Ailton / Foto: Maurice Guss
Am 18. Juni duellieren sich Fußballstars wie Ailton, Nelson Valdez oder Tim Wiese im Stadion der Sportfreunde Lotte mit einer Auswahl bestehend aus regionalen Spielern für einen guten Zweck. Der Erlös aus den Ticketverkäufen geht an den Osnabrücker Zoo und das Kinderhospiz Löwenherz in Syke. Vor dem Benefizspiel hat die HASEPOST mit dem ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Ailton gesprochen.
Im Interview verriet der 48-jährige Brasilianer, wie er neun Jahre nach seinem Karriereende lebt, was er vom Osnabrücker Bremen-Spieler Felix Agu hält, auf wen er sich beim anstehenden Benefizspiel besonders freut und welches Bier ihm am besten schmeckt.
HASEPOST: Ailton, wie geht es dir aktuell?
Ailton: Mir geht es sehr gut, danke.
HASEPOST: Du hast deine Fußballkarriere 2013 beendet. Was machst du heute, neun Jahre später?
Ailton: Ich habe ein bisschen mehr Zeit für meine Familie. Beruflich konnte ich in den letzten zwei Jahren hier in Deutschland viel Werbung für meine Firmen machen. Ich analysiere außerdem oft junge Fußballtalente.
HASEPOST: Du kommst aus Südamerika, hast lange Zeit auch in Amerika gelebt: Wo lebst du aktuell?
Ailton: Ich wohne mittlerweile mit meiner Familie in Bremen. Vorher habe ich fünf Jahre in den USA gelebt, aber seit zwei Jahren bin ich hier in Deutschland.
HASEPOST: Thema Fußball: Wie hat sich die Bundesliga seit deiner aktiven Zeit verändert?
Ailton: Es ist mittlerweile ein ganz anderer Fußball, eine andere Qualität auf dem Platz, ganz klar. Ich respektiere die heutigen Spieler, aber wenn man achtzehn, zwanzig Jahre zurückblickt, dann war der Fußball damals interessanter. Es ist heute eine ganz andere Mentalität, viel mehr Technik und Taktik und die Spieler hören mehr auf ihre Trainer. Es kann sein, dass es manchmal etwas langweiliger ist.
HASEPOST: Wäre Ailton heute noch genau so erfolgreich im Profifußball?
Ailton: Genau so, ja! Auf dem Platz war ich immer gut, weil ich da war, wo ich sein musste. Heute musst du die ganze Woche trainieren, hast einen Trainer hinter dir, der ein ganzes System vorgibt, wie ein Computer. Aber am Ende entscheidest trotzdem du alleine auf dem Feld, was du machst. Und darin war ich früher gut und wäre es auch heute noch. Aber klar, es ist eine andere Mentalität, ein anderer Fußball.
HASEPOST: Gibt es einen aktiven Spieler, der dich an dich selber erinnert?
Ailton: Aktuell? Einen zweiten Ailton? (überlegt) Nein, gibt es nicht! (lacht) Aber ein Spieler, den ich sehr interessant finde, ist Mohamed Salah von Liverpool. Wie Ailton läuft er immer zum Tor.
HASEPOST: Blicken wir auf die Bundesliga? Wer ist dein Favorit in der kommenden Saison? Wird Bayern als Meister abgelöst?
Ailton: Zehnmal war Bayern jetzt Deutscher Meister. Es gibt momentan keinen Konkurrenten, das ist schade. Drei, vier Mannschaften können in Zukunft mit den Bayern kämpfen, aber ich weiß nicht, was mit Dortmund, Leverkusen oder Leipzig nächste Saison passiert. Genau so Gladbach. Aber meiner Meinung nach ist Bayern immer der Favorit.
HASEPOST: Was hältst du vom Transfertheater um Robert Lewandowski? Würdest du an seiner Stelle bei Bayern bleiben?
Ailton: Ich weiß nicht, was mit Lewandowski passieren wird. Klar, er ist ein Top-, Top-Stürmer in Europa und ein wichtiger Spieler für Bayern. Egal wo er spielt, er ist eine Tormaschine, aber ich denke, dass es für beide Seiten besser wäre, den Vertrag für ein, zwei Jahre zu verlängern.
HASEPOST: Mit Bremen ist einer deiner ehemaligen Vereine wieder zurück in der Erstklassigkeit. Kann Werder die Liga halten?
Ailton: Erste Liga ist viel schwerer als zweite Liga. Bremen muss jetzt aufpassen. Ich bin ein großer Werder-Fan und ich hoffe, dass sie immer in der Liga bleiben, aber die Saison ist lang. Mal schauen, welche Spieler kommen. Sie brauchen neue Leute mit viel Potenzial für die erste Liga und eine gute Vorbereitung, um an sich arbeiten zu können. An Mannschaften wie Berlin und Stuttgart sieht man wie schwer die erste Liga ist.
HASEPOST: Es gibt ja einen Osnabrücker in den Reihen von Werder: Was hältst du von der Entwicklung des Osnabrückers Felix Agu? Glaubst du, dass er in der ersten Liga bestehen kann?
Ailton: Er ist ein junger Spieler und braucht Zeit. Aber er hat Potenzial und ist schnell. Unter dem neuen Trainer (Ole Werner; Anm. d. Red.) spielt er jetzt etwas mehr. Alles weitere wird sich in den Spielen auf dem Platz zeigen. Dort muss er alles aus sich herausholen.
HASEPOST: Am 18. Juni kehrst du in Lotte noch einmal für den guten Zweck auf den Fußballplatz zurück. Einen wie fitten Ailton wird man dann erleben können?
Ailton: Für ein Benefizspiel ist meine Form ideal, topfit. (lacht) Klar bin ich nicht mehr so fit wie früher und nicht mehr so schnell wie vor zehn Jahren. In Bremen trainiere ich drei mal pro Woche und spiele auch mit der Traditionsmannschaft von Werder. Aber hier geht es um Spaß und dafür ist meine Form okay.
HASEPOST: Ihr ehemaligen Profis kickt gegen eine Kreisauswahl. Haben eure Gegner überhaupt eine Chance gegen einen fitten Ailton?
Ailton: Ich glaube nicht. (lacht) Fußball ist ein geiler Sport und alle sind motiviert. Gegen mich zu spielen, ist vielleicht eine zusätzliche Motivation für die Defensivspieler. Aber wenn ich mich etwas konzentriere, dann müssten ein paar Tore drin sein.
HASEPOST: An deiner Seite stehen dann einige deiner ehemaligen Kollegen, unter anderem Nelson Valdez und Tim Wiese. Aber auch andere Prominente sind dabei, etwa Paul Jahnke. Auf wen freust du dich ganz besonders und warum?
Ailton: Nelson und Tim sind beides Werder-Legenden und haben dort super gespielt. Tim war ein klasse Torwart und Nelson hat zu meiner Zeit sehr viele Tore geschossen. Nelson und ich kennen uns sehr gut, ich freue mich schon auf die beiden.
HASEPOST: Natürlich, du hast es selber gesagt, steht beim Spiel der Spaß im Vordergrund. Daher abschließend noch mal eine ganz andere Frage: Deutsches oder brasilianisches Bier?
Ailton: (lacht) Beide! Aber in den letzten Jahren trinke ich weniger Bier. Wenn ich mit meiner Frau im Restaurant oder auf einer Party bin, dann trinke ich eher Rotwein, aber ich weiß ja auch nicht, was in Lotte angeboten wird. Wenn es warm ist so wie in Brasilien, dann kann es sein, dass ich ein paar Bier trinken werde. Deutsches und brasilianisches!
Das Interview wurde geführt von Maurice Guss.
Live auf dem Fußballfeld gibt es den „Kugelblitz“ am 18. Juni in Lotte zu verfolgen. Tickets sind weiterhin online erhältlich.