Viele freie Ausbildungsstellen in der Region Osnabrück auch noch kurzfristig zu vergeben.
Auch in diesem Jahr bietet der Ausbildungsmarkt jungen Männern und Frauen in der Region wieder viele Chancen für den einen Einstieg ins Berufsleben. Für ausbildende Betriebe wird es jedoch zunehmend schwerer, Nachwuchs zu finden. Bewerberinnen und Bewerber haben dagegen zumindest rein rechnerisch die Qual der Wahl.
Bis Ende Juli hatten Arbeitgeber der Region 4.092 Ausbildungsstellen gemeldet, aktuell sind davon 1.722 unbesetzt. 2.354 Bewerberinnen und Bewerber hatten sich für eine Ausbildung beworben, 582 von ihnen blieben bis zum Ausbildungsstart unversorgt. Jetzt könnte sich jeder von ihnen – zumindest rein rechnerisch – jeweils zwischen drei offenen Ausbildungsplätzen entscheiden.
Kontinuierlich sinkendes Interesse an Ausbildungen
Bereits in den vergangenen Jahren war das Interesse von Jugendlichen an einer Ausbildung sukzessive zurückgegangen. Fehlende Berufsorientierung aufgrund von Kontaktbeschränkungen durch die Pandemie sowie ausgefallene Praktika hatten diesen Trend nach Angaben der Agentur für Arbeit befeuert.
Auch im aktuellen Ausbildungsjahr reduzierte sich die Zahl der Bewerbungen bis Ende Juli um 31 Personen bzw. 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem unter deutschen Jugendlichen ist eine Ausbildung immer unbeliebter: 1.921 Bewerber hatten sich bis zuletzt gemeldet, 99 weniger als im Vorjahresvergleich – ein Rückgang um 4,9 Prozent.
Deutlich mehr ausländische Bewerber als im Vorjahr
„Ohne ausländische Jugendliche, darunter viele Geflüchtete der letzten Jahre, wäre die Bewerberlücke sogar noch erheblich größer“, sagt Christiane Fern, Leiterin der Agentur für Arbeit Osnabrück. „Eine Ausbildung bietet ihnen die beste Chance, sich in Gesellschaft und Arbeitsleben zu integrieren. Die Arbeitgeber bekommen motivierte Kräfte, und die Arbeitsagentur kann mit verschiedensten Fördermöglichkeiten zur Seite stehen.“
Insgesamt meldeten sich bis Ende Juli 432 Bewerber mit ausländischer Staatsangehörigkeit, 68 mehr als im Vorjahresvergleich und ein Zuwachs von 18,7 Prozent. „Und abhängig von der Entwicklung im Ukrainekrieg könnten in den kommenden Jahren noch viele ukrainische Geflüchtete hinzukommen“, so Fern.
Für einige Branchen spitzt sich die Lage bei der Azubisuche zu
Während junge Ausbildungsinteressierte gute Aussichten haben, wird es für viele Unternehmen in der Region immer schwerer bei der Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten. Gerade in Verkaufsberufen standen Ende Juli diverse unbesetzte Stellen im Raum. Spitzenreiter ist der Bereich „Verkauf ohne Produktspezialisierung“ mit 253 offenen Stellen. Auch beim „Verkauf von Lebensmitteln“ und allgemein Berufen im „Handel“ sind weiterhin viele Positionen unbesetzt. Im verarbeitenden Gewerbe registrierte die Arbeitsagentur hohen Bedarf bei „Metallbau und Schweißtechnik“, „Maschinenbau und Betriebstechnik“, „Energietechnik“ und auch bei der „Lebens- und Genussmittelherstellung“. „Der geringe Bewerberpool führt mittlerweile dazu, dass auch in Berufen, für die es unter den Bewerbern durchaus ein erhöhtes Interesse gibt, die Nachfrage der Betriebe kaum noch mit passenden Nachwuchskräften zu decken ist. Das gilt etwa für Verkaufsberufe oder für den unter männlichen Jugendlichen so beliebten Beruf des Kfz-Mechatronikers“, erklärt Fern.
Noch nicht zu spät für einen Ausbildungsstart
Die Leiterin rät den Jugendlichen, weiter eine Ausbildungsstelle zu suchen. Auch diejenigen, die bisher gezögert hätten, sollten dies schleunigst bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur nachholen. „Es gibt im Prinzip keine aussichtsreichere Gelegenheit, mit einer guten Perspektive in den Arbeitsmarkt einzusteigen, als mithilfe einer beruflichen Ausbildung“, stellt Fern klar. „Wer bezogen auf seinen Ausbildungswunsch etwas Flexibilität mitbringt, hat beste Aussichten, noch unterzukommen.“ Und wer noch nicht genau wisse, welcher Arbeitsbereich infrage kommt, könne mit dem Online-Tool „Check-U“ die eigenen Fähigkeiten und Interessen bis ins Detail überprüfen. „Hier kann sich jeder kostenlos sein eigenes Kompetenzprofil erstellen.“
Auch Arbeitgeber haben Förderoptionen
Ebenso sollten sich Unternehmen noch einmal bewusst machen, dass mit schwächeren, aber vielleicht sogar motivierteren jungen Menschen die eigenen Bedarfe gedeckt werden könnten. „Um Defizite auszugleichen, kann die Arbeitsagentur diverse Förderungen offerieren, beispielsweise bei erhöhtem Betreuungsbedarf oder mit praktischem Nachhilfeunterricht, um die Ausbildung zum Erfolg zu bringen. An schwächeren Schulnoten oder fehlenden Sprachkenntnissen muss eine Ausbildung nicht scheitern“, sagt Fern abschließend.