Jelka Aehlen (links, Marketing Osnabrück GmbH) und Quartiersmanagerin Marie Veltmaat vor dem künftigen Quartiersbüro in der Johannisstraße 75. / Foto: Guss
Seit Jahren gilt die Johannisstraße als ein Schandfleck in der Hasestadt – doch es passiert etwas: Im Juli wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten abgeschlossen, seit dem heutigen Donnerstag (25. August) fahren dort wieder Busse und ab kommender Woche erhalten Anwohner und Interessierte mit dem Quartiersbüro eine neue Anlaufstelle für Anregungen und Informationen. Quartiersmanagerin Marie Veltmaat zieht nach einem knappen halben Jahr im Amt ein entsprechend positives Resümee, sieht aber weiterhin großen Handlungsbedarf.
„Die ersten Monate im Amt waren sehr aufregend“, blickt Veltmaat zurück. Zu den Aufgaben der Quartiersmanagerin gehört die Belebung der Straße, die Baustellenkommunikation und die Vernetzung der Werbetreibenden mit den richtigen Ansprechpersonen aus der Verwaltung. „Ich muss sagen, dass die Johannisstraße trotz ihrer negativen Behaftung unfassbar viele engagierte Leute vor Ort hat. Aus den Reihen der Geschäftsbetreiber haben mich schon super viele Anfragen und Ideen erreicht.“
Auch Jelka Aehlen von der Marketing Osnabrück GmbH zeigt sich „sehr zufrieden“ mit der neuen Unterstützung: „Ich muss sagen, dass ich heilfroh über die bisherige Vernetzung und den Austausch bin.“ Die Marketing Osnabrück GmbH dient für die Quartiersmanagerin als Schnittstelle zur Stadt.
Quartiersbüro als neues Sprachrohr
Um den Austausch künftig weiter zu fördern, erhalten Anwohner und anderweitig Interessierte ab kommendem Mittwoch (31. August) mit dem Quartiersbüro in der Johannisstraße 75 ein weiteres Sprachrohr. „Das Quartiersbüro soll eine zentrale Anlaufstelle in der Johannisstraße sein. Man soll sich dort informieren können über alles was passiert und was passieren wird. Als Quartiersmanagerin bin ich dann nicht mehr nur digital erreichbar, sondern auch vor Ort. Außerdem wollen wir hier einen Raum schaffen für verschiedene Aktionen wie Workshops“, erklärt Veltmaat.
Am Eröffnungstag soll zwischen 12 und 16 Uhr ein Fokus auf die aktuell laufende öffentliche Befragung gelegt werden. Noch bis zum 9. Spetember können Osnabrücker darin Ideen und Ansichten zur Neugestaltung der Johannisstraße schildern. Die anonyme Teilnahme ist digital möglich, alternativ nimmt Veltmaat auch Anrufe entgegen und gibt analoge Umfragebögen aus. „Bisher haben wir schon einiges an Ergebnissen gesammelt. Am Eröffnungstag des Quartiersbüros können Interessierte sich über die Umfrage informieren und daran teilnehmen.“
Herausforderungen: Aufenthaltsqualität und Leerstände
Für die Zukunft sieht die Quartiersmanagerin zwei große Herausforderungen: „Für mich persönlich ist die größte Hürde, dass man Maßnahmen zur Verschönerung findet, die sich nicht mit dem Durchgangsverkehr schneiden. Wir wollen die Aufenthaltsqualität erhöhen, aber haben nicht allzu viel Platz. Eine zweite Herausforderungen sind die vielen Leerstände. Allerdings erreichen mich dazu immer wieder Anfragen von Interessierten.“
Auch dem Thema Sauberkeit schreibt Veltmaat eine bedeutende Rolle zu: „Unter anderem das Ordnungsamt zeigt mittlerweile viel Präsenz und auch die Sanierung macht einiges her, aber trotzdem haben wir noch viel Luft nach oben, was die Sauberkeit betrifft.“ Aufgabe des Quartiersmanagements sei es, alle Geschäftsbetreiber an einen Tisch zu bekommen, um das Thema Sauberkeit gemeinsam anpacken zu können. Angesichts der großen Vielfalt sei das allerdings nicht so leicht.
Ein positives Beispiel für ein gemeinsames Schaffen sei die private Reinigungsaktion am Neumarkt: „Da sieht man mal, wie schnell es gehen kann. Dort wurden die Ärmel hochgekrempelt und einfach gemacht. In der Johannisstraße hat das zur Folge, dass uns die Betreiber hier auch ansprechen und neue Ideen präsentieren, damit es künftig besser aussieht. Ich versuche dann möglichst viele Kontakte zu knüpfen“, berichtet Veltmaat. Für sie steht fest: „Die nächsten Maßnahmen sollen von und mit den Leuten aus dem Quartier ausgehen und stattfinden, damit es auch nachhaltig ist.“
„Zeiten der kilometerlangen Einkaufsstraßen sind vorbei“
Auch zu dem Vorwurf, dass in der Johannisstraße zu viele Imbissbuden und Kioske beheimatet seien, bezieht Veltmaat Stellung: „Dass die Geschäfte hier sind, hat seine Gründe. Sie profitieren insbesondere von den Frequenzen durch den Busverkehr.“ Ihre These: „Die Zeiten der kilometerlangen Einkaufsstraßen sind vorbei, denn vieles wird in den Online-Handel gehen. Was ich mir in der Johannisstraße künftig gut vorstellen kann, ist, dass hier ein Mix aus Einzelhandel, Pop-up-Stores, Arteliers und Flächen für Studierende entsteht. Auch für andere Food-Konzepte sind wir offen.“ Nicht zu vergessen sei außerdem, dass die Johannisstraße ein Wohnquartier ist und bleibt. „Die Anwohner müssen sich hier wohlfühlen können“, fügt Veltmaat hinzu.
Lichter aus in der Johannisstraße?
Von einem vollständigen “Lichter aus“ in der Johannisstraße vor dem Hintergrund der Energiekrise hält die Quartiersmanagerin derweil nichts: „Gerade vor dem Aspekt des Sicherheitsbefinden würde ich nicht sagen, dass eine dunkle Johannisstraße sinnvoll wäre. Außerdem ist hier quasi immer was los.“ Nicht nötig seien Werbetafeln oder Neonbeleuchtung – das müsse bei vielen Geschäften nicht sein, meint Veltmaat. Ihr Vorschlag, um dennoch Energie zu sparen: sensitive Beleuchtung. „Ich bin ein großer Fan von Beleuchtung, die heller wird, wenn Leute sich nähern. Da gibt es spannende Konzepte, die für die Johannisstraße interessant sein könnten“, sagt die Quartiersmanagerin abschließend.