Merlin Polzin wuchs in Hamburg auf und lernte dort das Fußballspielen, ehe es ihn nach seiner sportlich vielleicht bittersten Erfahrungen nach Osnabrück zog. Als wichtiger Mann in der zweiten Reihe feierte er in der Hasestadt große sportliche Erfolge, kehrte dann aber in seine Heimatstadt zurück. Dort feiert der 33-Jährige am Samstag seine Premiere als Chef an der Seitenlinie – beim großen HSV.
Als Fußballer reichte es für Merlin Polzin immerhin für die Oberliga. Nach der Landesmeisterschaft mit dem Bramfelder SV – der Mannschaft aus dem gleichnamigen Hamburger Stadtteil, in dem er aufgewachsen war – durfte der damals 21-Jährige ein Spiel in der fünfthöchsten Spielklasse absolvieren, ehe er aufgrund einer Zehenarthrose im gleichen Jahr noch mit dem Fußballspielen aufhören musste – mit großen Auswirkungen auf seine weitere Karriere.
Aus der Hanse- in die Hasestadt
Ebenfalls noch im gleichen Jahr begann Polzin im Nachwuchsleistungszentrum des Hamburger SV als Co-Trainer sowie in den Bereichen Spielanalyse, Scouting und Schultraining. Zum Wintersemester 2012/13 zog es den heute 33-Jährigen aus der Hanse- in die Hasestadt, in der er nicht nur sein Lehramtsstudium (Deutsch und Sport) startete, sondern auch an der Seite eines gewissen Daniel Thioune Co-Trainer der B-Junioren des VfL Osnabrück wurde.
Nach gemeinsamen Erfolgen trennten sich die Wege der Trainer – aber nur kurzzeitig, denn 2017 folgte Polzin Thioune erneut als Co-Trainer in die A-Jugend des VfL. Noch im gleichen Jahr ging es für die beiden Fußballlehrer – wieder in gleicher Konstellation – noch eine Altersklasse weiter nach oben. Anfang Oktober trennte sich der VfL von Profi-Cheftrainer Joe Enochs, Thioune übernahm mit Polzin an seiner Seite, zunächst interimsmäßig, nach einem Monat dann dauerhaft.
Aufstieg mit dem VfL Osnabrück
Das „Trainerduo“ bewahrte den VfL in der Saison 2017/18 schließlich vor dem drohenden Abstieg in die Regionalliga und führte die Lila-Weißen ein Jahr später sogar sensationell zurück in die 2. Bundesliga. Dort gelang im Folgejahr der weitgehend souveräne Klassenerhalt.
Rückkehr nach Hamburg
Zur Saison 2020/21 zog es den gebürtigen Osnabrücker Thioune – andersherum als Polzin rund zehn Jahre zuvor – aus der Hase- in die Hansestadt, wo er Trainer des HSV wurde. Sein Co-Trainer folgte ihm und kehrte damit zurück in die Heimat, der er auch nach Thiounes späterer Entlassung und dessen neuer Tätigkeit als Cheftrainer in Düsseldorf treu geblieben ist.
Unter den Thioune-Nachfolgern Horst Hrubesch und Tim Walter war Polzin bis zuletzt als Co-Trainer beim HSV tätig. Nach der Entlassung von Letzterem in dieser Woche rückt Polzin interimsmäßig erstmals ins erste Glied bei dem Verein, von dem er seit seiner Kindheit auch Fan ist. Dass aus einer Übergangstätigkeit schnell auch mal eine feste Beschäftigung werden kann, weiß der Ex-Osnabrücker aus seiner Zeit in der Hasestadt. Die Pro Lizenz, dessen Lehrgang der 33-Jährige Anfang dieses Jahres begann, könnte der bei kurzfristigen Erfolgen daher möglicherweise deutlich dringender brauchen als geplant.
Premiere in Rostock
Erster Gegner für Merlin Polzin als Cheftrainer ist an diesem Samstag (17. Februar) der abstiegsbedrohte FC Hansa Rostock.