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Kommentar: Warum der DGB in Osnabrück kein Schwarz-Rot-Gold mehr sehen will?

Gleich vorweg: Das Fragezeichen im Titel zu diesem Kommentar steht da aus gutem Grund, denn trotz mehrfacher Nachfrage gab es auf eine Anfrage unserer Redaktion, warum der DGB bei seiner Demonstration zum 1. Mai in Osnabrück die Farben Schwarz-Rot-Gold nicht sehen will, keine Antwort.

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

Konkret heißt es auf der Homepage des DGB Osnabrück-Emsland, und glaubt man Google auch nur dort und nicht bei anderen Gruppierungen des DGB in Deutschland: „Nationalfahnen (nationalstaatliche Symbole) oder entsprechend nationalistisch orientierte Aussagen auf der Demo nicht erwünscht!“

Einladung zur Mai-Demo des DGB Osnabrück
Einladung zur Mai-Demo des DGB Osnabrück / Screenshot osnabrueck-emsland.dgb.de

Etwas weiter darüber wird auf diese Aussage hergeleitet mit folgenden Sätzen: „Wir wollen Meinungsvielfalt. Das ist unsere Freiheit, die mit Respekt voreinander gezeigt wird. Wir definieren diese Freiheit – nicht Populisten!“

Sorry, ich bin sprachlos! Da werden also vom Osnabrücker DGB alle Nationalfarben und damit auch die Farben des demokratischen Deutschlands, Schwarz-Rot-Gold, mal so eben zum Handwerkszeug von „Populisten“ erklärt.

DGB nutzte früher völlig unverkrampft die deutschen Farben

Das zeugt nicht nur von mangelndem Geschichtswissen, sondern ist auch eine Verleugnung der eigenen Geschichte des DGB. Wie sonst lässt sich nicht nur das „D“ im eigenen Namen Namen erklären? Was war so falsch daran, als zum Beispiel 1955 das offizielle Plakat des DGB zum 1. Mai noch ganz selbstverständlich mit den Farben der deutschen Nationalflagge für die 5-Tage-Woche geworben hat? Siehe auch Titelbild zu diesem Kommentar. Ein weiteres Fundstück zeigt ein in schwarz-rot-gold gehaltenes Plakat aus dem Jahr 1963. Was ist danach beim DGB schief gelaufen (sieht man vom stetigen Verlust bei den Mitgliederzahlen ab)?

1963 kämpfte der DGB für Mitbestimmung in den Betrieben – das Plakat dazu: schwarz-rot-gold
1963 kämpfte der DGB für Mitbestimmung in den Betrieben – das Plakat dazu: schwarz-rot-gold / Quelle: DGB

Alle Nationalfahnen  sind nun nur noch Werkzeuge von Populisten?

„Schwarze Knechtschaft, rotes Blut, goldene Freiheit“, ist eine Lesart für die Wahl der Farben der „deutschen Trikolore“, die 1832 ihren ersten wirklich großen Auftritt beim „Hambacher Fest“ hatte. Ein ganz großes Happening für ein geeintes Deutschland, wo das Streben nach Demokratie und die Liebe zur Freiheit gefeiert wurde. Dort wurden erstmals Ideen für eine bessere Zukunft von einer größeren Menschenmenge zelebriert; Ideen, die ebenfalls mit einer Trikolore in Verbindung gebracht werden: Im Nachbarland Frankreich wählte man Blau, Weiß und Rot als Symbol für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Weil der Osnabrücker DGB ja in Bausch und Bogen alle Nationalfahnen ablehnt und deren Verwendung nun nicht genauer definierten „Populisten“ zuschreibt, gilt das Flaggen-Verbot dann wohl auch für die Fahne der Französischen Republik? Sollen „les couleurs“ jetzt exklusiv Marine Le Pen von der Partei Rassemblement National überlassen werden?
Was ist mit dem Star-Spangled Banner, der Nationalfahne der USA? Ist das jetzt die Fahne von Trump? Oder ist es nicht auch weiterhin die Flagge der am längsten bestehenden Demokratie der Welt?

Wir sollten unsere hart erkämpfte Werte symbolisierende Fahne und ihre Farben nicht den Populisten überlassen. Wir dürfen aber auch und vor allem keine Umdeutung und Geschichtsverneinung zulassen, die sogar negiert und umdeutet für welche Werte unsere Fahne und viele andere Fahnen stehen! Nichts anderes betreibt der Osnabrücker DGB mit seinem seltsamen „Fahnen-Verbot“.

Von den Nazis bis zur Sowjetunion: Diktaturen versammeln sich lieber unter roten Flaggen

Wer Nationalstaatliche Symbole ablehnt – meist sind es blutrünstige Unterdrückerstaaten – wählt tatsächlich nicht die bis zur Machtergreifung anerkannten Nationalfahnen! Diese Farben werden verboten und schnell ausgetauscht.

Eine der ersten Amtshandlungen der Nationalsozialisten bestand 1933 darin umgehend alle Spuren der verhassten Nationalfarben „Schwarz-Rot-Gold“ aus den nationalen Symbolen zu tilgen und durch die alten kaiserlichen Nationalfarben „Schwarz-Weiß-Rot“zu ersetzen.
Im weiteren Verlauf war es dann immer mehr die rote Fahne mit dem Hakenkreuz im weißen Kreis, die zur inoffiziellen Fahne Nazi-Deutschlands wurde.
Bei der Demonstration zum 1. Mai soll es ja auch „gegen Faschismus“ gehen? Was wäre dafür besser als Symbol geeignet, als die Fahne, die von den Nationalsozialisten so vehement abgelehnt wurde?

Auch die zweite Diktatur auf deutschem Boden, die DDR konnte sehr bald nach ihrer Gründung die freiheitlichen Farben Schwarz-Rot-Gold nur noch dann ertragen, wenn in ihrer Mitte das sozialistische Werkzeugset und die Getreidehalme zu sehen waren.
Ähnlich gingen und gehen andere sozialistische Unrechtsstaaten vor, angeführt von der Sowjetunion und dem kommunistischen China, die sich gleich unter einer nahezu komplett roten Fahne versammelten bzw. es noch heute tun.

Und nicht zuletzt gibt es da noch die „Konföderiertenflagge“, die oft von Gegnern des aktuellen US-Präsidenten geschwenkt wird, auch die ist überwiegend rot.

Die Farbe „Rot“ wird vom Osnabrücker DGB wohl am 1. Mai nicht verboten?
Historisch gäbe es dafür tatsächlich gute Gründe.

 


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2 Kommentare

  1. Hier wird behauptet, dass die Nationalsozialisten sofort die Farben Schwarz-Rot-Gold durch Schwarz-Weiß-Rot ersetzt hätten, was historisch nicht korrekt ist. Die Nationalsozialisten nutzten beide Farbschemata, je nach Kontext und politischer Symbolik. Die Vergleiche des DGB mit der Ablehnung von Nationalfahnen und historischen Ereignissen wie der nationalsozialistischen Herrschaft oder der DDR sind unpassend und irreführend, da unterschiedliche politische und gesellschaftliche Kontexte

  2. Der Schreiber vereinfacht komplexe politische und historische Zusammenhänge, indem er die Ablehnung von Nationalfahnen durch den DGB auf eine angebliche Unkenntnis der eigenen Geschichte reduziert. Er hätte als Organisator wohl eine Liste der erlaubten Fahnen vorgelegt, damit die „guten“ wie die deutsche gezeigt werden können, die chinesische und russische aber nicht. Da haben Nationalfahnen nichts zu suchen, die Demo ist den Arbeiterinnen gewidmet. Darüber kein Wort. Hier wurde nicht gedacht

 
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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