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Aus der Hasestadt bis nach Neuseeland: Wie zwei Osnabrücker mit dem Fahrrad die Welt bereisen

Im April 2021 kündigten Franziska Kinscheck und Fabian Harting ihre Jobs und ihre Wohnung. Der Entschluss der Osnabrücker: eine Radreise. Mehr als zweieinhalb Jahre später blickt das Paar auf zwei Reisen durch Europa und über 17.000 Reisekilometer zurück – und steht aktuell am Anfang eines neuen Abenteuers am anderen Ende der Welt.

„Wir waren unmotiviert für alles, gestresst von den Jobs – einfach unzufrieden mit dem Alltag im Alter von etwa 30 Jahren“, erinnern sich Kinscheck und Harting zurück. Eine längere Reise soll helfen – wenn da nicht der finanzielle Aspekt wäre. Die unerwartete Lösung bringt schließlich eine Netflix-Doku.

Eine Doku als Auftakt

„Ich bin bei Netflix auf ‚Padel the World‘ gestoßen“, blickt Kinscheck auf den Ursprung der Idee einer Radreise zurück. Der deutsche Filmemacher Felix Starck dokumentiert in der Reise-Dokumentation seine 18.000 Kilometer lange Fahrradreise durch insgesamt 22 Länder. „Diese Idee hat mich gepackt und ich habe schnell recherchiert: Was für Räder benötigt man? Wie kocht man in der Natur?“, so Kinscheck. Ihren Partner Fabian Harting kann sie schnell von der Idee einer Radreise überzeugen – und so starten die beiden Radreiseanfänger ein Jahr vor Reiseantritt in die Vorbereitungen.

Tschechien statt Niederlande

Im April 2021 kündigen beide schließlich ihre Jobs und tauschen ihr gewohntes Leben gegen Reisefahrräder und Outdoor-Ausrüstung ein. Ihre erste große Tour führt gelernten Speditionskaufmann und die Sozialarbeiterin durch zahlreiche europäische Länder bis nach Portugal und Gibraltar – trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie und anfänglich fehlender Impfung. „Es war tricky, aber wir haben uns durchgesetzt“, sagt Kinscheck.

„Einen Tag bevor es losgehen sollte, wussten wir noch nicht genau, ob die Route wirklich möglich ist“, erinnert sich die heute 32-Jährige. „In die Niederlande konnten wir nicht einreisen. Stattdessen haben wir unsere Reise dann von Hamburg aus über den Elberadweg nach Tschechien gestartet.“ Weiter geht es in Richtung Süden, kurz für eine Corona-Impfung zurück ins Heimatland, dann runter bis nach Gibraltar und sogar für einen Monat per Schiff nach Marokko.

Franziska Kinscheck und Fabian Harting auf Reisen / Foto: privat
Franziska Kinscheck und Fabian Harting auf Reisen / Foto: privat

Aus familiären Gründen reisen Kinscheck und Harting anschließend – nach ganzen 13 Monaten auf Tour – wieder nach Deutschland – nicht ohne eine zweite Reise im Hinterkopf zu haben. Im Frühjahr 2022 bricht das Paar wieder auf, dieses Mal in Richtung Nordkap.

Norden statt Süden

„Über Dänemark und Schweden sind wir, nicht auf direktem Wege, in rund vier Monaten bis nach Norwegen geradelt“, erklärt Harting. Neben der minimalistischen Ausstattung um Zelt und Benzinkocher im Gepäck: eine Filmausrüstung. „Unsere Reise zum Nordkap haben wir gefilmt, eine Doku dazu ist gerade erst online gegangen“, so der 31-Jährige. Nach sechs Monaten Reise geht es schließlich über Finnland und das Baltikum wieder zurück nach Deutschland.

Franziska Kinscheck und Fabian Harting auf Reisen / Foto: privat
Franziska Kinscheck und Fabian Harting auf Reisen / Foto: privat

Nach Europa ist vor Neuseeland

17 Länder, 17.000 Kilometer – so die Bilanz nach zwei Europa-Reisen. „Zu 80 oder 90 Prozent haben wir in der Natur gecampt, je nachdem wie die Gegebenheiten in dem jeweiligen Land waren“, blicken Kinscheck und Harting zurück. Finanzieren konnten sich die Osnabrücker ihre Reisen durch sparsames Leben und Einkünfte aus einer eigenen Webseite und YouTube. „Wir sind auch Teil eines Netzwerks für Radreisende, was uns hilft, die Kosten niedrig zu halten“, erklärt Harting weiter.

Franziska Kinscheck und Fabian Harting auf Reisen / Foto: privat
Franziska Kinscheck und Fabian Harting auf Reisen / Foto: privat

Beendet ist das Radreise-Abenteuer mit der zweiten Fahrt allerdings noch nicht – im Gegenteil: „Im November sind wir erstmals mit unseren Rädern geflogen und sind seitdem in Neuseeland“, berichtet Kinscheck und ergänzt: „Wenn man sein Rad liebt, ist es sehr stressig damit zu fliegen, zumal die Einreisebedingungen nach Neuseeland sehr streng sind und alles sehr sauber sein muss.“ Streng sei das Land am anderen Ende der Welt auch beim Thema Wildcampen. „Daher campen wir hier aktuell auf einem Kajakplatz“, so Harting.

Mit vielen Erinnerungen zurück

Am 1. März geht es weiter nach Australien. Auch das 19. Land soll vollständig mit dem Fahrrad erkundet werden, ehe die dritte Rückreise nach Deutschland ansteht – erneut mit zahlreichen Erinnerungen im Gepäck. „Es gibt so viele große Momente auf langen Reisen, etwa wenn man wieder eine Etappe geschafft hat und zum Beispiel am Nordkap angekommen ist, aber die Momente, die einem wirklich zeigen, dass es sich lohnt, sind viel kleiner als man denkt“, erzählen Kinscheck und Harting. „Die wirklich schönen Momente passieren oft ganz unverhofft. Wenn man mal einen nicht so guten oder einen regnerischen Tag hat und einen dann ein Einheimischer auf einen Kaffee einlädt oder man ein nettes Gespräch hat, dann löst das viele schöne Gefühle aus.“

Ihre Reiseerfahrungen teilen die beiden Osnabrücker auf einer Webseite, auf YouTube sowie bei Instagram unter dem Namen Quit & Go. Mehr erste Eindrücke gibt es hier:


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

  

   

 

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