HASEPOST
 
HASEPOST

„Gestalter der Zukunft“: Neuer Geographie-Master an der Universität Osnabrück

Wirtschaft, Soziales und Umwelt: Besonders Geographen denken diese drei Elemente zusammen. Zum Wintersemester 2023/24 startet deshalb der neu konzipierte Master „Gesellschaft, Umwelt, Zukunft“ am Institut für Geographie in Osnabrück. Weniger Schubladendenken und mehr die Zusammenhänge sehen – so sollen „die Zukunftsgestalter von Morgen“ ausgebildet werden.

Das magische Dreieck aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem wird Schülerinnen und Schülern bereits im Erdkundeunterricht nähergebracht. In Osnabrück beschäftigt sich das Institut für Geographie auf wissenschaftlicher Ebene mit den gegenseitigen Effekten. Die Seminare des neu ausgeklügelten Studiums enthalten „immer mindestens zwei der drei Elemente“, so Prof. Dr. Martin Franz, Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität Osnabrück. Laut Franz sei es „erschreckend, dass die Themen häufig so getrennt voneinander gesehen werden“, obwohl sie in der Praxis unmittelbar zusammenhängen. Ihm sei das verknüpfte Denken auch im neuen Studiengang besonders wichtig.

Aufenthaltsqualität auch für Osnabrücker immer wichtiger

Ein konkretes Beispiel sei laut Franz der Einzelhandel in der Osnabrücker Innenstadt. Der Einzelhandel sei längst nicht mehr der einzige Aspekt, der bei der Gestaltung der Innenstadt zu beachten sei. Anstatt den wirtschaftlichen Aspekt allein zu sehen, rücken Kultur- und Freizeitangebote, aber auch ökologische Aspekte immer mehr in den Fokus. „Wir kommen nicht drum herum, uns mit ökologischen Themen zu beschäftigen, da sie große Auswirkungen auf unsere Stadtstruktur haben“, so Franz. Werden die Sommer zunehmend wärmer, so wirke sich das auch positiv für Außengastronomie und Co. aus. „Um jedoch die Aufenthaltsqualität draußen zu sichern, braucht es schattenspendende Bäume und kühlendes Wasser rund um die Innenstadt.“ Damit zeigt sich: In der Geographie spielt auch die Aufenthaltsqualität einer immer stärkere Rolle.

Betonwüste Innenstadt? Für Gustav Grün und andere Gastronomen spielt die Aufenthaltsqualität eine wichtige Rolle. / Foto: Guss
Betonwüste Innenstadt? Für Gustav Grün und andere Gastronomen spielt die Aufenthaltsqualität eine wichtige Rolle. / Foto: Guss

Wandel bereits sichtbar

Der Wandel sei bereits zu sehen. Dadurch, dass der lokale Einzelhandel durch Online-Plattformen zunehmend verdrängt werde, sinke die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen. Auch eine veränderte Nachfrage seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher ziehe ein verändertes Angebot nach sich. Als Folge kann sich die Gastronomie die Mieten wieder eher leisten. Vor allem Ketten wie Gustav Grün oder Peter Pane profitieren, weil sie durch standardisierte Abläufe oft effizienter arbeiten als inhabergeführte Restaurants. Auch in der Innenstadt finden Besucherinnen und Besucher vermehrt Freizeitangebote – etwa einen Escape Room im ehemaligen „Panorama“ am Neumarkt. „Die Monostruktur Einzelhandel bricht langsam auf“, fasst der Osnabrücker Geographieprofessor zusammen.

Laut Franz sei es die Kunst, eine Balance innerhalb des „magischen Dreiecks“ zu schaffen. Statt dem „großen Städtemagnet Einzelhandel müssen wir uns nun nach mehreren Magneten ausrichten“. Und auch bei Unternehmen gebe es bereits ein Umdenken, so Franz. Nachhaltigkeit sei ein immer wichtigerer Aspekt beim Wirtschaften. Mit wachsendem Wohlstand ist stets ein höherer Ressourcenverbrauch verbunden. Egal ob auf bundespolitischer oder lokaler Ebene: Wirtschaftliche Aspekte lassen sich nicht von sozialen und ökologischen Aspekten lösen.

Exkursionen mit mehrwöchigem Auslandsaufenthalt

Neue Seminare und Projekte sollen den neuen Studiengang noch praktischer gestalten. Mit der Ausrichtung des neuen Masters will das Osnabrücker Geo-Institut die Inhalte nicht mehr so stark vom jetzigen Status Quo abhängig machen. Deshalb gibt es bald das Modul „Zukunftswerkstatt“, in dem auf Projektbasis künftige Szenarien erarbeitet werden. „Wir müssen schauen, wo wir als Gesellschaft hinwollen“, sagt Franz. Um den Anforderungen neuer Jobs wie Klimaanpassungsmanagern oder Klimaschutzmanagern gerecht zu werden, müsse dahingehend ausgebildet werden. Neben Zukunftswerkstätten gehören diverse Exkursionen mit mehrwöchigem Auslandsaufenthalt dazu. Ein Seminar zum Wissenstransfer soll den Studierenden zudem beibringen, akademisches Wissen für alle verständlich zu machen.

Üblich für ein Geographiestudium sind Exkursionen ins Ausland. 2021 ging es nach Ghana. / Foto: Universität Osnabrück
Üblich für ein Geographiestudium sind Exkursionen ins Ausland. 2021 ging es nach Ghana. / Foto: Universität Osnabrück

Zuletzt wies der gesellschaftswissenschaftliche Geographie-Master „Wirtschafts- und Sozialgeographie“ rückläufige Bewerbungszahlen auf. Mit der neuen Ausrichtung wolle man nun versuchen, neue Studieninteressierte für die Geographie an der Universität Osnabrück zu gewinnen und Spezialisten von Morgen auszubilden.


Liebe Leserin und lieber Leser, an dieser Stelle zeigen wir Ihnen künftig regelmäßig unsere eigene Kommentarfunktion an. Sie wird zukünftig die Kommentarfunktion auf Facebook ersetzen und ermöglicht es auch Leserinnen und Lesern, die Facebook nicht nutzen, aktiv zu kommentieren. FÜr die Nutzung setzen wir ein Login mit einem Google-Account voraus.

Diese Kommentarfunktion befindet sich derzeit noch im Testbetrieb. Wir bitten um Verständnis, wenn zu Beginn noch nicht alles so läuft, wie es sollte.

 
Julian Dayan
Julian Dayan
Julian Dayan ist seit dem Mai 2023 im Team der Hasepost und unterstützt die Redaktion als Praktikant.

  

   

 

Diese Artikel gefallen Ihnen sicher auch ...Lesenswert!
Empfohlen von der Redaktion