Was genau der Auslöser war und warum die Maiwoche in diesem Jahr womöglich auf das Maidorf verzichten muss, konnte Stadtbaurat Frank Otte auf Nachfrage nicht genau erklären oder an einem einzelnen Punkt festmachen.
Es ist wohl eine Mischung aus den Vorkommnissen der vergangenen Jahre – hier sticht sicherlich das Unglück bei der Love Parade 2010 am meisten heraus – und einem unrealistischen Zeitplan, innerhalb dessen Maidorf-Betreiber Frederik Heede nun gegen die Windmühlen der Genehmigungs-Bürokratie anlaufen soll – mit täglich schwindender Aussicht auf Erfolg.
Laut Otte führe die Stadtverwaltung seit Jahren Gespräche mit Heede und diversen Gutachtern, immer mit dem Ziel ein dauerhafte Genehmigungsbasis für eine der Hauptattraktionen des immerhin größten Straßenfestes Norddeutschland zu schaffen.
Sicherheit im Maidorf wurde stetig optimiert
Dabei hat sich – gerade auch nach dem Unglück bei der Love Parade – viel getan hinsichtlich der Sicherheit im Innenhof der Stadtbibliothek. In den 14 Jahren seit bestehen des Maidorfes wurden nicht nur Fluchtwege verbessert, zahlreiche Gutachten erstellt und in den Brandschutz investiert, sondern auch Einlasskontrollen eingeführt. Diese Kontrollen, das betonte Heede bei einem Pressetermin am Dienstag, dienen ausschließlich der Sicherheit der bis zu 1.400 gleichzeitig im Maidorf erlaubten Gäste. Lediglich für die exakt 308 Plätze, die in der zweiten Ebene auf vor-reservierten Plätzen ein zusätzliches gastronomisches Angebot in Anspruch nehmen können, gibt es spezielle VIP-Bänder.
Regelmäßige Analysen und Gutachten hätten ergeben, so Heede, dass diese maximal 1.708 Besucher im Brandfall binnen 4 Minuten evakuiert werden könnten.
Vorerst keine Reservierungen möglich
Für die Maiwoche in diesem Jahr muss der Alando-Betreiber derzeit zahlreiche Unternehmen vertrösten, die bei ihm jetzt die gewohnten Tische für Firmenevents reservieren wollen. Bereits etwa 80% der Tische könnten im Januar schon gebucht sein, doch angesichts der unklaren Zukunft des Maidorfs, gibt es aktuell nur eine vage Aussicht bis im März vielleicht doch noch ein genehmigungsfähiges Konzept vorlegen zu können.
Countdown: Wann ist wieder Maiwoche in Osnabrück?
Tatsächlich, das betont Heede, habe man Jahr für Jahr daran gearbeitet immer wieder neuen Vorschriften gerecht zu werden. Zuletzt habe man im vergangenen Jahr investieren müssen, um die Zeltdachkonstruktion auch für erstaunliche 12 Windstärken zu ertüchtigen.
Ein Mitarbeiter beim TÜV könnte das Maidorf retten
Für zahlreiche einzelne Elemente liegen Gutachten und Genehmigungen vor. Die Stadtverwaltung möchte nun aber ein “Baubuch” haben, das grob gesagt alle vorliegenden Einzelgenehmigungen bündelt. Üblich sind derartige Baubücher zum Beispiel für Festzelte, wie auf dem Oktoberfest. Diese Zelte sind jedoch standardisiert und nicht individuell an die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Nach Aussagen von Stadtbaurat Otte und Maidorf-Betreiber Heede gibt es beim TÜV Norddeutschland, der einzigen Institution, die das geforderte Dokument genehmigen kann, lediglich einen einzigen zuständigen Mitarbeiter – und an dem hängt nun die Zukunft des Maidorfs, das nach Angaben Heedes jährlich für 70-80.000 Besucher der Maiwoche ein Ziel ist.
“Spezielle Zielgruppe” des Maidorfs…
Stadtbaurat Otte sieht in der nun womöglich entfallenden Attraktion lediglich ein Element von vielen, die in der Gesamtheit zur Maiwoche beitragen. Die Besucher des Maidorfs bezeichnete Otte dabei mehrfach als “spezielle Zielgruppe”, die bestimmt nicht nur wegen des Maidorfs kommen würde.
Heede, der auch ohne Genehmigung des Maidorfs in diesem Jahr am gewohnten Standort festhalten möchte, wird die Fläche voraussichtlich mit Streetfood-Fahrzeugen beschicken und in diesem Jahr als “Food-Court” betreiben.
Am Rande und offensichtlich auch für den langjährigen Partner der Stadtverwaltung vollkommen überraschend, kündigte Ordnungsamtsleiterin Dr. Sandra Solf an, dass für den Ledenhof, auf dem bereits vor zwei Jahren die TimeZone-Bühne eine vorübergehende Heimat gefunden hatte, ein Interessenbekundungsverfahren gestartet werden soll.
Frederik Heede will sich dran jedoch nicht beteiligen, denn für ihn gehört das Maidorf an den historischen Marktplatz – wenn nicht in diesem Jahr, dann wieder 2019!
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Titelfoto: Montage Hasepost-Grafik