Heute schiebt Kalla Dependahl beim Boule mit Freunden eher eine ruhigere Kugel, besser bekannt ist er den meisten allerdings aus seiner Zeit beim VfL Osnabrück. Dort gehörte er vor mittlerweile rund 50 Jahren zu den ganz Großen – allerdings nicht im Fußball, sondern im Tischtennis.
VfL und Tischtennis – was bei den jüngeren Generationen wohl eher für verdutzte Gesichter sorgt, dürfte vielen älteren Zeitgenossen positive Erinnerungen hervorrufen. So viel sei mit einem Augenzwinkern gesagt: Auch wenn die lila-weißen Fußballer sich derzeit außerordentlich gut schlagen, so weit wie die Tischtennisspieler in den 1960er-Jahren haben sie es bis dato nicht gebracht.
Von der Oberliga in die Bundesliga
Bereits 1954 spielten die Herren in der damals höchsten Spielklasse, der viergleisigen Oberliga. Zwei Jahre später sollte erstmals der Name Dependahl im Spielbogen auftauchen. „Ich wollte eigentlich zum Fußball“, erzählt der heutige Rentner. So richtig klappen sollte es auf dem Rasen allerdings nicht. „Eher zufällig bin ich 1954 mit meinem damaligen wie heutigen besten Freund Reinhard Michel mit dem Tischtennis angefangen.“ Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Zwei Jahre später folgte der erste von zahlreichen weiteren Titeln, erinnert sich Dependahl: „1956 bin ich als Schüler Stadtmeister geworden, 1961 dann norddeutscher Jugendmeister im Einzel in Bremerhaven.“ Im darauffolgenden Jahr debütierte Dependahl in der Herrenmannschaft des VfL Osnabrück – alleine war er dabei nicht. „Durch eine Verjüngung des Teams bin ich gemeinsam mit Reinhard Michel und Lutz Wolf in die erste Mannschaft gerückt.“ Im Team mit den erfahrenen Hans Micheiloff, Götz Schulz und Manfred Rosenthal gelangen bereits in der ersten Saison viele Siege. Gespielt wurde jeweils in Einzeln und Doppeln bis eine Mannschaft auf neun Punkte kam. Überraschend gelang direkt der Einzug ins Finale, wo mit Salzgitter der schier übermächtige Seriensieger wartete. „Wir haben 9:4 gewonnen“, blickt Dependahl mit glänzenden Augen auf die erste norddeutsche Meisterschaft zurück, in den nächsten Jahren sollten mit einem leicht veränderten Team weitere folgen.
„Das Größte, was ich erlebt habe“
Ende der 1960er-Jahre wurde dann erstmals die Bundesliga eingeführt, als amtierender Nordmeister qualifizierten sich die Osnabrücker um Dependahl, Michel und Rosenthal, an deren Seite mittlerweile Herbert und Ernst Gomolla sowie Dieter Lippelt und Bernd Jansen spielten, direkt. Doch damit nicht genug: Am 30. März 1968 traf der VfL im entscheidenden Spiel um die deutsche Meisterschaft auf den Mehrfachen deutschen Meister TUSA Düsseldorf mit dem damaligen Vizeweltmeister Eberhart Schöler. „Für mich wurde dieses Spiel zu meinem größten Spiel in meiner Tischtennislaufbahn“, blickt der damals 24 Jahre alte Dependahl zurück. „In der ausverkauften Schlosswallhalle vor 2.000 Zuschauern gewann ich meine beiden Einzel und das Doppel mit Reinhard Michel, der ebenfalls seine beiden Einzel gewann.“ Am Ende stand ein 9:7 auf der Tafel. „Das war das Größte, was ich im Sport erlebt habe.“
Ein Preisgeld gab es damals nicht, berichtet Dependahl. „Vom deutschen Tischtennisbund gab es eine goldene Plakette, gefeiert haben wir damals im Blauen Bock. Außerdem hatten wir einige Auftritte im Team.“ Wiederholen sollte sich der Erfolg allerdings nicht, aufgrund von organisatorischen Problemen ging es rapide bergab. Die Zuschauer blieben weg, einige Teamkollegen zogen weiter. Dependahl setzte seine Karriere gemeinsam Michel nach der Zeit beim VfL unter anderem ab 1975 bei der TSG Burg Gretesch fort. Vier Jahre später gelang dort über die Verbandsklasse der Aufstieg in die Zweite Bundesliga. „Das war auch eine kleine Sensation“, erinnert sich Dependahl zurück. Bis 2008 spielte der einstige Deutsche Meister schließlich noch in unteren Ligen weiter.
Boule statt Tischtennis
Über die Jahre habe sich der Tischtennis sehr gewandelt, stellt Dependahl rückblickend auf seine Karriere fest. „Zum Tischtennis von heute sind es Welten. Wir waren gute Spieler und auch erfolgreich, aber das Spiel ist viel schneller geworden.“ Ein weiterer Unterschied: „Wir haben früher Sätze bis 21 gespielt, heute geht es nur noch bis elf.“ Auch die Teams sind kleiner geworden.
Während der Tischtennis schneller geworden ist, geht es Dependahl mittlerweile weitaus defensiver an. „Beim Boule mit Freunden, im Kurgarten in Schledehausen für 20 Jahre und jetzt beim SC Lüstringen wird eher eine ruhigere Kugel geschoben.“ Geblieben sind viele Freundschaften, insbesondere zu Reinhard Michel. „Wir haben alles zusammen gemacht, erst Tischtennis, dann Boule, und sind heute noch beste Freunde“, erzählt Dependahl.
Apropros Boule: Das Team um Dependahl und Michel sucht derzeit nach Mitspielern. Gespielt wird seit zehn Jahren immer montags und donnerstags ab 14:30 Uhr auf der Anlage beim SC Lüstringen. Zudem wird jedes Jahr beim Korfu-Cup gegen viele alte Freunde gespielt. Interessierte können sich telefonisch (0541 386147) bei Abteilungsleiter Manfred Kühn melden.