Ein Kulttrainer an der Seitenlinie, viele alte Bekannte auf dem Platz und Spannung in Auf- wie Abstiegskampf: In vielerlei Hinsicht bietet das bevorstehende Gastspiel des VfL Osnabrück beim Hamburger Sportverein Unterhaltung – auch schon vor dem Anpfiff am Sonntag (3. März).
Bei kaum einem Zweitliga-Club herrscht derzeit so viel „Hollywood-Feeling“ wie beim Hamburger SV: Während die direkte Aufstiegskonkurrenz um Spitzenreiter St. Pauli und den zweitplatzierten Kieler „Störchen“ weitgehend in Ruhe arbeiten kann, verfolgt die „Rothosen“ seit dem erstmaligen Gang in die 2. Bundesliga vor mittlerweile fünf Jahren permanent der Aufstiegsgedanke – und eben der spielte dem HSV in der Vergangenheit immer ab dem Jahreswechsel einen Streich.
Wilde Partien kosten Walter den Job
Anders ist das auch in diesem Jahr nicht: Nach mehreren vogelwilden Partien – zwei 3:4-Niederlagen gegen Karlsruhe und gegen Hannover als Höhepunkte – musste vor rund zwei Wochen Trainer Tim Walter die Koffer packen. Es folgte ein nicht minder unterhaltsames 2:2 gegen den Abstiegskandidaten Hansa Rostock unter Interimstrainer Merlin Polzin, früher bereits in Osnabrück tätig, ehe zum vergangenen Spieltag Ex-Köln-Coach Steffen Baumgart übernahm und seinen neuen Verein in gewohnt kultiger „Tiger-Manier“ und mit Schiebermütze zu einem knappen, aber immerhin ruhigeren 1:0-Sieg gegen Elversberg coachte.
Reis will aufsteigen
Gewohnt schnell ist beim HSV im Anschluss wieder der Optimismus ausgebrochen. Am Ende der Saison werde man auf Platz „eins oder zwei“ stehen, so Mittelfeldspieler Ludovit Reis, wie der wieder ins zweite Glied zurückgekehrte Co-Trainer Polzin mit VfL-Vergangenheit, in dieser Woche gegenüber der Hamburger Morgenpost. Man gebe alles, um dieses Mal auch wirklich aufzusteigen, erklärte Reis selbstsicher weiter. „Ich habe überhaupt keine Zweifel daran. In diesem Sommer soll es so weit sein.“
In der Realität steht der HSV nach 23 Spieltagen mit 41 allerdings lediglich auf dem dritten Platz, der am Ende der Saison erneut die Relegation bedeuten würde – mal wieder. Rückblick: In den letzten Jahren war Platz drei für die Hamburger nie ein gutes Omen.
Alte Bekannte beim HSV
Zwischen Ex-Coach Walter und Neutrainer Baumgart gäbe es „schon Unterschiede“, meinte Reis, der mit Daniel Heuer Fernandes und Moritz Heyer zwei weitere ehemaligen Osnabrücker an seiner Seite hat, zuletzt weiter. „Das sieht man ja auch an der Art, wie wir jetzt Fußball spielen.“ Man habe jetzt einen Trainer „mit anderen Gedanken“.
Erinnerungen ans Hinspiel
Apropos Gedanken: Weniger Baumgart, sondern mehr die Spieler dürften den kommenden Gegner, den VfL Osnabrück, aus der Hinrunde noch im Hinterkopf haben. 1:2 hieß das Ergebnis an der Bremer Brücke damals aus Hamburger Sicht – wild war das Spiel des HSV damals nicht, sondern viel mehr schwach.
VfL Osnabrück „gelöster“ nach zweitem Saisonsieg
Am vergangenen Wochenende konnten die Osnabrücker gegen Hannover 96 den zweiten Saisonsieg einheimsen – und fahren daher mit einer weiteren Portion Selbstvertrauen in den Norden. „Gelöster“ sei das Team außerdem, so VfL-Trainer Uwe Koschinat im Vereinsinterview mit Blick auf den zweiten Saisonsieg und die zurückliegende Trainingswoche. Allerdings wisse die Mannschaft auch, dass der Dreier die aktuelle Situation tabellarisch nur marginal verbessert.
Dennoch rechnet Koschinat sich und seiner Mannschaft beim HSV Chancen aus – und pokert vor allem darauf, Kalkül aus dem hohen, aber auch risikobehafteten Anlaufverhalten von Baumgart-Teams schlagen zu können. Dafür müsse man auf dem Platz aber „sehr, sehr hart“ arbeiten.
VfL mit Erfahrung gegen Baumgart-Team
Ein Beispiel dafür, wie man den klassischen Fußball von Steffen Baumgart aushebeln kann, lieferte der VfL in dieser Saison bereits selbst. Erst nach großem Kampf und einer intensiven Verlängerung unterlagen die Lila-Weißen den damals noch von Baumgart trainierten Kölnern in der ersten Runde des DFB-Pokals. Eine neue Chance bietet sich am Sonntag ab 13:30 Uhr.