In ihrem autobiographischen Ratgeber „Ein Parasit in meinem Kopf“ spricht Mirja Landsberg ganz offen über ihre Vergangenheit. Zehn Jahre wurde die heute 24-Jährige von einer Essstörung begleitet, die sie in eine Sportsucht stürzte. Während der Pandemie musste sich die Osnabrückerin dann erstmals wirklich mit sich selbst beschäftigen und fand für sich den Grund für ihre Krankheit: Hochsensibilität.
Fast zehn Jahre lang hatte die heute 24-Jährige mit ihrer Magersucht zu kämpfen. Bereits als Kind schickten ihre Eltern sie in stationäre und ambulante Therapie, aber es half ihr nicht. Heute weiß sie, dass sie in den Therapiestunden nicht aktiv mitgearbeitet hat, sich nicht verstanden gefühlt hat. Erst mit dem Beginn der Corona-Pandemie, als Freunde, Sport und Freizeit wegbrachen, beschäftigte sich Mirja Landsberg mit sich selbst. „Während Corona saß ich zu Hause und musste Zeit mit mir selbst verbringen. Ich habe mit Yoga begonnen, um Sport zu machen.“ Immerhin hatte die Osnabrücker Studentin mehrfach in der Woche im Wasser oder auf der Tartanbahn für einen Triathlon trainiert. „Und Yoga hat mental etwas mit mir gemacht.“
Wichtig, „dass sie mich und nicht die Krankheit gesehen haben“
„Ich habe mich als Kind schon immer anders gefühlt. Ich hatte das Gefühl, zu viel zu sein“, erzählt sie. Sie habe sich angepasst, um Anerkennung zu bekommen. „Durch Yoga habe ich zum ersten Mal meine Gefühle zugelassen und erkannt, dass ich fühlen und weinen darf.“ Mirja Landsberg hat in dieser Zeit viel gelesen, sich mit ihrer eigenen Psyche befasst und ihre „hochsensible Ader“ gefunden, die für sie nun auch endlich ihre Krankheit fassbar macht. „Dann hat es mit dem Essen für mich auch wieder funktioniert.“ Dann begann sie, ihr Buch zu schreiben.
Im Februar dieses Jahres hatte sie alles aufgeschrieben, ihre Vergangenheit in den Worten und Zeilen verarbeitet. Im Zuge dessen hat sie auch Interviews mit ihrer Mutter, ihrer besten Freundin und auch mit ihrer Trainerin geführt. Denn natürlich ist es für Betroffene am schwersten, aber als Bezugspersonen zu sehen, wie schlecht es jemandem geht, ist auch nicht leicht. „Damals war es für mich einfach wichtig, dass ich das Gefühlt hatte, dass Familie und Freunde für mich da waren und dass sie mich und nicht die Krankheit gesehen haben. Sie haben mir Mut gemacht, dass da noch ein Mensch ist, der in der Essstörung untergegangen ist, um den es sich aber zu kämpfen lohnt.“
24-Jährige will Mut machen
Mit ihrer Geschichte, die sie auf einigen hundert Seiten niedergeschrieben hat, möchte die gebürtige Bremerin ein Vorbild sein und Mut machen. Für sie ist es ein großer Schritt, so viel von sich in ihrem Text preiszugeben. „Wir können und dürfen über uns reden, wir sind so, wie wir sind, und das ist okay. Vermeintliche Ecken und Kanten müssen wir nicht verstecken.“
Heute bietet Mirja Landsberg selbst Yogastunden in Osnabrück an. 2022 bewarb sie sich sogar für das YouTube-Format 7 vs. Wild. „Dieser Prozess war ultraviel Arbeit, aber wenn man es will, kann man es aus dieser Spirale herausschaffen.“
Jeden Sonntag erscheint ein neues Kapitel
Da sie noch keinen Verlag für ihr Buch gefunden hat, veröffentlicht die Osnabrückerin jeden Sonntag ein Kapitel ihrer Geschichte auf ihrem Blog. Zehn Kapitel sind bereits unter dem Titel „Ein Parasit in meinem Kopf“ erschienen. Die Studentin arbeitet auf ihrem Blog bewusst ohne Fotos. „Die Krankheit wird oft auf den Körper reduziert, ich möchte den Fokus auf den Kopf lenken, denn dort sitzt die Krankheit.“