Seit Montag (11. Dezember) steht fest: die Deutsche Fußball Liga (DFL) bekommt einen Investor! Die 36 Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga stimmten mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit dafür. Der VfL Osnabrück enthielt sich bei der Abstimmung, will den weiteren Prozess nun allerdings positiv mitgestalten.
Wer Investor bei der DFL wird, ist derweil noch offen. Nach dem positiven Abstimmungsergebnis können die DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel nun allerdings in Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern treten und dem Präsidium im Anschluss an die Gespräche ein Angebot zum Abschluss vorlegen. Klar ist allerdings schon die Summe, mit der ein Investor einsteigen soll: eine Milliarde Euro! Rund 600 Millionen Euro davon sind für die Bereiche Digitalisierung und Internationalisierung vorgesehen:
- 164 Millionen Euro sind für eine eigene digitale Plattform geplant, auf der Videoinhalte präsentiert und teilweise über Abos direkt an die Fans verkauft werden sollen.
- 183 Millionen Euro sind für den Antrieb der Vermarktung im Ausland vorgesehen, etwa in Form von Auslandsreisen der Klubs.
- 126 Millionen Euro sollen für Maßnahmen für den deutschen Markt aufgewendet werden, etwa indem illegales Streamen der Bundesligaspiele bekämpft und deren Übertragung weiterentwickelt wird.
- 65 Millionen Euro werden für Werbepartner veranschlagt, insbesondere im Bereich „virtuelle Werbung“.
- Acht Millionen Euro sollen in den Ausbau der „Virtual Bundesliga“ gehen, an der auch der VfL Osnabrück aktuell erfolglos teilnimmt.
- 54 Millionen Euro bleiben als „strategischer Rückbehalt“.
Die weiteren 400 Millionen Euro – und ein großes „Aber“
Die weiteren 400 Millionen Euro sind für zwei Bereiche vorgesehen:
- Mit 100 Millionen Euro sollen die Clubs bei ihren Auslandsreisen gefördert werden, etwa um Reisekosten zu bewältigen oder Werbung für die Bundesliga zu betrieben.
- Mit den übrigen 300 Millionen Euro soll das Loch gestopft werden, das der Deal reißt. So müssen die Clubs im Gegenzug für die Milliarde langfristig auf rund acht Prozent ihrer Einnahmen verzichten, die im Gegenzug für die Milliarde 20 Jahre lang an den Investor gehen – ein Kritikpunkt, der die Bundesligisten Köln und Freiburg mit einem „Nein“ abstimmen ließ.
Was wird aus den „roten Linien“?
Eine zweite entscheidende Befürchtung der Kritiker: das Überschreiten der versprochenen „roten Linien“. Der Investor soll demnach keinen Einfluss auf die Gestaltung des Spielplans haben, kann auch keine Spiele gegen den Willen der Clubs ins Ausland verlegen oder Playoffs in der Bundesliga einführen. Dies bleibe in den Händen der Clubs und der DFL, sicherte die DFL-Geschäftsführung im Vorfeld der Abstimmung zu. Dennoch fürchten insbesondere viele Fanszenen eine indirekte Einflussnahme. Auch die Osnabrücker Anhänger hatten sich vor der Abstimmungsrunde an den VfL gewandt, der sich in der Folge allerdings lediglich zu einer Enthaltung durchringen könne.
Welling: Haben uns bewusst enthalten
Dazu kommentierte VfL-Geschäftsführer Dr. Michael Welling nach der Entscheidungsfindung: „Wir haben als VfL Osnabrück natürlich entsprechend unserer vorherigen Entscheidung und öffentlichen Kommunikation abgestimmt, das heißt wir haben uns bewusst enthalten.“ Die Enthaltung resultieree aus der dargelegten Perspektive, dass man die Zielsetzung der DFL in ihrer Gesamtheit nachvollziehen kann, „wir uns als VfL Osnabrück allerdings die Klärung weiterer Aspekte und mehr Möglichkeiten zur Teilhabe auch unserer Mitglieder gewünscht hätten“.
VfL Osnabrück will weiteren Prozess positiv mitgestalten
Das nun getroffene Ergebnis wolle man allerdings „akzeptieren“, so Welling weiter: „Für uns als VfL Osnabrück zählt nun, den angestoßenen Prozess positiv zu begleiten sowie auf die Einhaltung der roten Linien, die von der DFL-Geschäftsführung richtigerweise expliziert wurden, auch nach dem Einstieg des Geldgebers zu bestehen.“ Man zweifele allerdings nicht daran, „dass dies von allen Klubs und der Geschäftsführung geteilt wird“ und gehe davon aus, dass alle Klubs den Prozess nun positiv mitgestalten würden.