage Gartlage dieses Mal auch möglichst lange hängen bleibt, wurde es, anders als das alte Banner, mit zwei Schlössern befestigt. Vorsicht ist wohl auch hier geboten.