Der Osnabrücker Leichtathletiktrainer Anton Siemer ist vom Niedersächsischen Leichtathletikverband (NLV) als “Trainer des Jahres 2024 Spitzensport” ausgezeichnet worden.
Seit 1985 engagiert sich Siemer als Trainer bei der Leichtathletik Gemeinschaft Osnabrück. In diesem Jahr führte er unter anderem den 400-Meter-Läufer Fabian Dammermann zu den Olympischen Spielen in Paris. Auch die weitere sportliche Saisonbilanz “seiner” Osnabrücker Athletinnen und Athleten kann sich sehen lassen: Zwei Deutsche Meister, drei Bundeskaderathleten, vier DM-Medaillen, 18 Top-Ten-Platzierungen bei Deutschen Meisterschaften, 23 Athleten bei Deutschen Meisterschaften und 31 Landesmeistertitel.
Ehrung für langjährige Verdienste im Sport
Bereits im vergangenen Jahr erhielt Siemer aus den Händen von Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Pötter betonte in ihrer Rede: „So manchem Schüler, der zuvor mit eingezogenen Schultern und hängendem Kopf unterwegs war, weil er sich aufgrund seiner familiären Situation abgehängt fühlte und in der Schule nichts richtig auf die Reihe bekam, haben Sie als Trainer Selbstwertgefühl eingeimpft – möglicherweise zum ersten Mal in seinem Leben. Denn auch das kann der Sport mitunter: Aus chronischen Verlierern selbstbewusste Gewinner machen.“
Neben der aktuellen Ehrung erhielt Siemer bereits 2018 den Titel „Trainer des Jahres“ in Niedersachsen sowie 2012 und 2018 in Osnabrück. Zu seiner jüngsten Auszeichnung sagt er: „Die Auszeichnung ‚Trainer des Jahres‘ im NLV gab es bisher für einen Trainer nur einmal im Leben. Jetzt wurde die neue Auszeichnung ‚Spitzensport-Trainer des Jahres‘ geschaffen, für Trainer, die mit Athleten auf internationaler Ebene und in der nationalen Spitze aktiv sind. Ich bin stolz, der erste Träger dieser Auszeichnung zu sein.“
Vom Dorfverein zur nationalen Spitze
Siemer begann seine Trainerkarriere 1976 beim SV Blau-Weiß Dörpen und trainierte später die LG Emstal Dörpen im Emsland. Rückblickend sagt er: „Für mich ist es die folgerichtige und für meine Generation prototypische Entwicklung vom kleinen Dorfverein zu einem Großverein, vom kleinen Dorf mit 700 Einwohnern in die Großstadt, vom Kinder- und Breitensport über den Jugendsport, Wettkampfsport und Leistungssport zum Spitzensport. Zu dem, was wir alle als kleine Kinder und als Jugendliche vor Augen und als Ziel haben, wenn wir begeistert vor dem Fernseher oder in den Stadien sitzen und unsere Idole unterstützen und anfeuern.“
Landestrainer lobt Osnabrücker Teamgeist
Seine Athletinnen und Athleten und deren Entwicklung stünden für ihn immer im Mittelpunkt, so Siemer. „Daher habe ich mich riesig gefreut, dass ich bei der Ehrung im Rahmen der Leistungssportkonferenz des NLV mit einem Video von ‚meinen‘ Aktiven vorgestellt wurde und damit auch etwas vom Spirit und Mindset in unseren Gruppen bei den Anwesenden ankam.“
Landestrainer Marco Antoni würdigte im Zuge der Auszeichnung den Zusammenhalt innerhalb der LG Osnabrück: „Was mich viel mehr erstaunt als die Leistungsfähigkeit der Osnabrücker Athletinnen und Athleten, ist der Zusammenhalt und die unheimlich freundliche, herzenswarme Art im Umgang miteinander.“ Besonders beeindruckt zeigte er sich von der spontanen Produktion des Siegervideos durch die Athleten. Als er den Osnabrücker Leichtathleten Fabian Dammermann diesbezüglich anrief, habe dieser keinen Moment gezögert. „Er hätte aus sicherlich so einigen Gründen sagen können, dass die Zeit ihm hierfür etwas zu knapp ist. Wenn ich dann das Ergebnis sehe, muss ich erneut feststellen, dass Eure Gemeinschaft eine ganz besondere ist. Auch wenn Deine Auszeichnung einen anderen Hintergrund hat, so finde ich sie gerade unter diesem Gesichtspunkt betrachtet erst recht absolut verdient.“
Siemer erklärte die Erfolge der LG Osnabrück mit einer Kombination aus persönlichem Wachstum und gezielter Förderung: „Der Sprung zum Spitzensport und zu den undenkbaren und unfassbaren Erfolgen der letzten Jahre hat neben vielen Dingen wie dem Ausbau des Sportparks Gretesch, der Unterstützung der Stammvereine Osnabrücker Sportclub und TSG 07 Burg Gretesch und einem leidenschaftlichen TSG 07-Vorsitzenden Jürgen Bußmann meines Erachtens vor allem zwei Ursachen: erstens, ich selbst musste mental den Weg von ganz unten – Vereins- und Kreismeisterschaften – zu Deutschen Meisterschaften und internationalen Wettkämpfen gehen, was für ein Kind aus einem 700-Einwohner-Ort im ländlichen Raum ein sehr langer Weg sein kann. Und zweitens mussten wir, meine Trainingsgruppen, unsere Grenzen sprengen und unseren Horizont erweitern – was wir aktiv forciert haben, zum Beispiel mit dem Spruch ‚You are faster than you think‘ auf all unseren Staffelstäben und dem Spruch ‚Unmögliches möglich machen‘ auf unseren Visitenkarten. Ergänzen werden wir das aktuell durch ‚Expect the unexpected‘.“
Siemer hat noch Ziele
Für die Zukunft sieht Siemer weiterhin große Ziele: DM-Gold bei den Männern, DM-Gold in der Staffel, Einsätze bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen sowie feste Staffelplätze im deutschen Team.