Kathrin Könker hat ein Leben geführt, das vielen in Deutschland vertraut vorkommen wird: Sie hat Fremdsprachenkorrespondentin und anschließend Kauffrau gelernt und war 6,5 Jahre in der Buchhaltung tätig. Doch ein Trip nach Sansibar änderte vieles im Leben der 29-Jährigen, die mittlerweile ein drittes Mal auf die afrikanische Insel zurückgekehrt ist.
„Ich wollte eigentlich im Juli letzten Jahres mit einer Gruppe nach Kanada reisen, doch das fiel aufgrund zu weniger Teilnehmer aus. Da es bei mir privat dann auch drunter und drüber ging, habe ich dann stattdessen nach einem Ort gesucht, an dem ich zur Ruhe kommen konnte“, erzählt Könker. Die Wahl fiel auf Sansibar – „die beste Entscheidung und Zeit meines Lebens“. Neun Tage verbrachte die Osnabrückerin auf der ostafrikanischen Insel, die sie im Wissen verließ, wieder zurückzukehren.
Erst Kapstadt, dann Sansibar
Im März diesen Jahres reiste Könker schließlich ein zweites Mal nach Tansania, nachdem sie zuvor für zwei Monate ehrenamtlich an einer Grundschule in Kapstadt im Einsatz war. „Kapstadt war ganz nett, aber hat mich nicht gecatcht“, blickt Könker zurück – anders als die anschließenden Tage auf Sansibar. „Zurück in Deutschland habe ich gemerkt, dass mein Leben hier nicht mehr das ist, was ich möchte. Zudem hatte ich auf Sansibar das erste Mal das Gefühl, wirklich an einem Ort angekommen zu sein.“
Der Entschluss der 29-Jährigen stand damit fest: es sollte noch ein drittes Mal nach Sansibar gehen. Ihren Job in Deutschland kündigte sie, für ihre Wohnung fand sie einen Untermieter. „Ein kleines bisschen Sicherheit habe ich also, wenn ich mal nach Deutschland zurückkommen sollte.“ Oneway ging es schließlich zurück nach Ostafrika – mit einem Touristenvisum war ein Aufenthalt für vorerst drei Monate gesichert.
Leben im Hier und jetzt
Auf Sansibar lebt Könker seitdem bewusst einfach. „Ich gebe pro Tag 3-5 Dollar aus und esse oft Reis mit Bohnen wie die Einheimischen. Ich versuche, so günstig wie möglich zu leben.“ Aber sie genießt jede Minute: „Die Menschen hier leben viel mehr im Hier und Jetzt, das hat mich beeinflusst.“ Zwar habe sie auch schon Jobangebote bekommen, die einen längeren Aufenthalt sichern könnten, doch vorerst möchte die 29-Jährige weiter von ihrem Ersparten leben: „Momentan will ich einfach das Freisein genießen.“
Derzeit lebt sie jeweils für einen Monat in einfachen Unterkünften, verbringt viel Zeit mit den offenen Menschen vor Ort – und lernt viel von ihnen: „Ich werde oft zu Familien eingeladen, wir essen gemeinsam, und ich lerne täglich dazu. Dieser Austausch gibt mir wahnsinnig viel.“ Viele der Einheimischen sprechen Englisch. Um sich zu integrieren, lerne sie aber auch die zentrale Sprache, Suaheli. „Das bringt einem viel Respekt der Einheimischen entgegen und man kriegt etwa auf den Märkten oft weniger touristische Preise angeboten.“ Dennoch sei das Leben dort nicht immer einfach, besonders als alleinreisende Frau und mit Blick auf die immer wieder vorkommenden Ausfälle von Strom und Wasser. „Man muss sich in Sansibar wirklich durchkämpfen, besonders am Anfang. Aber genau das macht es so bereichernd.“
Luxustag im Hotel
Vor allem ihre Mutter in Deutschland sorge sich natürlich, aber ihre Unterstützung habe Könker immer sicher: „Sie freut sich für mich und vermisst mich, genau so wie ich sie. Ich versuche, mich so oft wie möglich bei ihr zu melden.“ Nach vielen Tagen in einfachen Verhältnissen hat sich die 29-Jährige zuletzt einen Luxustag in einem Hotel gegönnt – nicht ohne auch daraus zu lernen. „Der Tag hat mir geholfen, wieder klarzukommen. Und solche Momente lassen mich den Luxus, den wir in Deutschland oft als selbstverständlich ansehen, wirklich schätzen.“
Eine Rückkehr nach Deutschland komme für sie dennoch noch nicht in Frage, mindestens bis Anfang nächsten Jahres will sie noch auf Sansibar bleiben und lediglich zur Verlängerung der Visa alle drei Monate kurzzeitig ausreisen. Wie es danach weiter geht? „Ich lebe aktuell einfach im Moment und lege mich da noch nicht fest.“
„Mach es!“
Das Leben auf Sansibar habe sie schon jetzt sehr geprägt, weshalb die 29-Jährige auch andere ermutigt, sich auf ähnliche Abenteuer einzulassen: „Viele haben mich gefragt, wie ich das machen kann. Aber man muss es einfach mal versuchen. Ich habe mich so sehr entwickelt. Wenn die innere Stimme sagt ‚Mach es!‘, sollte man mutig sein und dem Ruf folgen.“