Am kommenden Montag (11. Dezember) werden die 36 Erst- und Zweitligisten Deutschland ein zweites Mal darüber abstimmen, ob die Deutsche Fußball Liga (DFL) einen Investor ins Boot holen darf. Der VfL Osnabrück will sich dabei enthalten.
Bereits im Mai kam die DFL-Mitgliederversammlung ein erstes Mal zusammen um über eine „strategische Vermarktungspartnerschaft“ abzustimmen. Die benötigte Zweidrittelmehrheit für das Hinzuziehen eines Investors, mit dem etwa der finanzielle Abstand zur hoch überlegenen englischen Premier League verkürzt werden soll, wurde damals verfehlt. Nun folgt ein neuer Anlauf, bei dem anders als noch in der ersten Jahreshälfte, auch der mittlerweile aufgestiegene VfL stimmberechtigt ist.
Fanszene spricht sich für „Nein“ aus – VfL folgt dem nur zum Teil
In einem Statement kündigte der Verein nun an, sich enthalten zu wollen. Im Vorfeld hatten sich die Fanabteilung des VfL, der Fanszene e.V. und die Violet Crew in einem offenen Brief kritisch zum Antrag der DFL geäußert und Präsidium des VfL von 1899 e.V. Osnabrück und Beirat der VfL-Spielbetriebsgesellschaft aufgefordert, mit „Nein“ abzustimmen. Dabei kritisieren die Fanvertreter unter anderem, dass neben einer fehlenden Vision der DFL insgesamt das Aufweichen des Alleinstellungsmerkmals der Bundesliga, der knappe Zeitplan sowie der fehlende Mehrwert (mindestens) für Zweitligisten aus VfL-Perspektive gegen eine Zustimmung der DFL-Pläne sprächen – und schlugen damit gleiche Töne an, wie etwa die Bundesliga-Vereine SC Freiburg und 1. FC Köln, die medial bereits Abstand von den DFL-Plänen genommen haben. Zu einem klaren „Nein“ konnte sich der VfL im Rahmen einer Tagung am Montagabend (4. Dezember) allerdings nicht entschließen.
Einerseits …
Der Verein teilte dazu in einem Statement einerseits zwar mit: Mit Blick auf das Schreiben der organisierten Fans des VfL sowie der auch Mitglieder des VfL vertretenden Fanabteilung teilen die Gremienmitglieder vor allem den Hinweis auf den straffen Zeitplan der DFL samt der Komplexität der Informationslage, der eine ausführliche Teilhabe von Mitgliedern und Fans quasi verhindert. Als Klub, der die Teilhabe und Mitbestimmung als wichtigen Wert begreift, verstößt dies gegen das Selbstverständnis des VfL Osnabrück. Zudem sind auch die wirtschaftlichen Konsequenzen der geplanten DFL-Geschäftsfeldentwicklung aus der Sicht des VfL Osnabrück als aktueller Zweitligist sowie als Klub, der stets auch die Perspektive der Drittligisten einnehmen muss, kritisch zu sehen. Denn ohne Veränderung der Verteilungsmechanismen würde durch die Entscheidung die Schere zwischen 1. Bundesliga zur 2. Bundesliga und sogar innerhalb der 1. Bundesliga noch weiter auseinander gehen, da die Investitions- und somit Wachstumspläne vor allem die internationalen Erlöse betreffen. Der VfL Osnabrück würde hier ohne Veränderung des Verteilerschlüssels wie die Mehrzahl der Erstligisten sowie aller Zweit- und Drittligisten seine relative Wettbewerbsposition sogar verschlechtern.
Andererseits …
Andererseits sehe der Verein auch die positiven Aspekte des überarbeiteten DFL-Vorschlags: Der Fokus auf die Möglichkeiten des internationalen Wachstums, eine stärkere Digitalisierung mithilfe einer OTT-Plattform und die Stärkung des (nationalen) Medienproduktes ist aus der Perspektive des Zusammenschlusses der 36 Profiklubs sinnvoll.
VfL enthält sich
Die Diskussion dieser Aspekte ohne Berücksichtigung der Verteilungsfrage sowie ohne intensiven Fan- und Mitgliederbeteiligungsprozess sei deshalb aus Sicht des VfL Osnabrücks gegenwärtig nicht zielführend. Deshalb sprechen sich der Beirat sowie das Präsidium nach langen Beratungen und einer intensiven Abwägung beider Seiten für eine Enthaltung bei der Abstimmung aus. Die Geschäftsführung des VfL Osnabrück wird dieser Empfehlung in der Versammlung folgen, schließen die Lila-Weißen ihr Statement ab.