513 Tage hat sich der Zoo Osnabrück auf sein erstes Nashornbaby vorbereitet. Am vergangenen Freitag, den 4. Juni 2021, war es dann soweit und die Geburt begann; leider kam das lang erwartete Baby tot zur Welt.
“Wir haben uns vor der Geburt umfassend vorbereitet. Wir haben die Außenanlage umgestaltet, uns mit anderen internationalen Einrichtungen ausgetauscht und Videokameras installiert, um Amalie beobachten zu können”, erklärt Tobias Klumpe, zoologischer Leiter und zuständig für die Nashörner. „Freitagnachmittag gab es erste Zeichen für die einsetzende Geburt, also holten wir sie in den Stall, wo dann gegen 19 Uhr die Fruchtblase platzte. Die Geburt ging recht schnell von statten, kaum schauten die ersten Hufe raus, war auch schon das ganze Kalb draußen.“ Das Nashorn-Team und Zootierarzt Thomas Scheibe beobachteten die Geburt auf dem Bildschirm im benachbarten Sandkatzenhaus. Dann sahen sie, dass sich das Jungtier nicht bewegt.
Jungtier zeigte keine Vitalfunktionen
„Wir sind direkt mit allen Mann und voller Ausrüstung in den Stall geeilt, wo wir erstmal das Jungtier von der Mutter trennen mussten. Dann haben wir Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet und auch mit Sauerstoff beatmet. Insgesamt haben wir knapp zehn Minuten darum gekämpft, das Tier zum Atmen zu bringen”, so Zootierarzt Scheibe. Schon während der Reanimation sind dem Tierarzt die blauen Schleimhäute des Nashornbabys aufgefallen; ein Zeichen für Sauerstoffarmut. Leider zeigten die Bemühungen des Zoo-Teams keine Wirkung; das bereits vollentwickelte Nashornbaby ist verstorben. Das Tier wird jetzt in der Pathologie einer Fachklinik untersucht, um die Ursache des Todes zu klären. Anhand der Leichenstarre konnten die Zoomitarbeiter und Zoomitarbeiterinnen allerdings schon festhalten, dass das Jungtier nicht schon mehrere Tage vor der Geburt verstorben ist – es ist entweder direkt nach oder kurz vor der Geburt verstorben. Genauere Ergebnisse aus der Pathologie werden noch erwartet.
Mutter konnte sich verabschieden
“Wir hätten nichts anders machen können und würden bei künftigen Fällen auch so vorgehen”, sagt Tobias Klumpe. “Die Natur birgt leider immer ein gewisses Restrisiko.” Amalie konnte sich von ihrem ersten Jungtier noch in Ruhe verabschieden; sie ist aktuell in einer guten Verfassung: “Der Kuh geht es gut und bei der Geburt hat es keine größeren Komplikationen gegeben. Die Nachgeburt hat sich schon abgelöst und wir sehen keine Anzeichen von Entzündungen oder Infektionen”, so Zootierarzt Scheibe. Amalie ist jetzt zurück in ihrer Gruppe mit Vater Miguel und Kuh Lia.
Trauer im Zoo Osnabrück: Nashornkuh Amalie gebar am Freitag ihr erstes Jungtier, leider kam der Bulle tot zur Welt. Die Untersuchungen in der Pathologie sollen in den nächsten Wochen genauere Erkenntnisse liefern. / Fotoquelle: Zoo Osnabrück, Lisa Simon.