Anfang September brachte das Osnabrücker Zwergotter-Weibchen Haima sechs Jungtiere zur Welt. Zoomitarbeiter untersuchten vergangenen Mittwoch den Nachwuchs und ermittelten die Geschlechter. Die vier im vergangenen Jahr geborenen Geschwister verlassen in diesen Tagen den Zoo.
Auf der Anlage der Asiatischen Zwergotter ist es zurzeit ziemlich wuselig, denn die Gruppengröße hat sich auf einen Schlag verdoppelt: Am 7. September kamen Sechslinge zur Welt. „Sechs Zöglinge sind schon eine ordentliche Hausnummer – schließlich bringen Zwergotter in der Regel zwei bis vier Junge zur Welt“, erklärt Tierpfleger Kai Budde. Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Assistenten Tobias Klumpe untersuchte er am vergangenen Mittwoch die mittlerweile sechs Wochen alten Jungtiere. Die Zoomitarbeiter ermittelten die Geschlechter und setzten dem Nachwuchs Micro-Chips zur Wiedererkennung ein, die auch bei Haustieren üblich sind.
Gerechte Geschlechterverteilung bei den Ottern
Bei der Untersuchung stellten Klumpe und Budde fest: Bei den Osnabrücker Zwergottern geht es „gerecht“ zu. Denn nachdem im vergangenen November zwei Weibchen und zwei Männchen zur Welt kamen, sind es nun jeweils drei. Die Sechs sind wohlauf und schlafen noch viel. „In den ersten Wochen halten sich die bei der Geburt nackten Jungtiere nur in der Wurfhöhle auf und sind nicht zu sehen“, so Budde. „Mittlerweile steht aber Schwimmenlernen auf dem Stundenplan der Rasselbande, denn das müssen die kleinen Raubtiere tatsächlich erst lernen.“ So können Besucher derzeit Mutter Haima dabei beobachten, wie sie den Nachwuchs ins Wasser stupst. Wenn ein Junges beim Schwimmen Hilfe braucht, ist die Mutter sofort zur Stelle, um den Spross aus dem Wasser zu holen. Auch bei der Jungenaufzucht herrscht Gleichberechtigung: Der Vater kümmert sich ebenfalls um die Kleinen. „Immer wieder holt Vater Ambu den Jungtieren Futter ran. Das frisst er allerdings dann doch selber, denn die Jungen ernähren sich zurzeit nur von Muttermilch“, schmunzelt der Tierpfleger. Die ersten 80 Tage steht nur Milch auf dem Speiseplan der als „gefährdet“ eingestuften Zwergotter, bevor der Nachwuchs auf Stinte, Hackfleisch und Ei umsteigt.
Bald im Tetra-Aquarium zu sehen
Bis vergangenen Mittwoch wuselten insgesamt 12 Asiatische Zwergotter über die Anlage: Mutter, Vater, vier Jungtiere aus dem vergangenen und die Sechslinge aus diesem Jahr. Zwei der knapp ein Jahr alten Tiere wurden nun in eine zoologische Einrichtung in den Niederlanden gegeben, die anderen beiden werden in wenigen Wochen folgen. „Mit etwa einem Jahr werden Zwergotter geschlechtsreif und müssen daher in eine andere Gruppe. Sonst geraten sie mit dem Vater aneinander“, erklärt Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoo. „Nicht nur für die Elterntiere ist die Jungenaufzucht eine wichtige Erfahrung, sondern auch für die Geschwister: Auf diesem Weg lernen sie, wie sie Jungtiere versorgen.“
Wie sich die kleinen Otter entwickeln, können Besucher zurzeit noch auf der rund 300 Quadratmeter großen Außenanlage beobachten. In den kommenden Wochen zieht die Otterfamilie in die Innenanlage im Tetra-Aquarium, die im Sommer von Wasserschildkröten bewohnt wird. In dem mit Wurzeln und Lavasteinen gestalteten Innenbereich gegenüber vom Karpfenstreichelbecken schlägt die Familie ihr Winterquartier auf und ist vom Besucherbereich des Tetra-Aquariums gut zu sehen.
Wissenswertes zum Asiatischen Zwergotter (Aonyx cinerea) Der asiatische Zwergotter ist mit einer Gesamtlänge von nur 90 Zentimeter und einem Gewicht von 6 Kilogramm die kleinste Otterart. Zwergotter sind in Südostasien beheimatet und leben immer in der Nähe von Wasser. Dabei bevorzugen sie stehende oder ruhig fließende Gewässer. Durch ihr wasserabweisendes, dichtes Fell, verschließbare Ohren und winzige Schwimmhäute zwischen den Zehen sind sie optimal an ihren nassen Lebensraum angepasst. Der Zwergotter wird auch als Krallenotter bezeichnet. Dies verdankt er seinen kurzen, fingernagelartigen Krallen. Mit seinen empfindlichen Tastsinnesorganen an den Fingern spürt der Zwergotter Würmer und andere im Bodengrund lebende Tiere auf. Der Zwergotter kann mit seinem kräftigen Gebiss mühelos Krebse, Schnecken und Muscheln knacken. Zwergotter werden von der Weltnaturschutzorganisation als gefährdet eingestuft: Durch die Zerstörung des Lebensraums gehen die Bestände der Raubtiere zurück. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Krokodile und Schlangen. |
Fotos: Zoo Osnabrück (Hanna Rickert)
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