Moskau in der Wüste? Was bei Nicht-Osnabrückern wohl für fragendes Stirnrunzeln sorgt, ist für die „echten“ Hasestädter völlig logisch. Klar ist, der Stadtteil Wüste trägt seinen Namen aufgrund seiner früheren landschaftlichen Beschaffenheit, aber warum heißt das Schwimmbad an der Limberger Straße eigentlich Moskaubad? Spoiler: Ganz aufklären können wir es auch nicht.
Die Stadtwerke Osnabrück als Betreiber des Moskaubads nennt insgesamt drei Theorien. Aber der Reihe nach: Im September 2024 wird das renovierte Moskaubad 27 Jahre alt. Seine Geschichte reicht jedoch viel weiter zurück. So weit, dass die Namensgebung nicht mehr vollständig erklärt werden kann. Und damit zu Theorie 1:
Theorie 1: Russische Kriegsgefangene als Namensgeber
Der Theorie zufolge hat das Moskaubad seinen Namen von russischen Kriegsgefangenen erhalten, die an gleicher Stelle nach dem Ersten Weltkrieg Zwangsarbeit leisten mussten. Richtig ist, dass es diese Kriegsgefangenen gab. Sie legten in der Umgebung des heutigen Moskaubads Gartenflächen an, aus denen später der Kleingartenverein Deutsche Scholle entstand. Doch obwohl diese Theorie auf den ersten Blick plausibel klingt, wird sie als Namensgeber für das Moskaubad ausgeschlossen. Trotzdem hat der Name wohl eine Verbindung zur russischen Geschichte. Die führt uns wiederum zu einem Franzosen: Napoleon.
Theorie 2: Seitenhieb gegen Napoleons Herrschaft:
Ab 1810 gehörte Osnabrück kurzzeitig zur Republik Frankreich unter Napoleon, der 1812 in Russland jedoch eine verheerende Niederlage erlitt. Die Franzosen mussten sich zurückziehen, und 1834 eröffnete auf dem heutigen Gelände des Schwimmbads das Kaffeehaus Moskau. Der Name wird heute als Seitenhieb gegen die Franzosen interpretiert. Das Schwimmbad übernahm später den Namen des Kaffeehauses – und die Theorie ist heute weit verbreitet und akzeptiert. Doch es gibt noch eine weitere mögliche Erklärung.
Theorie 3: Eine Ableitung aus dem Plattdeutschen
Demnach ist der Name eine Ableitung vom plattdeutschen Wort „mosk au“, was so viel wie „moosige Aue“ bedeutet. Das Gebiet rund um das heutige Moskaubad war und ist eine feuchte, sumpfige Wiese, erklärte Sonja Koslowski, die damalige Leiterin des Moskaubads gegenüber der Stadtwerke im Jahr 2018. Klingt auch durchaus logisch, oder?
Und was hat das ganze jetzt mit Kiew zu tun?
Während die Namensherkunft damit ein Rätsel bleibt, ist offensichtlich, dass das Moskaubad auf eine lange Historie zurückblickt. Übrigens hieß es über die Jahre nicht immer so wie heute: 1933 benanntes es die Nationalsozialisten in Neustädter Freibad um, nach einer großen Renovierung im Jahr 1997 erhielt es seinen heutigen Namen.
Und dann wäre da noch ein Vorfall zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine: Unbekannte überklebten den „Moskau“-Teil des Namensschildes am Eingang des Moskaubads und benannten dieses somit kurzfristig und inoffiziell in „Kiewbad“ (nach der ukrainischen Hauptstadt) um. Die Stadtwerke lehnte den Namensvorschlag damals übrigens auch mit Verweis auf die Theorien ab.
Freibadsaison eröffnet
Osnabrücker – und natürlich auch Auswärtige – gehen somit auch heute noch ins Moskau in der Wüste. Seit Christi Himmelfahrt ist dort in diesem Jahr auch wieder die Freibadsaison eröffnet. In der kommenden Wochenende startet hier dem Moskaubad dann auch wieder die dort ansässige Beachbar in eine neue Saison. Die hört übrigens nicht auf den Namen Moskaubeach, sondern auf Hasebeach – na klar, wegen des Flusses, der durch unsere schöne Stadt fließt.
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