Am Montag, dem 25. November 2024, wird weltweit der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ begangen. Der Tag markiert den Auftakt der UN-Kampagne „Orange the World“, die seit 1991 auf geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam macht. Auch in der Region Osnabrück werden zu diesem Anlass Zeichen gesetzt.
Der Tag steht auch in Deutschland unter alarmierenden Vorzeichen: Laut Bundeskriminalamt wurden 2023 mehr als 250.000 Menschen Opfer häuslicher Gewalt – ein Anstieg um 6,5 Prozent im Vergleich zu 2022. Jede dritte Frau in Deutschland wird im Laufe ihres Lebens Opfer physischer oder sexualisierter Gewalt, jede vierte Frau erlebt Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Partner. Diese erschreckenden Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, gesellschaftlich gegen Gewalt vorzugehen.
Aktionen in Stadt und Landkreis Osnabrück
Unter dem Motto „Der Widerstand wächst – Nein zu häuslicher Gewalt“ wird auch in Stadt und Landkreis Osnabrück diesen erschreckenden Zahlen begegnet. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung hissten vor dem Kreishaus Osnabrück die orange-lilafarbige Fahne, um auf die Problematik häuslicher Gewalt aufmerksam zu machen. Ergänzend werden Postkarten mit Kressesamentüten verteilt, die neben dem symbolischen Statement wichtige Informationen zu Beratungs- und Interventionsstellen bereitstellen.
Ein Angebot, dem Thema direkt zu begegnen, ist die Dauerausstellung in der Rosenstraße 76 in Osnabrück, die die verschiedenen Dimensionen häuslicher Gewalt aufzeigt. Die Wohnungsausstellung, seit 2021 um ein Pflegezimmer erweitert, dient der Sensibilisierung und Aufklärung. „Ein Besuch lohnt sich für alle, denn wir alle können achtsam für unser Umfeld sein und helfen, dass der Widerstand wächst und so das Schweigen gebrochen wird“, erklärt Franziska Matt, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Osnabrück. Die Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) ergänzt das Angebot mit umfassenden Hilfen, um Betroffene frühzeitig zu unterstützen und das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen.
Georgsmarienhütte macht Gewalt sichtbar
Auch in Georgsmarienhütte setzt ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt. Vor dem Rathaus hissten Bürgermeisterin Dagmar Bahlo und Gleichstellungsbeauftragte Susanne Häring gemeinsam mit lokalen Organisationen eine orange-lilafarbige Flagge, die die Botschaft des Aktionstages unterstreicht. „Jährlich macht die Flagge mitten im Stadtzentrum Gewalt sichtbar und setzt ein klares Zeichen gegen jegliche Art von Gewalt – insbesondere gegen Frauen und Mädchen“, so Häring. Um die Aufmerksamkeit weiter zu erhöhen, wurden drei neue orangefarbene Bänke im Stadtgebiet aufgestellt. Diese sind mit Plaketten versehen, die auf Hilfsangebote hinweisen.
Die Stadtbibliothek und weitere Einrichtungen wie die Katholische Landvolkhochschule sind in die Aktion eingebunden und verteilen Samentüten mit Notrufnummern. Begleitet werden die Aktionen von der Wanderausstellung „Gewalt an Frauen und Mädchen hat viele Gesichter“. Diese ist derzeit in der Sophie-Scholl-Schule zu sehen und wird ab Dezember im Rathaus von Georgsmarienhütte ausgestellt.
Maßnahmen auf Landesebene in Niedersachsen
Die Niedersächsische Landesregierung nimmt den „Orange Day“ zum Anlass, auf die steigenden Fallzahlen hinzuweisen: 2023 registrierte die Polizei in Niedersachsen 29.875 Fälle häuslicher Gewalt – eine Zunahme um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Geschätzte 80 Prozent der Fälle werden zudem nicht zur Anzeige gebracht. „An jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch deutlich höher. Das ist erschreckend und darf von uns als Gesellschaft nicht toleriert werden. Gemeinsam müssen wir für den Schutz der betroffenen Frauen und Mädchen einstehen – nicht nur heute, sondern jeden Tag“, so Gleichstellungsminister Dr. Andreas Philippi.
Das Land Niedersachsen bietet ein breites Netz an Unterstützung: 46 Frauenhäuser, 47 Gewaltberatungsstellen und 29 Beratungs- und Interventionsstellen stehen Betroffenen flächendeckende Unterstützung zur Verfügung. Neue Maßnahmen wie eine opfergestützte App und überarbeitete Handreichungen für die Polizei sollen den Zugang zu Hilfsangeboten erleichtern. Die Istanbul-Konvention wird durch eine eigens eingerichtete Koordinierungsstelle im Sozialministerium umgesetzt, um Prävention und Opferschutz weiter auszubauen.
Hilfe und Unterstützung
Für Betroffene von Gewalt bietet das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr vertrauliche und kostenlose Unterstützung. Das Angebot ist in vielen Sprachen verfügbar und ermöglicht auch anonymen Kontakt. In Niedersachsen ergänzt das „Netzwerk ProBeweis“ das Angebot, indem Gewaltopfern flächendeckend in mehr als 40 Kliniken die Möglichkeit geboten wird, Beweise unabhängig von einer Strafanzeige sichern zu lassen.