Hat ihn wirklich keiner gehört, den Zwischenruf von Thomas Klein von den Grünen, während der Debatte um ein mögliches Zirkus-Wildtierverbot in Osnabrück vergangenen Dienstag?
der Platz vor der Halle Gartlage gehört doch der Stadt!
Während sich alle Mitglieder des Stadtrates quer durch nahezu alle Fraktionen einig waren, ein Wildtierverbot auf städtischen Flächen würde nicht für den Platz vor der Halle Gartlage gelten, war das doch mal ein neuer Aspekt in der Debatte. Es blieb jedoch beim Zwischenruf.
Wie HASEPOST.de bereits kurz nach der Ratssitzung berichtete, stimmten bis auf Thomas Thiele und Maria-Theresia Sliwka (beide FDP) alle Fraktionen dafür, die Verwaltung prüfen lassen wie zumindest für die städtischen Flächen ein Zirkus-Wildtierverbot zu gestalten sei.
Allgemeine Einigkeit herrschte darüber, dass die Stadt durch den Verkauf des Festspielplatzes vor der Halle Gartlage, Ende 2009 an die Osnabrücker-Herdbuch-Gesellschaft (OHG), den Zugiff auf diese Fläche verloren hätte – auch wir hatten im Vorfeld der Ratssitzung entsprechend berichtet. Wenn da nicht der Zwischenruf von Thomas Klein gewesen wäre…
Wir sind dem Zwischenruf nachgegangen…
Bereits kurz nach der Ratssitzung hatten wir Kontakt zu Thomas Klein, der 2013 auch schon mal für den Posten des Oberbürgermeisters kandidierte, aufgenommen.
Der Grüne Stadtrat erklärte, er sei sich ganz sicher, dass der vordere Teil des Platzes vor der Halle Gartlage damals nicht verkauft worden wäre, sondern nur die “Halle” Gartlage und das Gelände direkt um die Halle herum.
Der Stadtbaurat bestätigt die Vermutung
Heute nun brachte ein Gespräch mit dem Osnabrücker Stadtbaurat Frank Otte mehr Licht in die Angelegenheit. Tatsächlich ist in den vorliegenden Plänen der vordere Bereich des Platzes vor der Halle Gartlage (siehe Karte) nicht die Herdbuchgesellschaft (OG), sondern das städtische Tochterunternehmen “Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft” (OBG) als Eigentümer eingetragen.
Ein Zirkusdirektor ist überrascht
Wir waren heute mit der Kamera vor Ort, wo der Zirkus Charles Knie sich gerade auf sein Osnabrücker Gastspiel vorbereitet. Dort trafen wir Zirkusdirektor Sascha Melnjak, der alle Hände voll zu tun hatte den verschiedenen Kollegen von Radio, TV und Tagespresse Auskunft zu geben.
HASEPOST ist 100% Osnabrück
Wir von der HASEPOST wollen das Thema “Wildtiere im Zirkus” nicht unter dem Tierschutz-Aspekt verfolgen. Unser Fokus ist der lokalpolitische Aspekt. Direktor Melnjak hat nach eigenen Angaben unsere Berichterstattung in den vergangenen Tagen verfolgt. HASEPOST.de hatte den Antrag von UWG und Piraten als erstes Medium in Osnabrück aufgegriffen. Der Zirkus-Direktor war offensichtlich darauf vorbereitet, dass auch wir nähere Informationen zur Haltung, Gehege-Größen und seine Meinung zu PETA erfragen würden. Das überlassen wir aber lieber anderen Medien. Wir hatten heute nur eine einzige Frage:
Wer vermietet den Platz an den Zirkus?
Für den Direktor des Zirkus Charles Knie, war die Antwort klar, die Herdbuchgesellschaft ist sein Vermieter!
Und was sagt die Herdbuchgesellschaft?
Um die Geschichte aufzulösen: kurz vor Feierabend erreichten wir telefonisch noch den beim Herdbuch für die Halle Gartlage zuständigen Ferdinand Hartmann.
Herr Hartmann bestätigte unsere Informationen, dass das Gelände an der Bremer Straße, auf dem ungefähr die Hälfte des Zirkus steht, der Stadt Osnabrück beziehungsweise der Tochter OBG gehört.
Die Vermietung erfolge aber duch die Herdbuchgesellschaft, was so auch beim Kauf der Halle Gartlage vertraglich fixiert worden wäre. Im Gegenzug kann die Stadt Osnabrück für den Frühlings- und Herbstjahrmarkt über das Festgelände verfügen und entsprechend als Gesamtpaket vermarkten.
Es wird also noch spannend, sollte die Stadt tatsächlich ein Wildtierverbot auf städtischem Gelände beschliessen, dies aber aus vertraglichen Gründen mit der Herdbuchgesellschaft nicht durchsetzen können!
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