Von nur „wenige Hundert“ bis „eine Handvoll“, zu mehr reichte die Zahl der Gegendemonstranten in den vergangenen Wochen, wenn Kritiker der aktuellen Coronamaßnahmen in Osnabrück auf die Straße gingen, bislang nicht.
„Bislang nicht“, denn an diesem Samstag zeigte sich den coronakritischen Demonstranten, die sich inzwischen die Presse als Feindbild herausgesucht haben, ein deutliches Gegengewicht aus der Mitte der Gesellschaft.
Unter dem Motto „Impfen statt Schimpfen“ war die Veranstaltung auf dem Willy-Brandt-Platz vor der Arbeitsagentur bereits vor dem Demonstrationszug der Querdenker angemeldet worden.
Im Vorfeld hatten sich Vertreter aller demokratischen Parteien aus dem Osnabrücker Rathaus und aus dem Landkreis angemeldet mit dabei sein zu wollen, darunter auch Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, die neben ihrer Vorstandsfunktion im Rathaus auch weiterhin Leiterin des Corona-Krisenstabs der Stadt Osnabrück ist.
Antifa nutzte bürgerliches Umfeld für eigene Parolen
Organisiert wurde die bürgerliche Demonstration von Gerhard Torges, der Ende vergangenen Jahres an gleicher Stelle eine Gegendemonstration organisiert hatte.
Erneut entrollten Vertreter der Antifa, kurz bevor die Kritiker der Coronamaßnahmen vorbeizogen, ihr schwarzes Banner, doch die Demonstration blieb friedlich und der bürgerliche Charakter, quer durch alle politischen Lager, dominierte.
Gerhard Torges erklärte in seinem Redebeitrag, dass er bis zu einem gewissen Maß die anderen Demonstrierenden sogar verstehen könne: „Wir haben alle keine Lust mehr auf Corona“, so Torges, aber „gegen die Maßnahmen zu demonstrieren ist gegen den Ausweg aus der Pandemie zu demonstrieren“.
Oberbürgermeisterin Pötter betonte in ihrem Redebeitrag, wie wichtig die bürgerlichen Freiheiten seien, darunter auch die Presse- und Meinungsfreiheit und das Recht frei demonstrieren zu dürfen. Sie ermahnte die Kritiker der Pandemiemaßnahmen, dass nur durch Impfen ein Ausweg aus der Pandemie möglich sei.
Auch Reichsbürger im Protestzug der angeblichen Medienkritiker?
Nachdem die Auftaktveranstaltung der Querdenker zu Beginn nur wenige hundert Teilnehmer in den Schlossgarten lockte, wuchs der Protestzug schließlich doch noch auf über tausend Köpfe an.
Die mitgeführten Banner zeigten auf den ersten Blick wenig Neues. Die bekannten Slogans, die eine angebliche Diktatur beklagten oder sich gegen eine Impfpflicht richten. Vereinzelt waren allerdings auch umgedreht gezeigte Deutschlandfahnen (gold, rot, schwarz) zu sehen, die auch als subtiles Erkennungszeichen von rechten Kreisen und von Reichsbürgern verwendet werden und die Ablehnung des Staates zum Ausdruck bringen sollen.
Demonstrationszug skandierte gegen Journalisten
Ziel des Demonstrationszuges war das Verlagsgebäude der NOZ. Hier wurde – angefeuert von einem Einpeitscher über Megaphon – immer wieder der Name eines konkreten Journalisten skandiert.
Mit Genehmigung der Stadtverwaltung war es den Demonstrierenden gestattet worden auf Höhe der Liebigstraße den Demonstrationszug zu wenden, so dass auch weitere Parolen gegen die Presse („Lügenpresse“) wiederholt skandiert werden konnte.