Als Hilfsprojekt gründetete Marie Hungeling Ende März 2020 die Facebook-Gruppe „Rheine näht gegen Corona“. Was als regionales ehrenamtliches Projekt begann, ist schon lange über die Grenzen der westfälischen Stadt gewachsen: Neben Osnabrücker Schulen senden die Freiwilligen mittlerweile auch Gesichtsmasken nach Amerika, Irland und Afrika.
„Facies“ nennt Marie Hungeling, Initiatorin des Projekts „Rheine näht gegen Corona“, die selbstgenähten Community-Behelfsmasken. Kurz vor dem Höhepunkt der Corona-Krise in Deutschland gründete sie eine Facebook-Gruppe, um Menschen die helfen wollen, mit Menschen zusammenzubringen, die Nähen können. „Hier fand ich dann meine jetzige Projektpartnerin Nicole Bunk. Sie ist Näherin und hat die Masken-Schnittmuster für uns fertig gemacht.“ In kurzer Zeit traten über 300 Personen der Gruppe bei und beteiligten sich aktiv am Waschen, Zuschneiden, Nähen und Bügeln der Behelfsmasken. „Erst haben wir Masken für ‚Helfer in erster Reihe‘ genäht, sprich Krankenhäuser. Danach kamen die Arztpraxen, Schulen und gemeinnützigen Vereine“, führt Hungeling weiter aus. Als alle wichtigen Organisationen und Einrichtungen in Rheine versorgt waren, wuchs das Projekt über die Grenzen der westfälischen Stadt hinaus.
Aus Rheine in die ganze Welt
„Als wir in Rheine fertig waren, lieferten wir Masken nach Ochtrup, Ibbenbüren und die nähere Umgebung. Durch einen Arzt mit Kontaken ins Ausland fanden unsere Facies den Weg nach Irland, England und Amerika. Mittlerweile kooperieren wir sogar mit der UN in Afrika“, erzählt die Initiatorin. Die erste Ladung mit rund 3.000 Masken ist bereits angekommen. „Unser Projekt ist durch gutes Networking groß geworden und alle helfen freiwillig mit. Die Firma Rohlmann aus Rheine beliefert uns mit Heftstreifen, Kettelhack und Conermann helfen uns mit Textilien wie Baumwolle und Jersey. Bis heute haben wir 20.000 Masken nähen können.“
Dreh- und Angelpunkt im eigenen Haushalt
Im Verlauf der Zeit sind die Arbeitsabläufe der weit über 100 Beteiligten immer professioneller geworden. Am Anfang fragten Hungeling und ihre Helfer nach alter Bettwäsche, um Masken daraus zu nähen. „Die lag aber öfter schon mehrere Jahre im Schrank und musste gewaschen werden. Irgendwann sind dann so viele Spenden eingegangen, dass die Kapazitäten eines Privathaushalts einfach überschritten waren. Also fragten wir in die Gruppe, ob jemand eine Waschmaschine zur Verfügung stellen kann – und so kamen immer mehr Menschen zusammen.“ Jetzt wird der Stoff von Privatpersonen zugeschnitten und zurück zu Hungeling gebracht. Sie packt die Zuschnitte mit Heftstreifen in Pakete, die dann von Näherinnen abgeholt werden. Fertige Masken werden abschließend wieder zu Hungeling gebracht, in Plastiktüten vakuumiert und sind versandfertig.
Hilfe zur Selbsthilfe
Auch die Grundschule in Hellern und die Gesamtschule Schinkel (GSS) konnten sich über insgesamt 350 selbstgenähte Facies freuen, um den Schulalltag etwas sicherer zu gestalten. Vertreter der Grundschule und der GSS holten die Masken kontaktlos aus Rheine ab. Darüber hinaus erhielt die Gesamtschule, mit ihrem gut ausgestatteten Textilbereich, das Schnittmuster für die Facies. Das Kollegium und die Schulleitungen bedankten sich herzlich für das Engagement der freiwilligen Helfer. „Wir sind ein tolles und motiviertes Team. Alle haben Spaß an der Arbeit und wir können dort helfen, wo es wirklich gebraucht wird“, schließt Hungeling das Gespräch mit unserer Redaktion.