Auf dem heutigen Zeitreise-Foto sind ausnahmsweise keine Menschen zu sehen. Unseren Zeitreisenden Frank Förster hat es für diese Zeitreise zurück ins Jahr 1987 verschlagen.
Am 2. März, es war ein Rosenmontag, kam es zu einer ungewöhnlichen Wetterlage, die weiten Teilen Griechenlands und der Türkei schwere Schneestürme bescherte. Den Osnabrückern bleibt dieser Rosenmontag aber wegen seines bis dahin ungekannten Eisregens in Erinnerung.
Regen gefror auf eiskaltem Boden, teils aber schon in der Luft
Schnee, der aus sehr großer Höhe einsetzte, musste an diesem Tag eine ungewöhnliche Warmluftzone durchqueren, was ihn zum Schmelzen und auf Temperaturen nur knapp über den Gefrierpunkt brachte. Der Osnabrücker Boden war allerdings noch durchgefroren und auch die Lufttemperaturen über der Stadt lagen unterhalb des Gefrierpunkts. Der gerade erst im Fallen getaute Schnee gefror also wieder auf seinem Weg nach unten. Spätestens beim Auftreffen auf den Boden oder auf Häuser, Fahrzeuge und vor allem Bäume und Stromleitungen wurde der Regen erneut zu Eis.
Das gesamte Phänomen erstreckte sich in einer Schneise, die vom Emsland bis nach Paderborn und Kassel reichte – mitten drin: Osnabrück.
50.000 Häuser in der Region ohne Strom
Die Osnabrücker naturwissenschaftlichen Mitteilungen vom Oktober 1988 beschreiben den Vorgang und die Folgen im Detail: „Zwischen Fürstenau und Osnabrück-Lüstringen brachen 14 Hochspannungsmasten unter der tonnenschweren Eislast zusammen. Dadurch waren bis zu 50.000 Häuser ohne Strom“.
Unsere Bilder zeigen die Zerstörungen entlang des Herrenteichswalls am Haseufer. Entsprechend der Analyse von Augustin Winterberg und Rolf-Peter Jähn gab es allein in den städtischen Parkanlagen Osnabrücks „Schäden in Höhe von 2,65 Millionen DM. Der durchschnittlich 1,5 bis 3 cm dicke Eispanzer überzog die Bäume, die dadurch bis zum 80fachen des Eigengewichtes zu tragen hatten. Gebietsweise war das Eis bis zu 4 cm dick. Vor allem Birken, Lärchen und Pappeln wurden erheblich beschädigt oder knickten um wie Streichhölzer. Herabstürzende Äste beschädigten zahlreiche abgestellte Fahrzeuge. Im Osnabrücker Stadtgebiet mußten wegen umgestürzter Bäume oder herabhängender Stromleitungen 65 Straßen gesperrt werden. Im Zugverkehr gab es erhebliche Verspätungen. Im Osnabrücker Hafen war der Zweigkanal […] bis zum 3. März gegen 14.30 Uhr wegen umgestürzter Bäume blockiert und zwang die Binnenschiffer zu einem zusätzlichen Liegetag“.
Elf Menschen verloren bei dem Eisregen ihr Leben, allerdings nicht im Großraum Osnabrück. Bei Bissendorf mußten etwa 40 Kraniche mit vereisten Flügeln niedergehen.
Hier die anderen bislang erschienenen Folgen unserer Osnabrücker Zeitreise.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 1. März 2017.