Sie pflegen alte Menschen, versorgen Geflüchtete oder helfen Obdachlosen: Den Menschen, die sich in den Freiwilligendiensten des Bistums Osnabrück für die Gesellschaft engagieren, stehen viele unterschiedliche Arbeitsfelder offen. Und das schon länger, als man denkt. Die Freiwilligendienste im Bistum Osnabrück feiern dieses Jahr ein doppeltes Jubiläum: 60 Jahre Freiwilligendienst und zehn Jahre Bundesfreiwilligendienst.
Seit 1961 haben sich etwa 5.500 Menschen im Rahmen eines Freiwilligendienstes im Bistum Osnabrück sozial eingesetzt. „Die ersten acht Freiwilligen waren Frauen, die sich in verschiedenen Organisationen eingesetzt haben“, blickt Ulrich Beckwermert, Generalvikar des Bistums Osnabrück, zurück. Der Freiwilligendienst lief damals unter dem Namen “Jahr für die Kirche“, die ersten Freiwilligen wurden daran angelehnt noch “Jakis“ genannt.
Zahl der Freiwilligen mehr als verdoppelt
Seitdem hat sich die Freiwilligenarbeit im Bistum stark verändert. Mit Beginn der 2000er-Jahre sei der Freiwilligendienst im Bistum Osnabrück stets erweitert worden, betont Beckwermert. Mit Einführung des Bundesfreiwilligendienstes 2011 konnte die Anzahl der Freiwilligenstellen von 180 auf 400 erhöht und damit mehr als verdoppelt werden. „Wir sehen, dass die Anfrage weiterhin hoch ist. Jährlich erreichen uns im Bistum rund 700 Bewerbungen für die Stellen des Freiwilligendienstes“, so der Generalvikar weiter. Dass die überwiegende Mehrheit der Bewerber sehr jung sei, zeige, dass sich auch die junge Generation wie selbstverständlich sozial betätigen wolle. „Weil dieses Engagement unbedingt zu fördern ist, legen wir ein besonderes Augenmerk auf eine gute Betreuung der Freiwilligen und bieten u.a. Seminare an“, erklärt Beckwermert.
Deutschlandweit einzigartig ist das Stipendiensystem des Bistums Osnabrück. „Wir begleiten eine Gruppe von 20 Freiwilligen drei Jahre lang mit 300 Euro monatlich über ihren Dienst hinaus. Davon muss nur die Hälfte zurückgezahlt werden“, führt Beckwermert aus. „Viele der Freiwilligen finden während ihres Dienstes eine berufliche Zukunft, nehmen eine gewaltige Entwicklung und lernen, Verantwortung zu übernehmen“, so der Generalvikar weiter. „An dieser Stelle möchte ich allen, die die Erfolgsgeschichte Freiwilligendienste aufrechterhalten und vorantreiben, danken und wünsche den Freiwilligen, dass sie an ihrem Dienst wachsen.“
Digitale Aktionen statt Jubiläumsfeier
Anlässlich des doppelten Jubiläums zeigt sich Ann-Cathrin Röttger, Leiterin der Arbeitsstelle Freiwilligendienste, etwas wehmütig: „Wir hätten natürlich gerne groß gefeiert. Jetzt ist uns aber wichtig, dass wir dieses Jubiläum trotz Pandemie begehen.“ Ab dem 28. Juni wird es daher unterschiedliche digitale Aktionen anlässlich der besonderen Tage geben. „Am ersten Tag direkt wird eine digitale Pinnwand veröffentlicht, auf der sich ehemalige und aktive Beteiligte äußern und vernetzen können. Da auch die Lobbyarbeit für uns wichtig ist, nutzen wir das Jubiläum, um in einem Seminar am 30. Juni Freiwilligen den Austausch mit verschiedenen Politikern zu ermöglichen“, berichtet Röttger. Am 8. Juli können sich Interessierte außerdem im Rahmen einer Kaffeetafel mit einigen ehemaligen “Jakis“ austauschen. Alle durchgeführten Aktionen während der Jubiläumswochen sollen abschließend in einem Film gebündelt werden.
Auslandsfreiwilligendienste wieder möglich
Darüber hinaus blickt Röttger bereits in die Zukunft, in der auch Freiwilligendienste im Ausland wieder möglich sein sollen: „Die Auslandsfreiwilligendienste gehen langsam wieder los, die Vorbereitungen für den kommenden Jahrgang laufen bereits.“ Ob wirklich alle Länder für einen Dienst in Frage kommen, bezweifelt Röttger, aber „wir gehen davon aus, dass Dienste in vielen Ländern möglich sein werden. Auch die Nachfrage ist ungebrochen.“
Für die 25-jährige Mandy Koop, die sich selbst als Bundesfreiwilligendienstleistende im Bonifatius-Hospital in Lingen sozial engagiert, ist ein Freiwilligendienst auf jeden Fall lohnenswert: „Ich kann jedem Schulabgänger und jeder jungen Person den Freiwilligendienst nur empfehlen, auch um den sozialen Bereich besser kennenzulernen und sich zu orientieren.“