Am 9. November verwandelte sich die Buersche Straße in Osnabrück in eine ungewöhnliche Parkzone: Fans von Dynamo Dresden parkten ihre Autos auf der eigentlich für Busse und Fahrräder reservierten Umweltspur. Die Entscheidung sorgte unter anderem beim Radentscheid Osnabrück, aber auch unter Bürgerinnen und Bürgern, für Empörung und Fragen: Warum wurde nicht abgeschleppt? Warum gab es keine Strafzettel? Und warum wurde ausgerechnet die Umweltspur geopfert?
Was war da los?
Das Spiel zwischen dem VfL Osnabrück und Dynamo Dresden wurde von der Polizei als Risikospiel eingestuft. Jannis Gervelmeyer, Sprecher der Polizei Osnabrück, erklärte auf Anfrage unserer Redaktion: „Das Parken auf der Busspur wurde vom zuständigen Polizeiführer im Rahmen eines Abwägungsprozesses zur Gesamtsicherheitslage vorübergehend freigegeben.“ Eine Einzelfallentscheidung, die auf einer Gefahrenprognose basierte. Die Stadt Osnabrück war in diese Entscheidung nicht eingebunden, da es sich um eine hoheitliche Maßnahme der Polizei handelte.
Gefährdung der Radfahrer?
Diese Maßnahme hatte jedoch Konsequenzen: Radfahrer mussten auf die Fahrbahn ausweichen, zwischen parkenden Autos und überholenden Fahrzeugen. Ein Risiko, das konträr zu den sonstigen Bemühungen der Stadt steht, Radfahrer besser zu schützen. Betonklötze zur Verhinderung von Dooring-Unfällen an der Pagenstecherstraße, Pop-up-Radwege und der jüngst durchgesetzte Schutz des Radschnellwegs beim Herbstjahrmarkt zeigen, dass Osnabrück sich aktiv für die Verkehrswende einsetzt. Die Umfunktionierung der Bus- und Radspur scheint dieses Engagement zu konterkarieren.
Was war beim Dynamo-Spiel anders?
Die Frage drängt sich auf: Warum diese Entscheidung? Offenbar befürchtete die Polizei, dass das ohnehin schwierige Parkplatzmanagement bei Heimspielen eskalieren könnte, wenn Dynamo-Fans keine Abstellmöglichkeiten finden. Waren Sicherheitsbedenken tatsächlich der ausschlaggebende Faktor? Oder sollte Chaos durch wild parkende Fahrzeuge vermieden werden? Eine naheliegende Lösung wäre die Nutzung des Park-and-Ride-Parkplatzes in Eversburg gewesen. Dieser wird bislang kaum genutzt und bietet eine günstige Busanbindung in die Innenstadt. Wurden diese Möglichkeiten nicht ausreichend kommuniziert? Oder scheuten die Fans den Umweg?
Polizeisprecher Gervelmeyer erklärte dazu: „Die öffentlichen Diskussionen darüber, ob die Fans einen möglichst kurzen Weg zum Stadion haben sollten, sind falsch. Es war eine Einzelfallentscheidung, die letztendlich dazu diente, dass wir die Gästefans bei diesem Risikospiel möglichst zentral an einem Ort unter Kontrolle hatten.“ Hätte man die Fans stattdessen im Stadtgebiet verteilt parken lassen, hätten sich diese möglicherweise dem Zugriff der Polizei entziehen können, wäre es zu Straftaten gekommen. „In der laufenden Saison ist diese Entscheidung erstmalig getroffen worden“, so Gervelmeyer weiter. Eine Generalerlaubnis für das Parken auf der betroffenen Fläche werde es nicht geben. Also kein Rückschritt für die Verkehrswende in Osnabrück.