Der Osnabrücker Zoo kommt nicht zur Ruhe. Mittendrin befindet sich eine Person, von der viele bereits dachten, sie hätte Osnabrück und dem Zoo den Rücken gekehrt: Andreas Busemann. Doch Busemann stand auch nach seinem ‚Abgang‘ weiterhin auf der Gehaltsliste des Zoos – bis Freitag.
Eine letzte große Party mit wohlwollender Laudatio vom ehemaligen Chefredakteur der Osnabrücker Tageszeitung, das Haus in der Altstadt verkauft und dann ab mit Ehefrau und italienischem Sportwagen nach Schleswig-Holstein in den Ruhestand. Das alles versüßt mit einer Abfindung für die vorzeitige Vertragsbeendigung des Chefpostens auf dem Schölerberg.
So sah das letzte Kapitel der Ära Busemann bislang oberflächlich betrachtet aus. Doch hinter den Kulissen brodelte es weiter, was im vergangenen Jahr bereits für erhebliche Unruhe bei den Gesellschaftern, dem Aufsichtsrat – vor allem aber bei den Mitgliedern der Zoogesellschaft und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesorgt hatte.
Nach unserer dreiteiligen Serie, beginnend mit dem „Prinzip Busemann“, der offiziell nur stillen Verabschiedung und dem Neustart mit Nachfolge-Geschäftsführer Philipp Bruelheide, folgt nun ein weiteres Kapitel, in dem Andreas Busemann erneut im Mittelpunkt steht.
Andreas Busemann wurde am 2. August fristlos gekündigt
In der Krise des vergangenen Jahres wurde immer wieder von „vorzeitiger Trennung“ und entsprechenden vertraglichen Regelungen gesprochen – tatsächlich aber blieb Andreas Busemann nach seiner Abberufung – wenn auch ohne Aufgabe – auf der Gehaltsliste des Osnabrücker Zoos. Auch so lassen sich Trennungen von Führungskräften regeln. Dass darüber keine Details an die Öffentlichkeit gelangen, ist üblich. Doch egal, wie man eine derartige Trennung regelt, bei einer Freistellung wird vorausgesetzt, dass zuvor getroffene und vertraglich fixierte Vereinbarungen eingehalten werden.
Das Arrangement, das eigentlich bis weit in das kommende Jahr fortgesetzt werden sollte und dem Vernehmen nach dem Zoo noch eine sechsstellige Summe gekostet hätte, wurde nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats in dieser Woche jedoch beendet – fristlos.
Hat Busemann sich womöglich strafbar gemacht?
Es wurde „in schwerwiegender Art und Weise gegen vertragliche und vermutlich auch gesetzliche Bestimmungen verstoßen“, so eine recht kompakte Mitteilung aus dem Aufsichtsgremium zu den Hintergründen der Trennung. Nur so viel ist von der Seite noch zu erfahren: Es waren keine Einzelfälle, die nach der Freistellung passierten. Noch schwerwiegender könnten Handlungen wiegen, die in Busemanns aktiver Zeit passierten und erst jetzt offenkundig wurden. Aber auch hierzu will man von offizieller Seite noch keine Stellung nehmen. In einer weiteren Sitzung des Aufsichtsrats soll in der kommenden Woche darüber entschieden werden, ob und in welcher Form in dieser Angelegenheit die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird.
Nach außen demonstriert der Aufsichtsrat Einigkeit, insbesondere hinsichtlich der fristlosen Kündigung des freigestellten Ex-Geschäftsführers.
Busemann lehnte eine Aussprache mit dem Aufsichtsrat ab
Busemann selbst, so die Recherchen unserer Redaktion, schwieg bislang gegenüber dem Aufsichtsrat zu den Vorwürfen, die zu seiner fristlosen Kündigung am Freitag geführt haben. Unmittelbar nach Erhalt einer Einladung zu einem Gespräch mit dem Aufsichtsgremium meldete er sich krank. Ohne Aussprache wurde das Kündigungsschreiben am Freitag übergeben.
Gegenüber unserer Redaktion erklärte Andreas Busemann, dass er auf Anraten seines Arztes und vor dem Hintergrund einer schon länger bestehenden Erkrankung und laufender ärztlicher Behandlung dem Termin ferngeblieben sei.
Ein Ex-Geschäftsführer, der auf dem Parkplatz die Autos zählt
Quellen aus dem Osnabrücker Zoo beschreiben die vergangenen Monate mit dem neuen Geschäftsführer Philipp Bruelheide und seinem eigentlich freigestellten Vorgänger Andreas Busemann als „surreal“. So soll „der Ex“ in Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern das Bild einer drohenden Insolvenz gezeichnet haben. Zur Bestätigung seiner Einschätzung soll er die auf dem Parkplatz stehenden Autos gezählt haben.
Gegenüber unserer Redaktion bestätigt Andreas Busemann, dass ihn der Zoo noch immer umtreibt: „Ich habe große Sorge um die finanzielle Entwicklung des Zoos. Ich habe versucht, den AR [Aufsichtsrat] hier vor Fehlentwicklungen zu warnen, die letztendlich die Stadt viel Geld kosten werden – dies habe ich aus Verbundenheit zum Zoo gemacht.“
Scheidender Schatzmeister warnte bereits im August vor einem Jahr
Letztlich bestätigt Busemann mit seiner Einschätzung, die in den vergangenen Monaten auch Gegenstand zahlreicher E-Mails an Mitglieder des Aufsichtsrats gewesen sein soll, was Michael Wendt, der im vergangenen Jahr den Posten des Schatzmeisters der Zoogesellschaft auf eigenen Wunsch an seinen Nachfolger Stefan Burghardt übergeben hatte, bereits öffentlich erklärte.
Wendt warnte bei einer Mitgliederversammlung im August vor einem Jahr, dass auf den Zoo einbrechende Besucherzahlen, ein drohender Millionenverlust im laufenden Haushaltsjahr und eine Finanzsituation ohne Corona-Zuschüsse und Sondereffekte zukommen werden.
„Wendt hatte Recht“, heißt es dazu von einem Funktionsträger der Zoogesellschaft gegenüber unserer Redaktion – „was Andreas Busemann jetzt festgestellt haben will und versucht, dem neuen Geschäftsführer anzulasten, hat er tatsächlich selbst zu verantworten“.