Zoopräsident Dr. h.c. Fritz Brickwedde hat inzwischen einen anderen Blick darauf, wie vor vier Jahren das damalige Zoo-Präsidium aus dem Amt gedrängt wurde. Explizit nannte Brickwedde bei einem Treffen mit Zoo-Sponsoren auch seinen Amtsvorgänger Reinhard Sliwka, dessen Abgang “mit List und Tücke und nicht mit Fairness” inszeniert worden sei.
Der langjährige Zoo-Präsident Reinhard Sliwka wurde im Jahr 2019 in einer Sitzung der Zoogesellschaft unerwartet abgewählt, Brickwedde übernahm daraufhin den Posten. Nach eigenen Angaben war er im Vorfeld nicht darauf vorbereitet, dass er an diesem Abend die Sliwka-Nachfolge übernehmen sollte.
Wie sich kurz darauf herausstellte, waren mehr als 50 Mitarbeiter, Freunde und Verwandte eines als Pächter im Zoo tätigen Fotografen kurz vor der entscheidenden Sitzung in die Zoogesellschaft eingetreten. Diese Neumitglieder sollen für die Mehrheit gesorgt haben, die notwendig war, um die Abwahl von Sliwka durchzusetzen und den Weg für ein neues Präsidium frei zu machen, das inzwischen allerdings ebenfalls im Clinch mit dem Zoo-Geschäftsführer liegt und letztendlich dafür gesorgt hat, dass dieser zum Jahresende seinen Vertrag vorzeitig beenden wird.
Ex-Zoopräsident Sliwka warnte früh vor “Prinzip Busemann”
Bevor Sliwka im Sommer 2019 – für ihn nach eigenen Worten “völlig überraschend” – abgewählt wurde, hatte der damalige Zoo-Präsident intern bemängelt, dass Zoo-Geschäftsführer Andreas Busemann seine Freundin und spätere Ehefrau mit einem gut dotierten Beraterposten beim Zoo versorgt hatte. Und auch sonst soll Sliwka bereits 2019 bereits ein sehr angespanntes Verhältnis zu Busemann und seiner Arbeit als Geschäftsführer gehabt haben.
In der Folge der eskalierenden Konfrontation zwischen Sliwka und Busemann trat bei einer späteren Mitgliederversammlung schließlich das gesamte vorherige Präsidium zurück und machte den Weg für ein neues Präsidium frei.
Brickwedde blickt jetzt kritisch auf vergangene Jahre zurück
“Wenn ich gewusst hätte, was in den folgenden vier Jahren auf mich zukommt, hätte ich damals anders entschieden”, erklärte Brickwedde am Dienstagabend (16. Mai) auf einem Treffen mit den Zoo-Sponsoren. Im Sommer 2019 sei es ihm darum gegangen, für den Zoo die entstandene Lücke in der Führung auszufüllen. Dass die Zusammenarbeit mit Zoo-Geschäftsführer Busemann so schwierig werden würde, hätte er damals nicht erwartet.
Nachdem Brickwedde unterstützt von Stadtkämmerer Thomas Fillep, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Zoo-Schatzmeister Michel Wendt die Sponsoren umfangreich darüber informierte, wie es zu der vorzeitigen Trennung vom Geschäftsführer kommen konnte, stellte sich das Präsidium den Fragen der Sponsoren.
Corona überdeckte lange Zeit die Compliance-Probleme
Eine zentrale Frage an dem Abend war, warum denn dem Aufsichtsrat nicht früher bewusst wurde, dass das “Prinzip Busemann” problematisch ist, und es vor allem Compliance-Probleme bei der Besetzung von Stellen mit Freunden und Verwandten für den Zoo gab.
Das neue Präsidium hatte sich erst im Herbst 2019 gebildet, kurz nach dem folgenden Jahreswechsel begann die heraufziehende Corona-Welle das erste von insgesamt drei Geschäftsjahren zu dominieren. “In dieser Situation ging es für den Zoo um das Überleben”, resümierte Brickwedde die Aufgaben, die bis zum vergangenen Sommer das Präsidium beschäftigten. Von da an – dem Ende der Corona-Auswirkungen – war es aber auch nicht mehr weit bis zu der Eskalation, die kurz nach dem Jahreswechsel 2022/2023 zur gemeinsam mit Andreas Busemann getroffenen Vereinbarung zur vorzeitigen Beendigung seiner Tätigkeit zum Jahresende 2023 führten.
Zoo Osnabrück soll ein “Bürgerzoo” bleiben
Mit Verweis auf die öffentliche Diskussion erläuterte das Präsidium gegenüber den Sponsoren alle Hintergründe im Detail, die zur Vertragsbeendigung geführt hatten. Zusammen mit einer neuen Zoo-Geschäftsführerin oder eines neuen Geschäftsführers soll die Erfolgsgeschichte von 25 Jahren der Ära Busemann fortgeschrieben werden.
Dass ein Zoo keine Gewinne machen kann, gilt bei allen Beteiligten auch weiterhin als gesetzt, wie an diesem Abend deutlich betont wurde. Der Zoo soll vor allem auch ein “Bürgerzoo” bleiben. Eine Übernahme von weiteren Anteilen von der Zoogesellschaft, die 75 Prozent der Zoo-Anteile hält, sei nicht geplant und auch nicht wünschenswert, wurde von verschiedenen Präsidiumsmitgliedern mehrfach erklärt.
Kostenintensive Projekte wie die neue Elefantenanlage oder das Holographie-Theater “Time Spiral” werden erstmal so lange auf Eis gelegt, bis mit dem Busemann-Nachfolger eine Neubewertung durchgeführt werden kann.
Abschließend warb Oberbürgermeisterin Katharina Pötter bei den versammelten Sponsoren sich auch weiterhin für den Zoo zu engagieren