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„Zuflussdosierung“ des Verkehrs in Osnabrück ist wie „Essen gegen Fettleibigkeit“?

Was genau ist „Zuflussdosierung“ und wenn es stimmt, dass damit absichtlich Staus an den Zufahrtsstraßen zur Osnabrücker Innenstadt provoziert werden, ist das hinsichtlich der Emissionen nicht wie „Essen gegen Fettleibigkeit“?

Heiko Pohlmann wollte es genauer wissen – die Stadt antwortete, der Autor wundert sich

In den vergangenen Tagen kündeten die Hinweistafeln an den Zufahrtsstraßen zur Osnabrücker Innenstadt wieder von einer „Zuflussdosierung“, die für den kommenden Tag angekündigt wurde oder bereits aktiv sei. Die Schilder sind Teil des umweltorientierten Verkehrs- und Mobilitätsmanagements (UVM)
Unsere Redaktion hat nochmals bei der Stadtverwaltung nachgefragt, nachdem das Wort „Zuflussdosierung“ bei der Präsentation des Systems im vergangenen Sommer diesen Autor bereits an die Waschmitteleinspülung einer Waschmaschine oder den Absperrhahn eines Geschirrspülautomaten denken ließ.

Die Definition, die auf Nachfrage von der Stadt geliefert wird, lautet: „Unter dem Begriff der Zuflussdosierung ist die Sammlung und Reduzierung von in das Innenstadtbereich einfließenden Verkehren zu verstehen.“

Natruper Straße – nur wo? Verwaltung: „Ampel 155“

Das über diesem Artikel abgebildete Schild, aufgenommen in der vergangenen Woche an der Wersener Straße, kündigt eine „Zuflussdosierung“ wenig konkret mit „Natruper Straße“ an.
Da die Natruper Straße aber fast drei Kilometer lang ist und von Eversburg, entlang dem Westerberg bis in die Innenstadt reicht, ist die Angabe etwas unkonkret Auf Nachfrage erklärt die Stadtverwaltung dazu: „Die Aufteilung und Reduzierung des Verkehrs wird durch die Ampel Nummer 155 an der Kreuzung „Wersener Straße / Pagenstecher Straße / Natruper Straße“ automatisch geregelt.“ Bedeutet also konkret: künstlicher Rückstau auf der Wersener Straße!

Ein einzelner Messpunkt soll Daten für die ganze Stadt liefern?

Aber wie werden die Messergebnisse – es geht ja um angeblich erhöhten Schadstoffgehalt in einzelnen Straßen, überhaupt ermittelt? Nochmals sehr konkret nachgefragt: „Es ist doch richtig, dass es überhaupt nur einen Messpunkt in Osnabrück gibt und keinen in den Straßen, die betroffen sind (bspw. Petersburger Wall oder Natruper Straße)?“
Die Antwort fiel um so unkonkreter aus: „Beim Betrieb des UVM werden flächendeckende Messwerte über ein kalibriertes Datenmodell (IMMISmt) für den gesamten Stadtbereich ermittelt.“ Wer mehr wissen will, im Internet gibt es dazu ein paar Erklärungen, tatsächlich gibt es aber nach Kenntnis unserer Redaktion nur einen einzelnen aktiven Messpunkt am Schlosswall.
Allein auf Basis der dort ermittelten Luftschadstoffwerte werden für weit entfernte Stadtteile die Schadstoffwerte berechnet – nicht gemessen.
Ob ein solches Verfahren überhaupt „wissenschaftlich“ anerkannt sei, wollte ich auch wissen. Die Antwort dazu: „Ja, siehe vorangegangene Antwort.“

Messcontainer am Schlosswall in Osnabrück
Messcontainer am Schlosswall in Osnabrück

Wer jetzt den Stau hat, lebt in einem „gut durchlüfteten Bereich“

Aber was ist, wenn der Verkehr ausgebremst wird, verursacht ein Auto im Stau dann geringere Emissionen, und was ist auch hier mit Elektroautos und den Elektrobussen der Stadtwerke?“
Antwort der Verwaltung: „Durch Umlegungsverfahren werden die Schadstoffe in gut durchlüftete Bereiche verlagert. Aus den Innenstadtbereichen, aus denen Schadstoffe nicht „abtransportiert“ werden können, werden sie ferngehalten.“

Schließlich wollte ich noch wissen, ob durch die „Zuflussdosierung“ bereits „Erfolge“ verbucht werden konnten und wie diese wohl aussehen? Von einer Abnahme der Staus in der Innenstadt war ja bislang nichts zu erkennen.
Antwort: „Das System wird derzeitig getestet und befindet sich bis Ende Q2/2024 in der Evaluationsphase. Nach der Evaluationsphase sind Ergebnisse vorhanden.“

Stadt will keine „grüne Welle“, Staus sollen künstlich provoziert werden

Nochmals konkret: Wie kann ein künstlich verursachter Stau dafür sorgen, dass es weniger Emissionen gibt? Ist das nicht so wie „Essen gegen Fettleibigkeit“?
Antwort: „Siehe Antwort auf Frage 7“. Die lautete: „Durch Umlegungsverfahren werden die Schadstoffe in gut durchlüftete Bereiche verlagert. Aus den Innenstadtbereichen, aus denen Schadstoffe nicht „abtransportiert“ werden können, werden sie ferngehalten.“

Ich erkläre mir das laienhaft: Wenn früher der Bauch fett wurde, werden es nun zusätzlich auch die Arme und Beine. Ein schneller Abtransport des Verkehrs, also eine „grüne Welle“ durch optimiert geschaltete Ampeln und staufreier Fahrt zum Ziel – um nicht zu verfetten –, also analog eines gesunden Stoffwechsels, ist in diesem Modell nicht vorgesehen. Der Stau wird lediglich verlagert. Blöd für die, denen man jetzt künstlich einen Stau vor das Wohnzimmerfenster zaubert.
Aber die wissen ja jetzt, so die Formulierung der Verwaltung, dass sie in einer „gut durchlüfteten“ Lage wohnen. Ob das die Anwohner der Iburger Straße, der Wersener Straße, der Sutthauser Straße und den anderen Zufahrtsstraßen, wo man jetzt zusätzlichen Stau provoziert, auch so sehen?

Versprochene App verzögert sich immer weiter

Last not least: Es sollte eine App geben, mit der sich Autofahrer auf die künstlichen Staus einstellen können. Im Juni hatte es noch geheißen, die App werde „in wenigen Monaten“ zur Verfügung stehen. Aktueller Status laut Stadtverwaltung: „Die App befindet sich in der Testphase und wird im Q1/2024 ausgerollt.“ Also auch hier: Stau.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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