Der Zentralrat der Juden meldet, dass trotz erhöhter antisemitischer Vorfälle in Deutschland keine signifikante Abwanderung von Juden aus dem Land feststellbar ist. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats, äußert sich dabei kritisch über die unzureichende Unterstützung durch die Polizei bei einer jüdischen Veranstaltung in Berlin.
Jüdische Abwanderung aus Deutschland?
Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, teilte der “Rheinischen Post” mit, dass es keine Auswanderung jüdischer Menschen aus Deutschland gebe. “Nein, eine Auswanderung jüdischer Menschen aus Deutschland sehe ich definitiv nicht”, sagte Schuster. Er stellte fest, dass Menschen aus religiösen Gründen nach Israel umzögen, dies jedoch nicht aus politischen Gründen der Fall sei. Das stelle einen Gegensatz zu Frankreich da, wo eine deutliche Abwanderung von Juden zu verzeichnen sei.
Unzureichende Unterstützung bei Veranstaltungen
Schuster äußerte sich kritisch über die Sicherheitsmaßnahmen eines jüdischen Gemeindetags in Berlin. Trotz der allgemein guten Sicherheitsvorkehrungen für die jüdischen Gemeinden, habe die Berliner Polizei anfangs versäumt, ein Hotel mit 1.400 Juden ausreichend zu schützen. “Zu Anfang des Gemeindetags wurden wir von Seiten der Berliner Polizei nicht ausreichend unterstützt”, berichtete Schuster.
Aufschrei wegen Kippa
Nach Schusters Beobachtungen hat sich das Tragen der Kippa und daraus resultierende Gewaltreaktionen in Bereichen wie Berlin und Nordrhein-Westfalen verschärft. Er erinnerte daran, dass er bereits 2015 vorgeschlagen hatte, Juden sollten eine Basecap über der Kippa tragen. Dies sei zu der Zeit bereits eine bekannte Maßnahme unter Juden gewesen. Doch die Übergriffe seien bedauerlicherweise inzwischen häufiger geworden, beklagt Schuster.
Antisemitismus auf dem Vormarsch
“Es ist schon besorgniserregend, dass es mittlerweile einen spürbareren Antisemitismus gibt als in den Jahren zuvor. Besonders seit dem 7. Oktober stellen wir eine dramatische Verschärfung von offenem Antisemitismus auf deutschen Straßen fest, besonders des islamistischen Antisemitismus von türkischstämmigen und arabischen Menschen im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza,” betonte Schuster.
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